Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
Vom Netzwerk:
der Rabbi rasch ein. «Das Foto zeigt, dass er einen Schlag auf den Kopf erhielt, an der Schläfe. Er könnte doch auch einen Stoß bekommen haben und mit dem Schädel gegen die Ecke des Simses geprallt sein.»
    «Ja, und haargenau dasselbe hätte durch die Wucht der Explosion passieren können.» Adoumi war wieder ganz ruhig, die momentanen Zweifel, die durch die Argumentation des Rabbi ausgelöst wurden, waren verschwunden. Er sprach gleichgültig, sogar ironisch weiter. «Oder wollen Sie etwa damit andeuten, dass irgendjemand, nachdem Memavet mit dem Doktor kämpfte oder was immer, des Wegs gekommen wäre und ihm eine Bombe aufs Fensterbrett gelegt hat? Das wäre schon ein recht bemerkenswerter Zufall, wie Sie selbst zugeben müssen. Überdies sind wir in erster Linie an der Bombe interessiert, und Sie haben nicht bewiesen, dass Ihr junger Mann nicht hätte zurückkommen und sie deponieren können, ob die Tür nun verschlossen war oder nicht.»
    «Wie Sie sagen, es wäre ein bemerkenswerter Zufall und daher nicht sehr wahrscheinlich», räumte der Rabbi ein. «Wenn Memavet dagegen durch einen Schlag auf den Schädel getötet worden wäre, dann wäre der Killer derjenige, der die Bombe hingelegt hat. Und das wiederum wäre wahrscheinlich.»
    «Wieso? Warum sollte er ihn noch in die Luft sprengen wollen, wenn er ihn bereits umgebracht hatte?»
    «Wieso?», wiederholte der Rabbi. «Weil jeder einen anderen durch einen Schlag über den Kopf ermorden kann, und daher auch jeder als Verdächtiger infrage kommt. Bei einer Bombe aber schließt man auf Terroristen, und sie sind für gewöhnlich auch entgegenkommend genug, die Urheberschaft zu beanspruchen.»
    «Aber Sie haben angedeutet, dass Dr. Ben Ami den Mord begangen hat. Woher sollte er eine Bombe haben? Schließlich pflegen Ärzte keine Bomben mit sich in der Tasche herumzutragen.»
    Der Rabbi war offensichtlich in Nöten. «Ich bin relativ neu hier, daher weiß ich nicht, was möglich ist und was nicht. Aber das Land befindet sich im Kriegszustand, und das seit geraumer Zeit. Ich denke, es dürfte nicht so schwierig sein, an eine Bombe, oder zumindest an Sprengstoff, zu gelangen. Gittel erwähnte, dass Dr. Ben Ami Ihnen die Wohnung verschafft hat, daher nahm ich an, vielleicht hat er irgendeine Beziehung zu dem Bauunternehmer …»
    «Er ist der Bruder von Phil Resnik», warf Adoumi ein. «Na und?»
    «Nun, bei Bauunternehmungen wird häufig gesprengt, und ich dachte …»
    «Sie dachten, er könnte einfach zu seinem Bruder gehen und ihn um ein paar Stäbe Dynamit bitten?», fragte Adoumi lachend. «Haben Sie sich vorgestellt, Phil Resnik hat seinem Bruder Dynamit zum Experimentieren gegeben, oder Dr. Ben Ami ist, nachdem er Memavet umgebracht hat, zu seinem Bruder gelaufen, hat sich das Dynamit geholt, die Bombe damit gebastelt und vielleicht noch einen Zeitzünder eingebaut und ist hierher zurückgelaufen?» Sein Blick streifte Stedman und Gittel, die sich vor Verlegenheit wanden. Er fuhr nicht unfreundlich fort: «Eine gute Leistung, Rabbi, sogar wirklich scharfsinnig. Nur hat es sich nicht um eine solche Art von Bombe gehandelt. Es war vielmehr ein spezieller Typ, den die Terroristen schon vorher verwendet haben. Sieht wie ein kleines Plastikradio aus. Wir haben die Beschreibung in der Presse veröffentlicht …» Seine Stimme verlor sich, als er erkannte, dass der Rabbi nicht zuhörte, sondern an die Decke starrte.
    «Resnik, Resnik», murmelte er. «Das muss es sein.» Er beugte sich vor. «Als wir bei Memavet waren, Dan, sein Sohn und ich, hat er uns eine lange Geschichte von einem schrecklichen Unrecht erzählt, dass ihm durch einen gewissen Dr. Rasnikow zugefügt worden war.»
    «Stimmt», bestätigte Stedman. «Ich erinnere mich. Rasnikow war der Name des Arztes, der ihn dem Waldarbeiterkommando zuteilte.»
    «Wir waren völlig Fremde für ihn», fuhr der Rabbi fort. «Aber trotzdem erzählte er sie uns. Offensichtlich war das eine fixe Idee von ihm, und er hat wahrscheinlich zu vielen Menschen davon gesprochen.»
    Der Rabbi stand auf und begann umherzuwandern. Die Blicke der anderen folgten ihm. «Rasnikow, Resnik – der gleiche Name. Ich kann nicht Russisch, aber ich weiß, dass ‹ ow› im Russischen ein gebräuchliches Suffix ist und ‹Sohn des› bedeutet. Ich hab freilich keine Ahnung, was Resnik heißt …»
    «Schochet», sagte Gittel prompt, «ein resnik ist ein Schochet , ein ritueller Schlächter.»
    «Tatsächlich? Jedenfalls ist es derselbe

Weitere Kostenlose Bücher