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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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geworden? Wieso ist er nicht ins Bankgeschäft eingestiegen?» Drexler stellte die Frage, die sich auch den meisten aufgedrängt hatte.
    «Wozu wollen wir da lange drumrumreden – solche Leute gibt’s eben. Das ist so was Ähnliches wie ein Kreuzzug, versteht ihr …»
    «Und wie sieht’s mit der Rabbitzin aus?»
    Winer krümmte Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis, womit er vorbehaltlose Zustimmung ausdrücken wollte. «Ihr könnt mir glauben, die Rabbitzin ist wirklich Klasse. Sie war in Wellesley, vielleicht war’s auch Vassar oder Bryn Mawr – jedenfalls auf einem von den besten Frauencolleges. Und noch was – sie ist eine Stedman, Tatsache.»
    «Was heißt das – eine Stedman?»
    «Dan Stedman. Nie von ihm gehört?»
    «Du meinst den Kommentator? Im Fernsehen?»
    «Richtig. Das ist ihr Bruder.»
    «Klingt nicht schlecht», meinte Raymond. «Könntest du ihn anrufen und mit ihm vereinbaren, dass er mal herkommt? Dann können wir ihn uns ansehen und ihm auf den Zahn fühlen. Vielleicht könnte er einen Gottesdienst am Freitagabend übernehmen?»
    «Ähem.» Winer schüttelte den Kopf. «Einen Mann wie Rabbi Deutch fordert man nicht zu einer Probepredigt auf. Wenn ihr interessiert seid, könnte ich mal auf den Busch klopfen. Ist er dann interessiert, könnten wir ja hinfahren, ihn uns anschauen und mit ihm reden.»

6
    Plötzlich waren die Smalls überaus gefragt. Leute, die sie kaum kannten, fanden einen Vorwand, bei ihnen hereinzuschauen – ihnen einen sicheren, angenehmen Flug zu wünschen, aber vor allem einen sicheren. «Eigentlich wollten wir auch um diese Zeit fahren, aber meine Frau meint, wir sollten doch lieber abwarten, bis sich die Lage ein bisschen beruhigt hat – ’n Mensch könnte ja verletzt werden, wenn eine von diesen Bomben explodiert (selbstbewusstes Kichern) –, und da haben wir uns entschlossen, stattdessen auf die Bermudas zu fliegen.»
    Sie gaben ihnen Namen und Adressen von Leuten, die sie aufsuchen sollten. «Ich hab ihn vor vier Jahren kennen gelernt, als ich dort war. Er hat einen sehr wichtigen Forschungsauftrag an der Universität. Einer von den maßgeblichen Männern drüben. Ich schreib ihm, dass Sie kommen. Rufen Sie ihn gleich an, ja?»
    Sie zeigten ihnen das Programm der Reise, die sie im vergangenen Jahr gemacht hatten; dazu Farbdias und Fotos von sämtlichen Stätten, die sie besichtigt hatten. Unter gar keinen Umständen dürften die Smalls auch nur einen von diesen Höhepunkten versäumen. «Das hier hab ich an einem etwas diesigen Tag aufgenommen, deshalb kriegen Sie nicht den vollen Effekt mit, Rabbi, aber ich sag Ihnen, die Aussicht ist atemberaubend. Und dann müssen Sie unbedingt …»
     
    Meyer Paff, eine der Säulen der Gemeinde, suchte die Smalls auf. Er war ein Hüne von einem Mann mit einem großflächigen Gesicht. Seine Wurstfinger umspannten die Hand des Rabbi mit festem Druck, als er ihn begrüßte. «Hören Sie auf meinen Rat, Rabbi. Lassen Sie sich bloß nicht in die Besichtigungstouren reinhetzen. Ich war schon viermal drüben. Beim ersten Mal haben sie mich vom frühen Morgen bis in die späte Nacht rumgejagt. Nach der ersten Woche hab ich erklärt, ich setze keinen Fuß mehr aus dem Hotel. Und das hab ich auch die übrigen Male gemacht. Ich bin im Hotel geblieben, hab am Swimmingpool gehockt und Karten gespielt. Meine Frau, die wollte natürlich was sehen. Bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit hat sie eine von diesen Touren gebucht. Sie soll ruhig fahren, hab ich ihr gesagt, und mir nachher alles erzählen. In keinem andern Land würde ich daran denken, sie allein losziehen zu lassen, aber in Israel hat man das Gefühl, es kann nichts passieren. Da sind immer irgendwelche Damen von der Hadassa, und wenn sie sie auch nicht kennt, so kennt sie doch wenigstens jemand, den die kennen. Das ist wie ’ne Familie. Und ich sag Ihnen was – kurz vor dem Rückflug hab ich mir ’nen Haufen Dias von den verschiedenen Orten gekauft. Und wenn mich die Leute fragten: ‹Das hast du doch bestimmt gesehen, nicht wahr?›, hab ich geantwortet: ‹Worauf du dich verlassen kannst.› Phantastisch. Ich hab ein paar einmalige Aufnahmen davon gemacht.»
     
    Ben Gorfinkle besuchte ihn. «Ich hab mit meinem Schwager gesprochen. Sie wissen doch, er ist Chefredakteur vom Times-Herald . Er dachte, vielleicht sind Sie daran interessiert, ein paar Artikel für die Zeitung zu schreiben.»
    «Aber ich bin doch kein Reporter», meinte der Rabbi.
    «Ich weiß. Er hat

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