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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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«Nebenbei hattest du sie auch so langsam satt.»
    «Das ist richtig.»
    «Aber hier respektiert dich jeder. Wenn du bleiben würdest …»
    «Wäre es dasselbe. Jeder ist freundlich und höflich und liebenswürdig, weil sie wissen, dass ich nur auf kurze Zeit hier bin. Wenn ich einen regulären langfristigen Vertrag hätte, wäre es hier das gleiche Lied wie in Darlington.»
    «Glaub das nicht, Hugo», sagte sie rasch. «Als du nach Darlington kamst, warst du ein junger Mann. Du hattest nichts – kein Geld, keinen Namen. Kein Wunder, dass man dich zu Anfang ganz schön rumkommandiert hat – bis du im Lauf der Jahre mehr Rückgrat, mehr Durchschlagskraft bekommen und damit ihre Achtung gewonnen hast. Hier wissen die Leute, dass du sie nicht brauchst. Du kriegst beinahe ebenso viel Pension, wie sie dir bezahlen. Kein Mensch kann dich rumschubsen, und das wissen sie auch, deshalb werden sie’s gar nicht erst versuchen. Ach, Hugo, du könntest noch fünf oder sieben Jahre bleiben, und dann würden wir nach Florida gehen oder vielleicht nach Israel.»
    «Na ja, das ist keine schlechte Idee … ich meine, wieder eine Stellung anzunehmen», gab er zu, «aber die hier kommt natürlich überhaupt nicht infrage. Du scheinst zu vergessen, dass Rabbi Small in einem Monat wieder zurück ist.»
    «Woher weißt du das?», fragte sie scharf.
    «Na ja, das war … generell vereinbart. Ich wurde für drei Monate engagiert, weil Rabbi Small in drei Monaten zurückkommen sollte.»
    «Ganz so ist es nicht, Hugo.» Obwohl sie allein waren, senkte Betty Deutch die Stimme. «Im Frauenverein sind ein paar, mit denen ich mich angefreundet habe, und die haben sich verplappert. Wusstest du zum Beispiel, dass Rabbi Small während seines Urlaubs kein Geld kriegt?»
    «Was – er kriegt kein Geld?» Er war entsetzt. «Du meinst, sie haben die Gehaltszahlung ausgesetzt?»
    «Wie ich gehört habe, hat er sie abgelehnt. Er hat es abgelehnt, über einen Vertrag zu reden, und sich sogar geweigert, zu versprechen, dass er zurückkommt.»
    Rabbi Deutch konnte das kaum glauben. «Er hat den Eindruck eines sehr vernünftigen jungen Mannes gemacht. Und dann lehnt er es ab, Gehalt zu nehmen – ein junger Mensch mit Familie – phantastisch! Natürlich könnte es auch an der Art gelegen haben, wie man es ihm anbot.»
    «Aber es könnte auch darauf schließen lassen …»
    «Sagen wir, es lässt einen über verschiedene Möglichkeiten nachdenken.» Er nickte. «Ja, es stimmt einen nachdenklich.»

20
    Familie Small hatte jetzt ihren geordneten Tagesablauf, und nach ein paar Wochen kam es ihnen vor, als lebten sie schon seit Jahren in Jerusalem. Trotz ihres dürftigen Hebräisch hatte Miriam sich vielleicht am besten akklimatisiert, was an ihrem ausgefüllten Programm lag. Nachdem sie Jonathan zur Schule geschickt hatte, fuhr sie ins Hadassa Hospital, wo sie an fünf Vormittagen in der Woche als freiwillige Helferin arbeitete. Gegen ein Uhr kam sie nach Hause und hatte bis zum nachmittäglichen Geschäftsschluss eine Stunde Zeit für ihre Einkäufe. Sie hatte sich schon vorher eine Liste darüber gemacht und sich von ihrem Mann die hebräischen Bezeichnungen sagen lassen oder die unbekannten Worte im Lexikon nachgeschlagen. Manchmal übte sie die Sätze, die sie vermutlich brauchen würde, und ließ sich vom Rabbi verbessern. «Wie viel kostet das Kilo hiervon?» – «Haben Sie keine größeren?» – «Würden Sie das bitte in die Victory Street Nummer fünf bringen? Sie können es vor die Tür stellen, wenn ich nicht zu Hause bin. Milch und Butter nehme ich mit.»
    Während Jonathan nach der Schule mit Shauli spielte, besuchte sie einen Schnellkurs für Hebräisch. Nach dem Abendessen lernte sie ihre Lektionen für den folgenden Tag. Manchmal machte sie mit David noch einen kleinen Abendspaziergang, und bei seltenen Gelegenheiten nahmen sie einen Babysitter, sodass sie ins Kino gehen oder mit neuen Freunden zusammen sein konnten.
    Jonathan war glücklich und zufrieden. In der unmittelbaren Nachbarschaft wohnten zahlreiche gleichaltrige Kinder, ganz anders als in Barnard’s Crossing. Und die Sprache erlernte er schneller als seine Mutter mit all ihrem Unterricht. Innerhalb von wenigen Tagen begann er sie Emah und seinen Vater Abba zu nennen. Abgesehen davon sprach er Englisch mit seinen Eltern, auch wenn er die hebräischen Wörter für das, was er sagen wollte, kannte, aber mit der Zeit mischte er die beiden Sprachen, und die immer wiederkehrenden

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