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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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auf die … Smalls», entgegnete Aaron nach einem Blick in seine Notizen. «Sie waren nicht zu Hause. Ich kann ja nochmal hingehen und mit ihnen reden, wenn Sie’s für der Mühe wert halten. Aber sie sind gerade aus Amerika angekommen. Nicht sehr wahrscheinlich, dass sie am ersten Tag jemand erwarteten.»
    «Und wer gehört zu der Familie?»
    «Mr. und Mrs. Small. Er ist Rabbi oder so was. Und dann der kleine Sohn. Ach ja, die Nachbarin hat gesagt, sie sind mit einer Tante von Mrs. Small gekommen, die in Tel Aviv lebt und sie hergefahren hat.»
    «Aha!»
    «Meinen Sie, die Tante …»
    «Nein, aber sie ist bereits jemand, der nicht eben erst angekommen ist.»
    «Sie ist nicht mehr dort. Am nächsten Vormittag ist sie wieder weg.»
    «Am Sabbat?»
    Aaron nickte.
    Ish-Kosher schüttelte den Kopf – verärgert, missbilligend. Dann lehnte er sich zurück und sagte: «Hören Sie zu, Aaron. Wahrscheinlich ist gar nichts dran, aber es könnte sich immerhin lohnen, das nochmal nachzuprüfen. Wenn Sie in den nächsten Tagen in der Nähe sind, könnten Sie bei ihnen reinschauen.»
    Aaron nickte. Dann rutschte er auf seinem Stuhl herum und räusperte sich. «Sie meinen nicht, dass Adumi vielleicht auf der richtigen Spur …»
    «Natürlich ist er auf der richtigen Spur. Es besteht kein Zweifel, dass es sich um Terroristen handelt. Der Typ von Bombe beweist das. Aber welche Terroristen? War es Al Fatah, die Befreiungsfront, der Schwarze September? Sie alle haben die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Das tun sie ja bekanntlich meistens. Daher schnappt sich Adumi alle, deren Namen er in den Akten hat, und verhört sie. Die meisten von ihnen sind jung und unerfahren … und nervös, und da rutscht ihnen dann was raus. Das ist die Methode von der Armee und von Shin Bet. Und sie funktioniert, weil sie auf der Voraussetzung beruht, dass die Terroristen blind zuschlagen, auf jeden – Frauen, Kinder. Sie wollen Terror verbreiten, nicht irgendein bestimmtes militärisches Ziel erreichen. Unter dieser Voraussetzung ist ihre Methode wahrscheinlich das einzig logische Verfahren.»
    Der Inspector lehnte sich zurück. «Aber angenommen, einer der Terroristen hat was gegen einen bestimmten israelischen Bürger. Dann kann ihr Anschlag genauso mühelos gegen ihn gerichtet sein. Verstehen Sie? Diesmal nun war das Opfer ein Professor von der Universität. Nehmen wir mal an, sie waren speziell hinter ihm her. Das legt die Möglichkeit nahe, dass es sich um eine arabische Studentengruppe handelte. Und bei den Arabern an der Universität funktioniert das System von Shin Bet nicht so gut. Sie behandeln sie eher mit Glacéhandschuhen. Regierungspolitik. Wenn es uns also gelingt, die Gruppe oder die Einzelperson auszumachen, könnten wir etwas tun, wozu Shin Bet vielleicht außerstande ist.»
    «Aber wir haben seine Kollegen und seine Studenten verhört. Und die waren alle einer Meinung – ein ruhiger, harmloser alter Mann, der keiner Fliege was zuleide getan und nie einen Studenten durchfallen lassen hat.»
    «Augenblick mal, Aaron. Sie zitieren da. Stand das nicht in einem der Berichte – ‹ruhiger, harmloser alter Mann›?» Er wühlte in den Papieren auf seinem Schreibtisch. «Ach, hier ist’s ja: Aussage von Professor Robinson. ‹Jakob Carmi war ein ruhiger, harmloser alter Mann, der keiner Fliege was zuleide tat, Arabern ebenso wenig wie Juden. Erst neulich erzählte er mir von einem Projekt für die arabischen Bauern im Gebiet von Jericho, an dem er beteiligt war, irgendwas, wodurch sich ihre Ernteerträge vervierfachen könnten.› Was halten Sie davon?»
    «Na ja, natürlich hab ich die Aussage gelesen, aber …»
    «Aber was bedeutet das, Aaron?»
    «Dass er ein ruhiger, harmloser alter Mann war …»
    «Tja», meinte der Inspector. «Es bedeutet, dass Jakob Carmi eine Idee hatte, die den arabischen Bauern vielleicht zusätzliche Einkünfte bringen würde. Und sie war nicht offiziell bekannt, sondern nur innerhalb der Universität. Und das heißt, Aaron» – er hob den Zeigefinger, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen –, «wenn seine Pläne der Politik der Terroristen zuwiderliefen, konnte wohl nur jemand an der Universität davon wissen.»
    «Aber damit sollte doch den arabischen Bauern geholfen werden …»
    «Das ist genau das, was die Terroristen nicht wollen. Wer hat durch sie am meisten gelitten? Nicht die Juden. Wir konnten uns selber schützen. Es waren die Araber, zehn zu eins, zwanzig zu eins. Diese armen

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