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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Gerechtigkeit widerfährt.»
    Eine Freischärlergruppe im Libanon betonte, die israelische Regierung bediene sich wieder einmal ihres alten Tricks und versuche, überall in der Welt um Sympathie zu werben mit der angeblichen Behauptung, das Opfer sei ein harmloser Zivilist. Es sei jedoch wohl bekannt, dass Memavet mit der Jewish Agency in Verbindung gestanden habe und erst wenige Tage zuvor in geheimer Mission in Zürich gewesen war.
    Das Palästinensische Komitee in Syrien erklärte, in Mazel Tov Street Nummer eins sei eine Geheimanlage der israelischen Armee untergebracht gewesen, ein elektronisches Nervenzentrum, das ihre tapferen Kommandos zerstört hätten. Memavets Tod sei ein reiner Zufall gewesen.
    Die halbamtliche Kairoer Zeitung Al-Ahram behauptete, die israelische Regierung verschweige die wahren Hintergründe des Zwischenfalls. Sie zitierte den Führer der Liga zur Befreiung Palästinas, der sagte, zum fraglichen Zeitpunkt habe in Mazel Tov Street Nummer eins eine geheime Zusammenkunft stattgefunden, an der eine Anzahl hoher Beamter teilgenommen hätte; es dürfte an die fünfzig Todesopfer gegeben haben.
    Die Liga für anglo-arabische Freundschaft meinte in ihrer Verlautbarung, es seien genügend Beweise dafür vorhanden, dass der Bombenanschlag von den Israelis verübt worden sei; sie wollten damit in der Welt um Sympathie werben, wie sie es auch bei anderen Gelegenheiten versucht hatten; damals hatten sie heimlich Sprengladungen in Flugzeuge gelegt und es dann auf die Araber geschoben.
     
    Der Rabbi erfuhr es durch die Spätnachrichten im Radio. Der erste Schock auf die Erkenntnis, dass es sich bei dem Getöteten um einen Mann handelte, den er noch am Vormittag gesehen und gesprochen hatte, wurde unmittelbar darauf von dem Gefühl abgelöst, dass er etwas unternehmen sollte. Er rief Stedman an.
    «Ja, ich hab schon vorhin davon in der Hotelhalle gehört. Grässlich!»
    «Ich denke, wir sollten zur Polizei gehen», sagte der Rabbi.
    «Zur Polizei? Wieso sollten wir zur Polizei gehen? Was können wir ihnen erzählen, das auch nur den geringsten Nutzen hätte, Rabbi?»
    «Zum Beispiel das, was er uns erzählt hat. Sie könnten das Tonband abspielen. Die Sache mit seinem Feind …»
    «Entschuldigen Sie, Rabbi, aber Sie denken einfach nicht logisch. Wenn dieser Sowieso … dieser Rasnikow umgekommen wäre, dann könnte ihnen unsere Geschichte von Memavets Hass und Feindschaft weiterhelfen. Aber es war ja Memavet, den es erwischt hat.»
    «Trotzdem finde ich, dass sie es wissen sollten.»
    «Glauben Sie mir, sie wissen es. Und wenn nicht, werden sie’s bald genug erfahren. Sie werden in dem Laden nachfragen, in dem er seinen Schreibtisch hatte, und …»
    «Woher wissen Sie, dass er die Geschichte dort erzählt hat?»
    «Aber ich bitte Sie, Sie haben doch selber gehört, was der Mechaniker gesagt hat. Ein meschuggener alter Mann, der einem … wie hat er sich ausgedrückt? … ach ja, der jedem seinen Zores prompt erzählt. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir die Geschichte als Erste zu hören gekriegt haben – wir, drei völlig Fremde? Wenn er sie uns erzählt hat, können Sie Gift drauf nehmen, dass er sie jedem, der sie hören wollte, zum Besten gegeben hat.»
    Der Rabbi schwankte. «Trotzdem … ich weiß nicht recht … ich bin der Meinung, es schadet doch nichts, wenn …»
    «Ich sag ihnen was, Rabbi, ich bin viel im Ausland rumgekommen, und eins hab ich dabei gelernt: Wenn’s zu vermeiden ist, soll man sich nicht mit der Polizei einlassen. Ich weiß, was Sie denken: In Israel ist das was anderes. Aber ich gebe Ihnen mein Wort darauf – die Polizei ist überall in der Welt gleich. Und dann haben wir doch nichts zu berichten, außer dass wir ihn an dem Morgen des Tages gesehen haben, an dem er getötet wurde. Nach uns kann jede Menge von Besuchern da gewesen sein. Der Arzt hat ihn, kurz bevor es passierte, noch gesehen.»
    «Trotzdem würde ich gern mit Ihnen darüber sprechen. Vielleicht könnten wir uns morgen irgendwann treffen …»
    «Tut mir Leid, Rabbi, aber ich muss in aller Frühe nach Haifa. Ich bin ein paar Tage weg. Nach meiner Rückkehr treffen wir uns dann, wenn Sie meinen.»
    Der Rabbi legte auf. Er war beunruhigt. Gegen das, was Stedman gesagt hatte, war nichts einzuwenden, dennoch war er der Ansicht, sie sollten zur Polizei gehen. Doch allein konnte er das nicht tun. Das könnte die Frage aufwerfen, warum Stedman nicht gleichermaßen berichtet hatte, und genau die

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