Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
Vom Netzwerk:
«Na, vielleicht kann ich Ihnen helfen. Hätten Sie gern seinen Namen?» Er zog einen Zettel aus der Aktentasche und schob ihn Adoumi hinüber. Darauf stand: «Ich bin um sieben wiedergekommen, wie besprochen. Stedman.»
    «Woher haben Sie das?»
    «Einer von meinen Leuten hat daran gedacht, im Briefkasten nachzusehen. Da war’s drin.»
    «Aber es trägt kein Datum. Der Zettel kann ebenso gut vor ein paar Tagen reingesteckt worden sein. Der Doktor hat nichts davon erwähnt, dass der junge Mann eine Nachricht geschrieben hat. Wie er sagte, hat er ihm nachgeschaut, als er die Straße runterging.»
    «Vielleicht ist er wieder umgekehrt, nachdem der Arzt weg war.»
    «Denkbar.» Adoumi studierte den Zettel. «Stedman, Stedman … wo hab ich den Namen schon gehört?»
    «Es gibt einen recht bekannten amerikanischen Journalisten namens Stedman. Er ist jetzt im Land, wohnt im King David. »
    «Nein, nein.» Adoumi begann, unter den Aktendeckeln auf seinem Schreibtisch herumzuwühlen. «Ja, hier ist es – Stedman. Das, Chaim», sagte er bedeutungsvoll, «ist der Name eines amerikanischen Studenten an der Universität, der oft in Gesellschaft eines arabischen Studenten namens Abdul El Khaldi gesehen wurde. Und für diesen Abdul interessieren wir uns seit einiger Zeit.»
    «Habt ihr etwas gegen ihn?», erkundigte sich Ish-Kosher ungeduldig.
    «In dem Sinne, dass es euch von der Polizei interessieren würde? Nein. Kein verdächtiges Verhalten. Er war überaus vorsichtig.»
    «Also dann …»
    «Das könnte an sich schon verdächtig sein, Chaim.»
    «Soll das heißen, Sie interessieren sich für die Araber, die sich auffällig benehmen und genauso für die anderen?»
    Adoumi lachte kurz auf. «Das kommt der Wahrheit ziemlich nahe, Chaim. Wir verdächtigen sie alle. Aber wenn ich sage, wir interessieren uns für Abdul, meine ich, dass wir ihn im Auge zu behalten versuchen. Er hat zwar unseres Wissens nichts getan, aber es gab Gerüchte. Araber, die sich aus dem einen oder anderen Grund gut mit uns stellen wollen, lassen uns gelegentlich kleine Tipps zukommen. Und sein Name ist dabei mehr als einmal aufgetaucht. Deshalb lassen wir ihn beobachten. Natürlich nicht vierundzwanzig Stunden am Tag; dafür haben wir nicht genug Leute. Aber wir behalten ihn im Auge, und in dem letzten Bericht, der mir vorliegt, wird ein Student namens Stedman erwähnt, der häufig mit ihm zusammen ist. Das erregt logischerweise mein Interesse an Stedman. Und wenn ich sehe, dass jemand namens Stedman irgendeine Verbindung zu Memavet hat, ihn vielleicht sogar genau in der Nacht aufsuchte, in der er getötet wurde …»
    «Werden Sie ihn sich greifen?»
    «Nein, Chaim. Ich denke, im Augenblick halte ich mich da raus. Ich überlasse das Ihren Leuten; Sie werden ihn vernehmen. Und zwar hätte ich gern Folgendes …»

32
    Ish-Kosher blätterte den Pass durch und betätigte dann einen Knopf an seinem Schreibtisch. Dem Beamten, der auf sein Klingeln hereinkam, händigte er das Dokument aus: «Überprüft das.» Dann wandte er sich wieder Roy zu.
    «Also, Mr. Stedman, ich wüsste wirklich gern, warum Sie sich nicht gemeldet haben. Ich würde doch annehmen, dass Sie als Gast unseres Landes eigentlich darauf brennen müssten, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, wenn Sie etwas über ein Verbrechen wissen.»
    «Aber ich wusste doch gar nichts von einem Verbrechen. Ich meine, ich hab von dem Anschlag gehört, aber er fand statt, nachdem ich weg war. Und ich hab nichts gesehen.»
    Ish-Kosher fingerte an seiner Jarmulke und lächelte. «Sie sind kein ungebildeter Mensch, Mr. Stedman. Sie studieren an unserer Universität. Ihnen muss doch klar sein, dass auch eine negative Zeugenaussage wichtig ist. Die Tatsache, dass Sie – sagen wir – zwischen fünf vor sieben und viertel oder zwanzig nach nichts gesehen haben, bedeutet, dass die Bombe früher gelegt worden sein muss – oder später. Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, dass das für die Polizei von Interesse sein und ihr weiterhelfen könnte?»
    «Na ja, dran gedacht hab ich schon», gab Roy zu, «aber dieser Arzt war doch auch da gewesen und konnte alles genauso sehen wie ich.»
    «Nicht ganz», korrigierte ihn Ish-Kosher. «Er war im Haus und Sie draußen. Und als Sie zurückkamen, um die Mitteilung zu hinterlassen, war er bereits weg.»
    «Na, ich glaube, das hab ich mir nicht so genau klar gemacht. Ich dachte eben, er sei zur Polizei gegangen, weil er ja ’ne Aussage gemacht hat, warum also ich auch

Weitere Kostenlose Bücher