Am Montag flog der Rabbi ab
noch?» Roy hatte einen Schreck bekommen, als die Polizei bei ihm erschienen war und er in das Büro des Inspectors gebracht wurde. Aber jetzt war ihm wieder wohler. Ein Inspector mit einer Jarmulke – das war beruhigend.
«Wann haben Sie diese Verabredung mit Memavet getroffen?»
Roy hatte vorgehabt, die frühere Zusammenkunft nicht zu erwähnen, um seinen Vater und den Rabbi nicht hineinzuziehen. Doch der Inspector war so sachlich, dass es sinnlos erschien, es zu verheimlichen. «Die Verabredung ging von Memavet aus, nicht von mir. Wir waren nämlich morgens dort gewesen … na ja … genau genommen mittags.»
«Wir?»
«Ja. Mein Vater hatte mich angerufen. Er wollte Memavet aufsuchen wegen eines Wagenkaufs, sagte er. Und weil er dachte, ich verstehe vielleicht mehr von Autos, und weil ich’s auch fahren würde, schlug er vor, wir sollten am nächsten Tag hingehen, am Samstag …»
«Am Sabbat.»
«Ja, das stimmt wohl. Aber mein Vater meinte, Memavet hätte nichts dagegen, und ich hab ja sonst nicht viel Freizeit. Na ja, jedenfalls haben wir uns Ecke Shalom und Mazel Tov getroffen …»
«Sie und Ihr Vater.»
«Stimmt. Und er hatte einen Freund dabei, Rabbi Small aus Amerika …»
«Rabbi Small?» Ish-Koshers Stimme verriet nichts von seiner Überraschung.
«Genau, Rabbi Small. David Small, glaube ich.»
«Und er kam als weiterer Autofachmann mit?»
Roy sah Ish-Kosher an. War das Sarkasmus? Aber sein Gesicht wirkte völlig unbeteiligt. «Er war zu einem Spaziergang mit meinem Vater verabredet, und da kam er eben einfach mit.»
«Aha.»
«Na, wir sind also alle drei zu Memavet und haben uns über Autos unterhalten. Er bot uns was zu trinken an und redete viel über sich, von seiner Jugend, schätze ich. Das war nämlich in Jiddisch – der Teil, meine ich, und da hab ich nichts mitgekriegt, höchstens mal ab und zu ein Wort, weil ich ein bisschen Deutsch kann. Dann hat er gesagt, wenn wir um sieben wiederkämen, hätte er wahrscheinlich einen Wagen für uns.»
«Aber Sie gingen allein hin.»
«Ja … also … mein Vater hat nämlich gesagt, er geht nicht hin. Sonst würde Memavet bloß denken, dass er weiß Gott wie scharf drauf ist. Das war, nachdem wir dort weggegangen waren, verstehen Sie. Ich meine, das hat er nicht zu Memavet gesagt, sondern zu mir.»
«Und wieso sind Sie dann zurückgekommen?»
«Na … ich dachte, ich könnte mir den Wagen ja mal ansehen, wenn einer da wäre.»
«Aber es war keiner da.»
«Stimmt. Ich hab mir nämlich überlegt, wenn wir zu der Verabredung gehen, oder wenigstens ich, und es ist kein Wagen für uns da, dann sind wir doch in der besseren Verhandlungsposition. Schließlich hat er dann seinen Teil der Abmachung nicht eingehalten … Na ja … und dann könnten wir ihn mit dem Preis ein bisschen drücken.»
«Verstehe.»
«Aber dann hat der Arzt gesagt, er schläft und soll nicht gestört werden, und wozu ich überhaupt einen kranken Mann belästigen will, so was … na, und da bin ich eben gegangen. Aber dann ist mir eingefallen, ich könnt ihm eigentlich einen Zettel schreiben und den in den Briefkasten stecken. Darum bin ich zurückgekommen.»
«Hm-m. Ihr Vater wohnt nicht mit Ihnen zusammen …»
«Nein, er ist im King David. Aber jetzt ist er nicht da. Er ist ein paar Tage in Haifa.»
«Seine Adresse dort?»
«Weiß ich nicht. Ich hab ihn im Hotel angerufen, und die sagten, er ist nach Haifa gefahren. Ich hab nicht nach der Adresse gefragt. Aber vielleicht wissen sie sie im Hotel.»
«Gut, Mr. Stedman. Soweit scheint alles klar zu sein.» Er stand auf.
«Ist das alles?»
«Vielleicht möchte ich mich noch einmal mit Ihnen unterhalten, aber für den Augenblick ist das alles.» Er lächelte.
«Ja … aber mein Pass. Sie haben meinen Pass noch.»
«Ach, natürlich.» Ish-Kosher nahm den Hörer ab. «Den Pass, Mr. Stedmans Pass. Würden Sie ihn bitte reinbringen … Was? … Gut, dann sehen Sie auf seinem Schreibtisch nach … oh, ich verstehe … Gut, dann kann man wohl nichts machen.» Er legte den Hörer auf und wandte sich zu Roy. «Der Beamte, der die Sache bearbeitet, ist nicht an seinem Schreibtisch. Er hat ihn vermutlich mitgenommen. Wir schicken ihn Ihnen mit der Post zu.»
Nachdem Roy gegangen war, nahm er den Hörer wieder auf.
«Abner? Ish-Kosher. Der Sohn Stedman war eben hier … Nein, nichts Besonderes, nur dass er schon vorher bei Memavet war – zusammen mit seinem Vater. Und sein Vater war in Begleitung eines Freundes. Und wer
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