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Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn. «Ich hab eine Idee, komm doch mit mir.»
    «Zu der Hochzeit?»
    «Warum nicht? Da wird gefeiert und getanzt, und Mädchen sind auch da», sagte er mit breitem Lächeln. «Massenhaft Mädchen.»
    «Aber ich bin nicht eingeladen.»
    Abdul lachte. «Ich lade dich ein. Ich stelle dich meinem Onkel als meinen Freund vor, und du wirst der Ehrengast sein. Eine gute Gelegenheit, arabische Gastfreundschaft kennen zu lernen.»
    «Ist das dein Ernst? Du willst mich mitnehmen?»
    «Klar. Du bist mein Freund.» Ihm kam plötzlich ein Einfall. «Dein Vater ist doch in Tel Aviv, sagst du. Warum rufst du nicht im King David an und hinterlässt ihm, dass du ein paar Tage zu Besuch bei Freunden bist? Dann macht er sich keine Sorgen, wenn er dich nach seiner Rückkehr nicht vorfindet.»

41
    Am Montag kam Gittel nach Jerusalem. «Hier findet eine Konferenz statt», erklärte sie. «Normalerweise geh ich ja nicht zu so was. Reine Zeitverschwendung. Aber diesmal bin ich hergekommen, weil ich dabei Gelegenheit habe, mit dir zu schwatzen, und auch meine Freundin Sarah besuchen kann. Sie kommt morgen ins Hadassa zur Beobachtung.»
    «Was fehlt ihr denn, Gittel?», erkundigte sich Miriam.
    «Wenn man’s wüsste, würde Dr. Ben Ami sie dann ins Krankenhaus zur Untersuchung schicken? Ich weiß natürlich, woran es liegt …»
    «Ach, tatsächlich?», fragte der Rabbi. Im Allgemeinen hatten er und Gittel einander wenig zu sagen. Sie unterhielt sich mit Miriam meistens über Frauensachen, und er saß stumm dabei oder ging sogar in ein anderes Zimmer. Aber der offensichtliche Widerspruch in ihren Worten hatte ihn verblüfft.
    «Natürlich», erklärte sie von oben herab, voller Verachtung für diesen männlichen, um nicht zu sagen rabbinischen Mangel an Verständnis. «Sie ist mit den Nerven runter, das arme Ding. Wenn einer die ganze Zeit unter Hochspannung steht …»
    «Warum ist sie denn so nervös?», wollte Miriam wissen.
    «Wenn du mit einem Mann in dieser Position verheiratet wärst, würde dich das auch Nerven kosten.»
    «Wieso – was tut er denn?»
    «Er ist Regierungsbeamter – auf einem wichtigen Posten», erläuterte sie ungewohnt zurückhaltend.
    «Jeder, der hier Regierungsbeamter ist, scheint einen wichtigen Posten zu haben», frotzelte der Rabbi.
    «Meinst du, sie hat Angst, dass er bei einer wichtigen Sache was falsch macht?»
    «Ich meine, wenn er morgens das Haus verlässt, weiß sie nicht, wann er zurückkommt, oder sogar, ob er überhaupt zurückkommt.»
    «Seine Arbeit ist also gefährlich?», fragte der Rabbi.
    Der ungläubige Unterton entging ihr nicht. «Du glaubst das wohl nicht, Rabbi?» Dass sie ihn mit seinem Titel anredete, war pure Ironie; normalerweise nannte sie ihn David. «Du hast sicher von dem Sprengstoffanschlag gehört, bei dem kürzlich ein alter Mann, ein Autohändler, getötet wurde. Na ja, und das hat praktisch Wand an Wand mit ihr stattgefunden.»
    Der Rabbi lächelte. «An dem Abend, als wir ankamen, wurde eine Straße weiter ein Sprengstoffanschlag verübt und ebenfalls jemand getötet. Meinst du etwa …»
    «Aber das war ein bedeutender Mann, ein Professor an der Universität …»
    «Na und?»
    «Damit war er ein ganz natürliches Ziel für die Terroristen», erklärte Gittel. «Aber der Autohändler war ein Niemand. Ich bin fest überzeugt, eigentlich waren sie hinter Abner her. Auf ihn hatten sie’s abgesehen. Ihn wollten sie umbringen. Sie haben sich nur geirrt.»
    «Das ist doch wohl ein bisschen weit hergeholt, Gittel», meinte der Rabbi. «Ich kann verstehen, dass sie vielleicht einen neuen Wohnblock in die Luft jagen wollten und dabei einen harmlosen alten Mann getötet haben. Aber dass sie eine Bombe verstecken, um eine bestimmte Person umzubringen, und sich dann irren und sie an der falschen Stelle deponieren, das kann ich mir nicht vorstellen.»
    «Da kennst du eben die Araber und vor allem die Terroristen schlecht», erklärte Gittel von oben herab. «Erzähl mir bloß nicht, sie waren hinter diesem Autohändler her.»
    «Das will ich ja auch gar nicht», sagte der Rabbi besänftigend. Sie fixierte ihn argwöhnisch und wandte sich Miriam zu.
    «Sarah lag im Bett und schlief fest, als die Bombe explodierte. Willst du etwa behaupten, das lässt eine Frau kalt, die zumindest die letzten zehn Jahre nicht bei guter Gesundheit war?»
    «Heißt das, sie geht deshalb ins Krankenhaus?», fragte Miriam. «Hat das der Arzt gesagt?»
    «Der Arzt!

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