Am Rande Der Schatten
sie es wagen, ihn zu lieben?
Vi floh.
Er folgte ihr nicht. Was würde er tun, wenn er sie einfing?
Sie stürzte durch die Haupttür des Thronsaals, und die Wachen blickten ihr verblüfft nach.
Sie drehten sich um und sahen Kylar über dem Leichnam des Gottkönigs stehen.
Dann waren Pfiffe zu hören und Alarmglocken, angreifende Hochländer und murmelnde Meister. Kylar war dankbar für das Vergessen der Schlacht. Es blendete eine Zukunft aus, in der Elene niemals einen Platz haben würde. Und die Schlacht forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Mit
nur einer Hand war das Töten tatsächlich eine Herausforderung.
Lantano Garuwashi konnte nicht aufhören, die Klinge des Himmels zu berühren, obwohl er sie natürlich in der Scheide stecken ließ. Sobald ein Sa’ceurai sein Schwert zog, steckte er es nicht in die Scheide zurück, ohne es zuvor Blut kosten zu lassen. Während die Nacht sich herabsenkte, verdeckten seine Männer die Öffnung der Höhle, damit die feiernden Cenarier ihre Lagerfeuer nicht sehen konnten. Nachdem er sich mit dem Spion beraten hatte, der aus dem cenarischen Lager zurückgekehrt war, stand Garuwashi nun auf einem Felsvorsprung.
Im Licht des Feuers leuchteten die Augen seiner Männer voller Inbrunst. Sie hatten Wunder gesehen, die ihren Vätern und Großvätern vor ihnen verwehrt geblieben waren. Die Klinge des Himmels war zurückgekehrt.
Garuwashi begann ohne Vorreden, wie es seine Art war. »Die Cenarier haben diese Schlacht nicht gewonnen. Diese Kreatur hat sie für sie gewonnen. Heute Nacht trinken sie. Morgen werden sie beginnen, Jagd auf die versprengten Khalidori zu machen. Wollt Ihr wissen, was wir tun werden, während diese Dummköpfe nach Fliegen schlagen?« Die Männer nickten. Sie hatten die Klinge des Himmels. Sie folgten dem Garuwashi. Sie waren unbesiegbar.
»Heute Nacht werden wir die Uniformen der toten Khalidori einsammeln. Bei Sonnenaufgang werden wir angreifen und genug Schaden anrichten, um die Cenarier zu erzürnen. Wir werden ihre Armee nach Osten locken und ihnen dabei immer um Haaresbreite durch die Finger schlüpfen. In drei Tagen wird der Rest unserer Armee hier eintreffen. In fünf
Tagen wird sie die schutzlose Stadt Cenaria einnehmen. In einem Monat wird dieses Land uns gehören. Im Frühling werden wir nach Ceura zurückkehren und ihnen ihren neuen König geben. Was sagt Ihr dazu?«
Alle Männer jubelten, bis auf einen. Feir Cousat saß still und starr da. Sein Gesicht hätte geradeso gut aus Marmor gemeißelt sein können.
Epilog
Pferdehufe klapperten hinter Dorian, als er über die letzte Anhöhe im Vorgebirge kam und Khaliras sah. Er trat beiseite und wartete geduldig, ganz versunken in den Ausblick. Die Stadt war noch immer zwei Tage entfernt, aber zwischen den Faltierbergen und dem Sklavenberg zog sich die Ebene breit und flach dahin. Die Stadt und die Burg erhoben sich mit dem Berg, ein einsamer Turm in einem Ozean von Weideland. Es war einst sein Zuhause gewesen.
Die Gruppe begann auf ihren prächtigen Pferden an Dorian vorbeizureiten. Dorian ließ sich auf die Knie nieder und verfiel in die Demutsgeste eines Bauern. Es war kein normaler Spähtrupp. Noch waren die Männer gewöhnliche Soldaten, obwohl ihre Rüstung etwas anderes sagte. Doch ihre Waffen und Pferde verrieten sie. Die sechs hünenhaften Soldaten waren Mitglieder der Leibwache des Gottkönigs. Und ihrem Geruch nach zu urteilen waren die Meister in ihrer Begleitung trotz der Halbmäntel tatsächlich Vürdmeister. Sie konnten nur aus Cenaria kommen, und wahrscheinlich transportierten sie in den wenigen Truhen, die sie mit sich führten, große Reichtümer.
Dorian riskierte verstohlene Blicke, als er den wahren Schatz sah. Eine Frau ritt mit den Meistern, bekleidet mit dicken Roben, das Gesicht verschleiert. Ihre Haltung hatte etwas seltsam Vertrautes, und dann sah er ihre Augen.
Es war die Frau, die er vorhergesehen hatte. Seine zukünftige Ehefrau. Ein Schauer durchlief ihn, und er erinnerte sich an Bruchstücke aus seinen alten Prophezeiungen - das Ausbrennen seiner Gabe hatte aus irgendwelchen Gründen seine Erinnerung daran blockiert.
Als er wieder zu sich kam, war er immer noch auf den Knien. Seine Muskeln waren verkrampft, und die Sonne hing tief am Himmel. Der Soldatentrupp war Meilen vor ihm auf dem Weideland. Er war den halben Tag lang bewusstlos gewesen.
Solon, wo bist du? Ich brauche dich hier. Aber Dorian kannte die Antwort. Falls Solon Schreiende Winde überlebt
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