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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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durch ihr Haar strichen …
    Vi stieß Kylar grob von ihrem Schoß und erhob sich taumelnd. Der Ansturm von Gefühlen war zu viel, zu intensiv, zu gewaltig, um ihn zu verstehen, doch er fühlte sich nicht fremdartig an. Er fühlte sich nicht unecht an. Es fühlte sich an, als sei ihre Liebe gereinigt worden, als habe jemand auf die Kohle geblasen, sodass sie zu loderndem Leben erwacht war. Vi keuchte. Sie konnte es kaum ertragen, Kylar anzusehen. Aber sie war frei. Der Zwang war fort.
    Frei! Frei von dem Gottkönig. Auf dem Boden stand ein einsamer Reiter vor dem gewaltigen Troll. Vi griff nach ihrem Dolch und stolperte auf ihren Vater zu. Sie packte seinen Körper und zwang ihn aufzustehen. Sie schüttelte ihn.
     
     
    »Vater! Vater! «, schrie jemand. Wer zur Hölle schrie auf dem Schlachtfeld dieses Wort? Einen Moment später begriff Garoth, was es sein musste, und richtete sein Bewusstsein wieder auf den Thronsaal. Logan konnte einige Sekunden warten.
Zur Hölle mit ihm, wenn er nicht wissen wollte, dass Jenine noch lebte.
    »Vater«, begann Vi, »kannst du mir etwas sagen?« Sie hatte sich offensichtlich mit ihrem Zwang abgefunden, denn sie berührte ihn.
    »›Vater?‹ Ich bin sehr beschäftigt, wenn du nichts dagegen hast …«
    »Hast du mich dazu gebracht, Jarl zu töten? War es Zwang?«
    Er lächelte. Die Lüge kam ihm leicht über die Lippen. »Nein, Moulina. Das hast du selbst getan.«
    »Oh.« Die eine Silbe zerplatzte wie eine kleine Blase auf ihren Lippen.
    Garoth grinste und glitt zurück in den Ferali. Garoth brüllte in den Himmel und zog seinen Sichelarm zurück. Logan ritt direkt auf ihn zu, bis sein Pferd scheute. Logan trat ihm in die Flanken und zerrte an den Zügeln, aber das Pferd verweigerte ihm den Gehorsam. Es drehte sich in einem verzweifelten Kreis und stolperte über einen Leichnam. Während Garoth die riesige Sichel schwang, um Logans Körper zu spalten, sprengte einer der berittenen Hexerjäger herbei, sprang aus dem Sattel und versuchte, Logan wegzuziehen. Die Sichel fuhr durch die Hälse beider Pferde, und die Tiere krachten auf die Erde. Blut spritzte - Zwillingsfontänen.
    Logan rollte sich weg und rappelte sich hoch. Der Bogenschütze hatte bereits einen Pfeil an die Sehne gelegt. Er durchschoss erst eins von Garoths Augen, dann das andere. Garoth blinzelte, und neue Augen drückten die alten hinaus. Es spielte keine Rolle. Logan stand vor ihm, trotzig, aber schutzlos. Garoths nächster Hieb würde den kleinen Mann in zwei Hälften teilen …

    Etwas Heißes berührte ihn am Rücken. Einmal, zweimal, dreimal. Wieder und wieder. Er hob die Hände des Ferali an dessen Rücken und fragte sich, was seine dicke Haut durchstoßen könnte, fragte sich, warum seine anderen Augen den Angriff nicht gesehen hatten, aber da waren keine Pfeile oder Speere in seinem Rücken.
    Der Ferali verblasste, und als Logan auf ihn zustürmte, um ihm sein Schwert in den Bauch zu rammen, begriff Garoth, dass es nicht der Ferali war, der blutete.
    Er blutete.
    Er hörte das Geräusch von Weinen, und er war wieder im Thronsaal.
    Vi drückte ihn an ihre Brust und stach auf ihn ein, wieder und wieder, während sie wünschte, der Dolch würde den ganzen Weg bis in ihr eigenes Herz stoßen.
    Garoth befahl seinen Gliedmaßen, sich zu bewegen, aber sie waren leere Fleischbrocken. Sein Körper starb, starb! Und seine Sicht trübte sich, wurde schwarz, schwarz …
    Er löste den Todeszauber aus. Es war ein schreckliches Risiko zu versuchen, sein Bewusstsein in einen anderen Körper zu schleudern. Wenn Khali dies gestattete, würde ihr Preis entsetzlich sein, aber er hatte nichts zu verlieren.
    Die Vir rissen sich von seinen Armen los und umschlangen Vi in einem Wald schwarzer Finger. Sie zogen sie näher heran.
    Er war nah dran! Es funktionierte! Er konnte es spüren!
    Und dann wurde jeder Finger der Vir von einer durchscheinenden Klinge abgetrennt, die zwischen Garoth und Vi hindurchfuhr. Die Vir, von ihrer Quelle abgeschnitten, erstarrten, barsten und lösten sich in schwarzem Rauch auf. Garoth drehte sich um und sah das Unmögliche.

    Kylar lebte. Er stand da, und auf jedem seiner Züge stand das Urteil geschrieben. In der Faust hielt er eine schwarze Ka’kari-Klinge. Die Erkenntnis schlug über Garoth zusammen wie eine Flutwelle.
    Der Verschlinger verschlang Leben selbst. Der Bewahrer bewahrte Leben selbst. Es war nicht nur verlängertes Leben oder Heilung. Es war wahre Unsterblichkeit. Garoth hatte eine

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