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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hatte, segelte er wahrscheinlich bereits nach Hause, nach Seth, um seine verlorene Liebe zu sehen. Diese Frau, jetzt Kaiserin Kaede Wariyamo, würde fuchsteufelswild sein. Wegen Dorians Prophezeiungen hatte Solon seine Heimat in der Stunde der Not im Stich gelassen. Dorian konnte nur hoffen, dass Solons Weg nicht so einsam war wie der seine.
    Denn selbst ohne Prophezeiungen wusste Dorian, dass er, welche Richtung er auch einschlug, einen Pfad in der Dunkelheit beschreiten würde, allein und von solchem Leid erfüllt, dass es ihm als eine gute Idee erschienen war, seine Visionen aufzugeben.
    Voller Furcht und zitternd stand Dorian auf. Er betrachtete den Pfad vor ihm und den Pfad hinter ihm, die Straße nach Khaliras und zu seiner zukünftigen Frau - Jenine, so hieß sie! - oder die Straße zurück zu seinen Freunden. Tod und
Liebe oder Leben und Einsamkeit. Der Gott fühlte sich so fern an wie ein Sommer im Frost.
    Mit starrem Gesicht nahm Dorian seinen langen Fußweg in Richtung Khaliras wieder auf.
     
     
    Ghorran hielt Elene unter ständiger Beobachtung, die Augen dunkel, der Blick eindringlich. Am ersten Tag war das kein Problem gewesen, weil sie sich nicht hatte erleichtern müssen. Am zweiten Tag war es dann zum Problem geworden. Elene war ihm ein kurzes Stück in den Wald hinein gefolgt und dann hinter einen Busch getreten, um ungestört zu sein. Er wartete, bis sie sich hingehockt und ihre Röcke gehoben hatte, dann folgte er ihr, nur um sie zu beschämen. Natürlich hatte sie sich dann nicht mehr erleichtern können.
    An jenem Abend beteten die Khalidori, wie sie es jeden Abend und jeden Morgen taten: »Khali vas, Khalivos ras en me, Khali mevirtu rapt, recu virtum defite.« Ghorran warf Elene zu Boden und setzte sich rittlings auf sie. Während er betete, bohrte er die Finger in die Druckpunkte hinter ihren Ohren. Sie schrie und spürte, wie Feuchtigkeit ihr Kleid durchweichte, als sie die Kontrolle über ihre Blase verlor.
    Als das Gebet beendet war, stand Ghorran auf, gab ihr eine Ohrfeige und sagte: »Du stinkst, dreckige Hündin.«
    Als sie einen kleinen Bergbach überquerten, erlaubten sie ihr nicht, sich zu waschen. Als Ghorran sie an diesem Abend beiseitenahm, zog Elene ihre Röcke hoch und erleichterte sich vor seinen Augen. Es machte ihm kein besonderes Vergnügen, sie zu beobachten, bis sie errötete und den Blick abwandte. »Morgen«, sagte er, »werde ich dich dazu bringen, dir Scheiße ins Gesicht zu schmieren. Deine oder die eines anderen. Deine Entscheidung.«

    »Warum tust du das?«, fragte Elene. »Hast du denn keinen Funken Anstand im Leib?«
    Am nächsten Morgen wurden sie jedoch früh geweckt. Sie brachen unverzüglich auf. Die aneinandergefesselten Gefangenen gingen in einer Reihe hinter den Khalidori her. Elene war die sechste in der Reihe von sechs Gefangenen, und der kleine Junge, Herrald, ging direkt vor ihr. Sie brauchte eine Weile, um herauszufinden, warum die Khalidori nervös waren, denn sie schlugen die Gefangenen, wenn sie sprachen.
    Heute Morgen waren nur fünf khalidorische Soldaten bei ihnen.
    In der Nacht schien Ghorran seine Drohung vergessen zu haben. Als er Elene beiseitenahm, damit sie sich erleichtern konnte, behielt er das Lager im Blick. Elene hockte sich zwischen die Lärchen, die jetzt, zu Beginn des Herbstes, ihre goldenen Nadeln fallen ließen, und tat so, als störe seine Anwesenheit sie nicht. »Morgen werden die Meister vielleicht zu uns stoßen«, sagte Ghorran, ohne das Lager aus den Augen zu lassen. »Dann werden wir euch ihnen übergeben. Haavin, dieser Bastard, ist wahrscheinlich weggelaufen, der Feigling.«
    Elene stand auf, und keine zehn Schritte von dem nichtsahnenden Ghorran entfernt sah sie einen Mann an einem Baum lehnen. Der Fremde trug eine Vielzahl von Umhängen, Westen, mit Taschen besetzten Hemden und Beutel aller Größen, allesamt aus Pferdehaut, allesamt im gleichen dunklen Braun gegerbt und weich geworden von langer Benutzung. Hinten in seinem Gürtel steckten zwei nach vorn gebogene Dolche, auf dem Rücken trug er einen kunstvoll geschnitzten Bogenbehälter, und zwischen den Kleidungsstücken hingen Messergriffe verschiedener Größen. Er hatte ein freundliches Gesicht, schräg stehende, mandelförmige braune Augen und
offenes, glattes schwarzes Haar: ein ymmurischer Pirscher. Er legte einen Finger an die Lippen.
    »Bist du fertig?«, fragte Ghorran und schaute in ihre Richtung.
    »Ja«, antwortete Elene. Sie blickte zurück zu dem

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