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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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heftete sich an den Ferali. Zwischen dem Vürdmeister und dem
Homunkulus schien die Luft sich zu verzerren, als spiegele sich alles, was man durch sie hindurch sah, in einem verbogenen Spiegel.
    Zehn Schritt von dem Ferali entfernt riss die Verzerrung in der Luft mit rotem Feuer auf. Der Grubenwurm griff an. Aber sein Maul bekam nichts zu fassen. Der Ferali war unglaublich schnell. Der Grubenwurm bog sich zurück, seine schwarze und feuerrote Haut wand sich weiter in die diesseitige Welt, zehn, fünfzehn, zwanzig Meter, ohne dass sein walzenförmiger Leib schmaler wurde.
    Logan hörte Waffen klirrend zu Boden fallen, während die Titanen kämpften.
    Aber der Kampf war praktisch bereits entschieden. Der Grubenwurm verfehlte abermals sein Ziel, und der Ferali tat es nicht. Eine gewaltige Faust zerschmetterte dem Wurm den Kopf und schlug seinen Körper wie eine Peitsche auf die khalidorischen Truppen. Der Wurm brach in blutlose Schwärze und rote Klumpen auseinander, die zischend auf den Boden fielen und sich in grünem Rauch auflösten.
    Der Ferali wandte sich den khalidorischen Truppen zu, und zwölf Arme schossen aus seinem Leib. Er begann sich wie ein gieriges Kind, das Süßigkeiten in sich hineinstopfte, Soldaten einzuverleiben.
    Dann erinnerten sich die Männer auf beiden Seiten ihrer Schlacht. Die Cenarier erinnerten sich ihrer Waffen, und die Khalidori erinnerten sich ihrer Fersen. Sie warfen Waffen und Schilde beiseite, um schneller rennen zu können.
    Ein Schrei erhob sich, als die Khalidori vor dem Ferali flohen.
    Logan konnte es nicht glauben. Die Unmöglichkeit des Ganzen war zu gewaltig, um sie zu akzeptieren.

    »Wer soll ihnen folgen?«, fragte General Agon. Er und ein blutverschmierter Herzog Wesseros waren wie aus dem Nichts aufgetaucht.
    »Niemand«, sagte Logan. »Sie kann Freund nicht von Feind unterscheiden. Unser Kampf ist zu Ende.«
    »Sie?«, wiederholte Herzog Wesseros.
    »Fragt nicht.«
    Agon, der Befehle schrie, ritt davon, und Logan wandte sich dem Mann zu, der ihn von seinem Pferd gezerrt hatte. Er kannte ihn nicht. »Du hast mir das Leben gerettet. Wer bist du?«, fragte Logan.
    Kaldrosa Wyn, die sethische Frau, die ihm während der ganzen Schlacht nicht von der Seite gewichen war, trat vor. »Mylord, dies ist mein Ehemann, Tomman«, sagte sie mit grimmigem Stolz.
    »Du bist ein mutiger Mann, Tomman, und kein schlechter Schütze. Welchen Lohn erbittest du?«
    Tomman blickte auf, und unerklärlicherweise leuchteten seine Augen. »Ihr habt mir bereits mehr gegeben, als ich verdiene. Ihr habt mir meine Liebe zurückgegeben, Mylord. Was wäre kostbarer als das?« Er streckte die Hand aus, und seine Frau ergriff sie.
    Die cenarischen Reihen formierten sich neu und beobachteten, wie die Khalidori niedergemetzelt wurden. Es gab keinen Rückzug. Es war eine wilde Flucht. Sämtliche geordnete Linien brachen, und Männer rannten in alle Richtungen. Der Ferali zerfetzte sie. Er wurde zu einer Schlange und rollte sich über das ganze Schlachtfeld. Männer klebten an seinem Körper fest und schrien. Dann war der Ferali ein Drache. Immer hatte er Dutzende von Händen. Immer war er schnell und schrecklich. Jämmerliche Schreie erhoben sich
zu beiden Seiten, und Männer stürzten sich in ihrer Panik aufeinander. Einige duckten sich hinter die Schafszäune, andere kauerten sich in die Schatten von Felsbrocken, wieder andere kletterten auf Bäume am Rand des Feldes, aber die Kreatur war gründlich in ihrer Raserei. Sie sammelte überall Männer auf - ob sie lebend oder tot waren oder verletzt, ob sie sich tot stellten, sich versteckten oder kämpften - und verschlang sie.
    Nicht alle Khalidori flohen. Einige drehten sich um und kämpften. Einige trieben ihre Gefährten an und attackierten mit größerem Mut, als die Cenarier es für möglich gehalten hätten. Vielleicht mit größerem Mut, als sie selbst gezeigt hätten. Aber im Angesicht dieses Grauens war Mut bedeutungslos. Die Tapferen und die Feigen, die Hohen und die Niedrigen, die Guten und die Schlechten, sie alle starben gleichermaßen. Und die Cenarier verfolgten das Schauspiel mit offenem Mund; nicht einer von ihnen vergaß, dass das Massaker eigentlich ihr eigenes hätte sein sollen. Die wenigen Male, da ein Cenarier hier oder dort jubelte, fiel niemand in den Ruf ein. Der Ferali stürzte hierhin und dorthin und bekam nicht jede Gruppe von Khalidori zu fassen, aber doch die meisten, und immer machte er einen großen Bogen um die cenarischen

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