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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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sich Sarah auf einer Trockenskipiste einen Zeh gebrochen hatte, jetzt fiel es Charlotte wieder ein. Sie hatte es vollkommen ausgeblendet.
    »Ich will Dad mit so was nicht behelligen, aber mal ehrlich … Ich weiß, sie ist deine Mutter, aber … manchmal tickt sie echt nicht mehr ganz richtig.«
    In der Wohnung angelangt, sah Charlotte leicht erstaunt, dass Licht brannte und Dan schon zu Hause war. Er stand am Fenster und schaute auf den Parliament Hill hinaus. Sie gab sich Mühe, sich auf ihre Halbschwester zu konzentrieren. »Tja, keine Ahnung. Gibt’s in dieser Farbe denn keine anderen Schuhe?«
    Sarah lachte bitter. »Sollte man meinen. Aber: nein. Das wäre ja auch viel zu einfach.«
    Dan hatte sich nicht zu ihr umgedreht, während sie sich im Krebsgang mit ihren Taschen in die Küche bewegt und angefangen hatte, Dinge in den Kühlschrank zu räumen, dabei die ganze Zeit das Telefon am Ohr. »Hör mal, ich rede mit Mum. Tut mir leid mit deinem Zeh. Soll ich dich morgen zurückrufen?«
    »Ich fliege für eine Woche nach Bangladesch, schon vergessen?«
    Während sie sich noch fragte, wie Sarah mit einem gebrochenen Zeh so eine Reise unternehmen konnte, verabschiedete sich Charlotte und legte auf. Ihre Halbschwester Sarah, groß und kräftig, eine Journalistin, die am Wochenende gerne Ski fuhr, hatte nicht allzu gnädig darauf reagiert, dass sie nach den Vorstellungen von Charlottes Mutter in rosa Rüschen ausstaffiert werden sollte.
    »Endlich«, sagte sie zu Dan, der sich immer noch nicht umgeblickt hatte. »Ich schalte dieses Telefon jetzt aus.« Sie eilte geschäftig in der Küche umher und holte schönes Geschirr hervor, um das Essen darauf anzurichten. »Ich habe uns ein paar tapasmäßige Leckereien mitgebracht. Ich dachte, ein schöner ruhiger Abend zu Hause würde uns beiden guttun …«
    Schließlich sagte er doch etwas. »Kommst du mal her?«
    »Bin gleich da.«
    »Charlotte. Komm her.«
    Sie hielt einen Behälter mit Oliven in der einen Hand und einen mit marinierten Anchovis in der anderen. Das war es, woran sie sich später erinnerte: dass sie noch in dem Moment, bevor er ihr davon erzählte, geglaubt hatte, die Wahl zwischen Oliven und Anchovis sei das Schwierigste, was ihr an diesem Abend bevorstünde.
    Keisha
    Keisha brauchte zu Fuß eine ganze Weile für den Heimweg – die Finchley Road hinab, bis zur Kreuzung Swiss Cottage, dann durch die Unterführung zu einem der grauen Betonklötze mit Blick auf die viel befahrene Straße. Ihren Fernseher hörte sie in dem hallenden Treppenhaus schon drei Etagen tiefer. Er war also daheim und schaute auf Sky die Simpsons . Für Dinge, die ihm wichtig waren, hatte er irgendwie immer das nötige Geld.
    Als sie die Wohnung betrat, war es dort kalt, und es roch fettig wie eine leere McDonald’s-Verpackung, und siehe da: Auf dem von Teeringen und Zigarettenbrandflecken verunstalteten Couchtisch lag tatsächlich ein ganzer Haufen davon. Chris dachte nie daran, die Heizung anzustellen oder Licht zu machen. Da saß er: vor der Glotze, mit einem Joint in der Hand und einer offenen Zweiliterflasche Cola vor sich auf dem Boden. Die Küche war ein einziger Saustall. Es war so schlimm, dass Keisha eine Zeit lang gar nicht bemerkte, dass etwas fehlte, während sie das Schmutzgeschirr zusammenräumte und Imbissverpackungen und Zigarettenkippen wegwarf.
    Als sie eine zerdrückte Carlsberg-Dose aufhob, hielt sie plötzlich inne. »Wo ist denn die Mikrowelle?«
    »Hä?«
    »Die Mikrowelle. Die ist weg.« Tatsächlich? Sie sah sich in der engen Küche um. Hatte sie etwa schon Halluzinationen? Aber es wäre nicht das erste Mal, dass irgendetwas fehlte, wenn sie nach Hause kam. Zum Beispiel der CD-Player. Oder ihr Haarglätter. Beides hatte sie schnell wiedergefunden, ein Stück die Straße hinab, bei Cash Converters in Kentish Town.
    Er blickte sich nicht einmal zu ihr um, als sie das Wohnzimmer betrat. »Du hast sie versetzt«, sagte sie.
    »Musste das Sky-Abo bezahlen. Und es ist ja sowieso meine. Stimmt’s?«
    »Ja, aber …«
    »Aber?« Er aschte in eine leere Bierbüchse und starrte weiter auf den Fernseher.
    »Was sollen wir denn jetzt essen?« Im Kühlschrank waren nur Mikrowellengerichte. »Ich wollte ja eigentlich noch einkaufen gehen, aber …« Die Sache mit dem Geld sprach sie dann doch lieber nicht an.
    »Wer braucht denn schon was zu essen? Komm her!« Er machte eine Kopfbewegung in ihre Richtung, und derart ermutigt, setzte sie sich zu ihm und fuhr ihm mit

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