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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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antwortete nicht. Was auch sollte sie erwidern? Sollte sie ihm erklären, daß Mahoney vielleicht der einzige war, der in der Lage sein konnte, sie in eine dieser Kampfarenen zu bringen, in denen gerauft, geraucht und geschrien wurde? Einfach, weil sie ihn kannte und weil sie wußte, daß er anders war, als sie sich bisher einen Boxer vorgestellt hatte? »Niemals!« erklärte sie nicht ganz logisch. »Niemals bringt mich jemand in diese Boxhalle.«
    Zwischen zwei schlanken, turmartigen Gebäuden, die mit ihren oberen Stockwerken bis in den hellblauen Himmel zu reichen schienen, führte eine schmale Schlippe hinunter zur Bay. Der kleine Weg war steil und glatt, es war nicht einfach, ihn hinunterzugehen, aber die Leute in Frisco hatten sich längst daran gewöhnt, daß es in ihrer Stadt nahezu keine Straße und keinen Weg gab, die annähernd horizontal verliefen. Ihre Stadt war in die steilen Berge der Ufer einer wunderschön gelegenen Bucht hineingebaut, und daran hatten sie sich nicht nur gewöhnt, sie waren stolz darauf.
    Karin Bachfeld fand es nett von Wolfram Bracke, daß er ihr die Hand reichte, um sie ein wenig zu stützen.
    Unmittelbar am Ufer unter ihnen, neben einer der vier Brückenauffahrten, lag der Disko. Seine gelbe Oberfläche schimmerte im Sonnenlicht, und auf dem Wasser ringsum tanzten goldene Reflexe. Sie hatte Zeit, sich das Fahrzeug genau anzusehen, während sie den Hang hinunterstiegen.
    Es war kreisrund und hatte das Profil einer Linse, wenn man von einer Art flachem Kopf absah. Aus diesem Kopf, der wie ein flacher Eimer auf der gewölbten Oberfläche hockte, ragten sonderbare Konstruktionen von Blechen, Drähten und Schlingen wie eine surrealistische Plastik hervor: Antennen und Rezeptoren, die das Innere des Landefahrzeuges mit der Außenwelt verbanden.
    Die Oberfläche des Diskos zeigte weder Türen noch Bullaugen, weder Nieten noch Nähte, von Schrauben oder ähnlichen Verbindungsteilen gar nicht zu sprechen. Sie war fugenlos glatt. 
    Karin setzte die Sonnenbrille auf, das Wasser und die mächtige Metallscheibe vor ihr strahlten das Sonnenlicht in einer Weise zurück, daß es den Augen weh tat.
    Und dann begann die fugenlos glatte Fläche des Fahrzeuges an einer Stelle zu verblassen, wurde milchigtrüb, und langsam entstand eine rechteckige, dunkle Öffnung. Die steif wirkenden schmalen Gestalten von zwei, drei, nein vier Mornen erschienen. Karin versuchte zu erkennen, ob es sich um ihr bereits bekannte Expeditionsmitglieder handelte. Sie war etwas beruhigt, als sie bei einem der Wesen das Zeichen des Kommandanten auf der rechten Brustseite erkannte. Zweifellos war das Faunian, aber warum hielt er sich so weit zurück? Vorn, das war zweifellos., ja, das mußte Bojan sein. Sie erkannte ihn an seiner ein wenig größeren Statur. Aber auch er trug das Zeichen auf der Brust, und die neben ihm gehende Gestalt, zierlicher und kleiner als er, ebenfalls.
    Es hatte also Veränderungen gegeben. Mit dem Ellbogen stieß sie Bracke an.
    »Ich habe es gesehen«, flüsterte er. »Sie haben die Leitung verändert. Bojan ist nicht mehr der Leiter der Landeoperationen, sondern einer der Kommandanten.«
    »Das ist erstaunlich.« Karin war betroffen. »Bei der ausgewogenen Art der Mornen ist ein Wechsel in der Leitung zweifellos eine tiefgreifende Angelegenheit.«
    »...die auch ihre Gründe haben muß«, vollendete Bracke ihren Satz. Karin fühlte sich beunruhigt. Hier waren Dinge geschehen, die im Augenblick noch nicht erklärbar und deren Wirkungen nicht absehbar waren.
    Sie stutzte, als Bojan mit großen Schritten auf sie zukam und sich vor ihr verbeugte. Es war eine zwar knappe und auch ungeschickte Verbeugung, aber es war eine für die Mentalität der Mornen ungewöhnliche Reverenz, deren Wert durch die unbewegliche Miene nicht gemildert wurde. Und noch eine Überraschung erlebte sie: Der Morne bot ihr die Hand. Einen Augenblick lang starrte sie auf die dreifingrige Rechte, die in einer durchsichtigen Hülle steckte, dann griff sie zu. Die Hand fühlte sich weich und beweglich an, so, als hätten die Finger mehr als drei Gelenke. Sie sah, daß Bojan zusammenzuckte, als sie ihn mit gewohnt kräftigem Handschlag begrüßte, und ließ die Finger schnell wieder los. Der Morne verbarg die Hand hinter seinem Rücken.
    »Es erscheint euch ungewöhnlich, daß wir die Sitten der Menschen zu kopieren versuchen«, erklärte die unpersönliche Stimme aus seinem Translater. »Wir glauben, daß die Umgangsformen

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