Am Rande wohnen die Wilden
erneut auf seine Ausführungen.
Es war an der Zeit, ihnen eine Erklärung zu geben. Karin deutete auf Wolfram Bracke.
»Seine Krankheit ist harmloser Natur«, sagte sie und versuchte möglichst unbeteiligt zu erscheinen. »Die Menschen haben sich im Laufe der Jahrhunderte so daran gewöhnt, daß kaum noch eine Schädigung eintritt.«
»Aber sie ist mit einem offensichtlichen Ansteigen des Bakterienspiegels verbunden.«
Karin blickte belustigt auf die junge Mornin, die das Abzeichen der Linguistin an der Schulter trug. Es war verständlich, daß sie den normalen Schnupfen der Menschen viel zu ernst nahmen, sie hatte es geahnt. Die meisten Bakterien und Viren galten bei den Mornen als äußerst aggressiv und gefährlich.
Sie sah, daß die junge Mornin, die sie sehr häufig in unmittelbarer Nähe Bojans gesehen hatte, einen Stab gegen das Gesicht Brackes richtete, der sich unter der Aufmerksamkeit, die er erregte, von Sekunde zu Sekunde unwohler fühlte.
»Natürlich sind es tierische Erreger«, gab Karin zu. »Aber sie sind für uns Menschen völlig unschädlich.. und ihr seid ja durch eure Masken ausreichend geschützt«, setzte sie hinzu, und es klang unfreundlicher, als sie es beabsichtigt hatte.
Sie beruhigte sich bei dem Gedanken, daß die Übersetzungsgeräte ohnehin nicht in der Lage waren, die Nuancen der menschlichen Sprache zu transponieren.
Aber die Linguistin, jetzt erinnerte sich Karin auch an ihren Namen, der wie Tekla klang, war noch lange nicht beruhigt. Noch war sie von der Ungefährlichkeit der Schnupfenviren nicht überzeugt. »Die Zellen der Nase und der Rachenhöhle sind geschwollen und entzündet«, rief sie. Sie deutete auf den Stab, den sie immer noch auf Brackes Gesicht hielt. »Es sind erhebliche Veränderungen der Zellstruktur eingetreten. Du mußt Schmerzen haben, auch wenn du es nicht zugeben magst.« Sie wandte sich jetzt direkt an Bracke, der schon wieder die Nase krauszog. »Unsinn!« knurrte er und drehte den Kopf zur Seite, um ihn aus dem Meßbereich des Stabes zu bringen. »Wenn ich bei jedem Schnupfen im Bett bleiben wollte, müßte ich zwei Monate im Jahr krank feiern. Wohin sollte das führen?«
»Gibt es keine Medikamente gegen diese Krankheit?«
Karin verbarg das Gesicht lächelnd hinter der vorgehaltenen Hand. Sie war gespannt, wie sich Bracke aus der Affäre ziehen würde. »Es gibt beides!« Er nieste erneut heftig. »Aber ich glaube, daß nicht einmal die Ärzte ihren eigenen Schnupfen richtig ernst nehmen.«
Tekla schien zu resignieren. »Wir werden lange brauchen, um die Verhaltensweisen der Menschen kennen oder gar verstehen zu lernen«, flüsterte sie Bojan zu, und der Translater übertrug ihre Worte getreulich laut und allen verständlich. Dann wandte sie sich nochmals an Bracke. Einen letzten Versuch, ihn doch noch zur Vernunft zu bringen, schien sie sich nicht versagen zu können. Sie schlug ihm vor, daß er in den letzten Tagen, die sie noch in Frisco waren, sich schonen und seine Krankheit auskurieren solle.
Er aber blieb hartnäckig. »Kommt nicht in Frage!« Er wischte mit der Hand über den Tisch, als wolle er das Thema ein für allemal erledigt wissen.
»Den morgigen Tag habe ich bereits für den Meisterschaftskampf eingeplant, und dann werde ich die Expedition vorbereiten.«
Die Mornin blickte ihn an. Einen guten Kopf größer, stand sie vor ihm, und jetzt endlich schien sie seinen Schnupfen vergessen zu wollen.
Sie wechselten das Thema. »Du siehst dir den Kampf an?« fragte sie, und Karin glaubte eine Spur von Interesse aus der unpersönlichen Übersetzung heraushören zu können.
Bracke nickte. »Natürlich sehe ich mir das an! Auch wenn mich keine dienstlichen Angelegenheiten hierhergeführt hätten, ich wäre gekommen.«
»Du bist Wissenschaftler?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht im eigentlichen Sinne. Ich habe zwar eine wissenschaftliche Ausbildung gehabt, arbeitete aber zuletzt als Leiter einer Erdaußenstation. Das hat mehr mit Organisation als mit Wissenschaft zu tun, und hier habe ich auf technische Sicherheit der Expedition zu achten. Also wieder nicht allzuviel Wissenschaft.«
»Und was zieht dich zu dem Kampf?«
»Was hat ein Boxkampf mit der Wissenschaft zu tun?«
»Es ist ein wissenschaftlicher Test.«
Bracke sah die junge Mornin an, um seine Mundwinkel begann es zu zucken, und Karin fürchtete, er könne im nächsten Augenblick in ein schallendes Gelächter ausbrechen. Heftig stieß sie ihn in die Seite. Keine Sekunde
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