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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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mit Bojan und Tekla nach Manaos zu fliegen, um eine Verbindung mit Aurelhomme und der anderen Forschungsgruppe zu erreichen. Danach sollten sich die beiden Mornen zurück in den Urwald begeben, während Karin Bachfeld die Gruppe in Asien für einige Tage unterstützen wollte. 
     
     
ENTSETZEN
     
    Karin Bachfeld hatte sich der Gruppe Faunians angeschlossen. Schweigend blickte sie aus dem Fenster des knapp unter den Wolken fliegenden Antigraven. Hin und wieder beobachtete sie die Mornen, die gebannt auf die langsam unter ihnen hindurchziehenden Wälder sahen. Sie befanden sich über Vietnam. Aus dieser Höhe sahen die Wälder aus, als seien sie von Pocken zernarbt. Der Krieg hatte seine Wunden hinterlassen, und die Zeit hatte nicht ausgereicht, die neue Vegetation so hoch aufschießen zu lassen, daß sie die Narben der Vernichtungswut überwuchern konnte. Auch die enorme Vegetationskraft der tropischen Pflanzen hatte ihre Grenzen.
    Karin Bachfeld fing einige Gesprächsfetzen auf: Aurelhomme bemühte sich nach Kräften, den Mornen eine verständliche Erklärung für die Tatsache zu geben, daß hier unter ihnen Menschen versucht hatten, ihresgleichen zu vernichten, zu vernichten unter dem Einsatz nahezu aller ihnen zur Verfügung stehenden Technik.
    Aurelhomme gab sich Mühe, das mußte sie zugeben, er breitete weder zuviel von der makabren Geschichte dieses Krieges vor den Gästen aus, noch hielt er seine Erklärungen so kurz, daß sie von den Gründen überhaupt nichts begriffen, aber bereits die Tatsache eines Krieges an sich ging über ihr Vorstellungsvermögen.
    Als Aurelhomme begriff, daß er seine Gäste zu überfordern begann, erkundigte er sich, ob die Vergangenheit der Mornen frei von Kriegen sei. Karin sah, daß Faunian zuerst versuchte, die Frage zu überhören, aber Aurelhomme drang weiter in ihn. Schließlich blieb dem anderen nichts weiter übrig, als zuzugeben, daß es derartiges gegeben habe, er betonte jedoch im selben Atemzug, daß das alles bereits so weit in grauer Vergangenheit läge, daß kaum ein Morne noch an solch ein historisches Ereignis denke.
    »Ihr habt es also vergessen?« hörte sie Aurelhomme sagen. »Wir werden uns ewig daran erinnern. Ewig, damit uns die Auswirkungen des Krieges ständig eine Mahnung sind.« 
    Doch, doch, Aurelhomme schlug sich gut, aber er kämpfte auf verlorenem Posten.
    Karin verzog das Gesicht, als Aurelhomme die alte, so oft erzählte Geschichte von dem Trickfilm anführte, der in damaliger Zeit überall gezeigt wurde, von dem Film, der zuerst einen Urmenschen zeigt, der mit einer Keule hinter einem Schmetterling herläuft, dann einen Ritter, der, hoch zu Pferde und in Eisen gekleidet, mit eingelegter Lanze gegen einen Bären zu Felde zieht, um sich dann mit seinen Mitmenschen heftig um den Kadaver zu streiten. Schließlich schoß er mit einer Pistole gegen seinen Gegner, dann mit einer Kanone, und endlich warf er die furchtbarste Waffe der Menschen, die Atombombe, gegen seinesgleichen. Die letzte Szene ließ dann lange auf sich warten, und sie zeigte einen nackten Menschen, der wieder, mit einer Keule bewaffnet, hinter einem Schmetterling hereilte, nur lief er ungelenker und trug eine Brille; es war der letzte Wissenschaftler der Erde.
    Mit dieser Erzählung schaffte sich Aurelhomme einige Minuten Luft vor den Fragen der Mornen, aber wirklich nur einige Minuten.
    Karin Bachfeld konnte das Staunen der Mornen über eine Menschheit, die sich angesichts ihrer dunkelsten Stunde selbst verspottete, direkt körperlich fühlen, und auf Aurelhomme prasselte eine weitere Kaskade von Fragen hernieder. Diesmal versuchte er, den Wert der Satire zu erläutern, aber auch das mußte zwangsläufig Stückwerk bleiben.
    Karin Bachfeld war froh, daß Faunian dieses Volk in den Wäldern dort unten kennenlernen wollte, und sie sah Aurelhomme und auch Horst Laurentz an, daß es ihnen nicht anders ging.
     
    Sie hatten den Gravitrac auf einer der vielen Wasserflächen niedergehen lassen. Diese Wasserflächen waren rechteckig, von Dämmen begrenzt, und wurden mit einer Unmenge von Pflanzen versehen, die ihre Nährstoffe teils aus dem Wasser, teils aus dem schlammigen Boden bezogen.
    Faunian begann sich an die Tatsache zu gewöhnen, daß die Menschen offenbar nicht die Absicht hatten, ihren Planeten von Pflanzen zu säubern, sondern dem üppigen Wuchs noch Vorschub leisteten. Sie brauchten die Pflanzen, behaupteten sie, und nicht nur das, sie glaubten es auch beweisen zu

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