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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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übertragen Krankheiten, aber sie bilden die Nahrungsgrundlage für ungezählte Fische, und diese Fische wiederum sind ein begehrter Leckerbissen. Diese Insekten sind Teil eines biologischen Kreises, der nicht ohne Schaden durchbrochen werden kann. Außerdem würden auch die Mikroorganismen mit den Insekten zugrunde gehen.«
    Faunian schüttelte den Kopf. Es war eben alles ganz anders als auf Morn. Die Menschen stellten die Nahrungsmittel erst zu einem geringen Teil auf dem Wege der Chemosynthese her und waren auf allen Gebieten auf die Vermittlerrolle der Natur angewiesen. Ja, wenn man es genau betrachtete, waren sie noch immer Teil der sie umgebenden Natur.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie ein Mensch reagieren würde, dem man vorschlagen würde, sich ausschließlich von synthetischer Nahrung zu ernähren. Wahrscheinlich wäre er nicht weniger entsetzt als ein Morne, dem man zumuten würde, ein Stück Fleisch zu verzehren.
     
    Sie steuerten eines der Waldgebiete an, die aus der Luft ausgesehen hatten wie mit Pockennarben übersät. Faunian erinnerte sich an den Abscheu, mit dem die Menschen von der Vernichtung gesprochen hatten, die hier stattgefunden haben sollte. Er war gespannt auf die Auswirkungen, die die menschliche Technik auf das spontane Leben der Pflanzen hervorgebracht hatte.
    Als sie in den Wald einfuhren, war er überhaupt nicht in der Lage, Spuren dieses längst vergangenen Krieges festzustellen. Überall drängte ihnen wucherndes Grün entgegen, tropfende Nässe ringsum und Leben, Leben in tausendfältigen Formen.
    Erst Karin Bachfeld machte ihn darauf aufmerksam, daß es zwei verschiedene Arten von Wald in diesem Gebiet gab. Einen alten Dschungel mit riesigen, weitausladenden Bäumen, deren Kronen derart ineinander verflochten waren, daß unter ihnen ein trüber Halbdämmer herrschte, der nur eine relativ dünne Vegetation unmittelbar am Boden zuließ, und dazwischen eine andere Art Wald: vom Boden aufwuchernder grüner Dschungel, der sich an Bäumen ohne eigenes Laub emporrankte, an mächtigen braunen Stämmen, die unter einem Gewirr von Lianen fast verschwanden.
    Faunian betrachtete mit Interesse, wie Laurentz den Gravitrac einen Augenblick verließ und wie er mit der Faust gegen einen dieser dunklen schuppigen Stämme stieß. Die Hand drang, ohne daß die Materie des Baumes ihr einen größeren Widerstand leistete, in das morsche Holz ein. Es gab einen dumpfen Ton, als stöhne der Baum auf. Laurentz zog die Faust zurück und hielt sie, als er den Gravitrac wieder bestiegen hatte, geöffnet vor Faunians Gesicht. Es war im höchsten Grade ekelhaft. In der Hand befand sich ein Bündel verfaulten, schwammigen Holzes, in dem es von allen möglichen Tieren wimmelte. Der Kommunikationstechniker scheute sich nicht, das Gewimmel auf seiner Hand mit spitzem Finger zu sortieren. Er schien keinerlei Ekel zu empfinden und nannte bei dieser Prozedur mit unbewegter Stimme die Namen der einzelnen Baumbewohner: Käfer, Larven, Maden, Würmer und Spinnen. Faunian schüttelte sich vor Entsetzen. Er fühlte, wie es ihn schauderte.
    Fast war er froh, als sich der externe Kommunikator des Gravitracs meldete. Irgend etwas hatte er festgestellt, was der Tentakel glaubte, nicht für sich behalten zu sollen. Faunian bat mit einer Handbewegung um Schweigen und rief die Meldung ab.
    »Einige der Zellulosesysteme der uns umgebenden Pflanzenherde befinden sich in einem indifferenten Gleichgewicht mit der Gravitation«, meldete der Tentakel. »Es ist Vorsicht geboten. Bereits geringe äußere Anlässe können das Gleichgewicht zugunsten der Gravitation aufheben.«
    Faunian sah die Menschen, denen der Translater die Worte des Tentakels übersetzt hatte, lächeln. Er blickte auf die Bäume. Sie sahen aus, als ständen sie für alle Ewigkeit, wurden allerdings durch die an ihnen emporwuchernden Pflanzenmassen erheblich belastet. Als er sich an Aurelhomme wenden wollte, zuckte der Mann die Schultern.
    »Sie stehen seit vielen Jahrzehnten«, erklärte er. »Warum sollten sie ausgerechnet jetzt umstürzen? Außerdem habe ich Vertrauen zu eurer Technik.« 
    Faunian hörte, wie hinter ihm Lekon lachte, deshalb sagte er warnend: »Ich glaube kaum, daß uns unsere Technik in solch einem Falle viel nützen wird. Unser Tentakel hat, um einen Ausdruck eurer Terminologie zu verwenden, alle Hände voll zu tun, um die optimale Fahrkurve zu ermitteln. Das ist bei dem verfilzten Pflanzenteppich keine Kleinigkeit.« Tatsächlich mußte sich

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