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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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können.
    Anstrengende Tage lagen hinter der Gruppe. Der Empfang vor dem Palast des Volkes in Tan Son Nut, jubelnde Menschen, die wieder etwas anders aussahen als die, die sie bereits kannten. Etwas kleiner, von braungelber Hautfarbe, mit schwarzem kurzem Haar und schräggestellten Augen, schienen sie alle, die die Mornen bisher kennengelernt hatten, an Energie zu übertreffen. Empfänge, Diskussionen und Besichtigungen lösten einander in stetem Wechsel ab, nur gut, daß der Tag auf der Erde nur vierundzwanzig Stunden hatte!
    Faunians Gedanken wurden unterbrochen, als Aurelhomme auf einen kleinen Fisch deutete, der sein Maul über die Wasserfläche erhob und einen Wasserstrahl gegen ein über ihm hängendes Blatt spuckte. »Das sind recht eigenartige Fische«, erklärte er. »Sie haben, um in dem sauerstoffarmen Wasser überleben zu können, ein Atemorgan entwickelt, das ihnen gestattet, atmosphärische Luft zu atmen. Ihre Eier legen sie in Nester aus kleinen Luftblasen und Pflanzenteilen, die an der Oberfläche schwimmen.«
    »Und warum spuckte er nach dem Blatt?« Horst Laurentz war in die Knie gegangen und starrte in das Wasser, als könne er die lehmige Brühe mit seinen Blicken durchdringen.
    Aurelhomme zuckte die Schultern. »Er wird nach einem Insekt gezielt haben. Sie sind sehr nützlich, da sie sich fast ausschließlich von Insekten und deren Larven ernähren.«
    Währenddessen beobachtete Faunian ein eigenartiges Gefährt, das rechter Hand von ihnen langsam durch das Wasser kroch. Es bewegte sich auf übergroßen Speichenrädern und trug auf einer breiten Konsole an seinem Heck eine ganze Reihe hellgekleideter Menschen mit einem flachen gelben Strohhut, die mit flinken Fingern kleine Reispflanzenbüschel in den Schlammboden steckten. Ab und zu winkten sie mit lachenden Gesichtern herüber, um sich sofort wieder über ihre Arbeit zu beugen.
    Die mächtigen Räder des Fahrzeuges quirlten Wolken kleiner schwirrflügeliger Insekten auf, die ein warmer Wind langsam zu ihnen herübertrieb. 
    Es war Faunian unverständlich, wieso sich die hellgekleideten Menschen so unbekümmert einer Infektion durch die kleinen zweifellos als Bakterienträger fungierenden Insekten aussetzen konnten. Als die Wolke sie erreicht hatte, machte ihn Lekon auf das Anzeigeinstrument aufmerksam, das an ihrem Ärmelaufschlag eine Unzahl von Insektenangriffen registrierte. Faunian schaltete das Sichtgerät zur Außenkontrolle ein und konnte auf einer kleinen Sichtscheibe im Inneren seiner Maske eines der Fluginsekten beobachten, das von dem Gerät aus der Menge der Angreifer isoliert worden war. Es waren ekelhafte kleine Biester. Dünne haarige Beine, Facettenaugen, sehr beweglicher, gegliederter Körper, der mit einem Chitinpanzer umkleidet war, und was das schlimmste war, ein Stechrüssel am Kopf, der tastend versuchte, in die Unterlage einzudringen. Das Tier war tatsächlich mit Bakterien beladen, von denen einige Arten zu sehr gefährlichen Krankheitserregern zu zählen waren. Im Hinterleib des Tieres wies der Mikrokommunikator Warmblut nach, und für Faunian gab es keinen Zweifel, daß es sich um Menschenblut handelte. Er machte Finetta auf die Tiere, von denen sich Hunderte auf ihren Anzügen niedergelassen hatten, aufmerksam. Die junge Frau nickte und zeigte auf einen kleinen Behälter an ihrem Gürtel, in den sie bereits eine Anzahl der Tierchen eingesaugt hatte.
    Erst jetzt bemerkte Faunian Zeichen von Unmut bei ihren irdischen Begleitern. Aurelhomme und Laurentz fuchtelten mit den Händen vor ihren Gesichtern herum, um die kleinen Tiere abzuwehren, und begannen zum Aufbruch zu drängen.
    Während sie das Fahrzeug bestiegen und den UV-Eliminator einschalteten, nahm Faunian Aurelhomme beiseite. »Es dürfte doch eurer Chemotechnik nicht schwerfallen, diese Gefahr ein für allemal auszuschalten. Es kann nicht schwerfallen, diese Tiere zu vernichten«, sagte er.
    Für Aurelhomme antwortete Laurentz, der den Hinweis beim Einsteigen eben noch gehört hatte. »Wir würden damit mehr Schaden anrichten, als es uns nützen würde. Jahrhundertelang hat der Mensch keine Rücksicht auf die Natur genommen, und er hat durch seine Manipulationen das biologische Gleichgewicht teilweise gründlich durcheinandergebracht. Die Quittung dafür waren Steppen, wo ehemals blühende Felder, und Wüsten, wo ehemals dichte Wälder standen.« 
    »Aber was nützen euch diese Insekten?«
    »Direkte Vorteile bringen sie uns nicht, im Gegenteil, sie

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