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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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ihm nachsagen, er neige dazu, sich etwas auf sein Aussehen einzubilden, aber in diesem Augenblick fand er, daß er gut aussah.
    Er trug einen weißen Kittel und verbreitete einen Hauch von Frische und Sauberkeit um sich. In den letzten Tagen war sein Gesicht braungebrannt. Die Arbeit in freier Natur war ihm besser bekommen als das tägliche Körpertraining und die beileibe nicht eintönige Arbeit in den unterlunaren Kasematten der Mondstation. Er war schmaler und sehniger geworden.
    Noch vor wenigen Tagen hätte er, der Leiter von Luna vier, bei dem Gedanken, in einem Krankenhaus arbeiten zu müssen, eine Gänsehaut bekommen, hätte an unpersönlich verbindliche Ärzte, gehetzte Pfleger und einen aufdringlichen Geruch nach Desinfektionsmitteln gedacht, aber im Verlauf der letzten Tage hatte sich seine Einstellung ein wenig geändert. Und daran hatte Karin Bachfeld, die ihm mehr geworden war als eine gute Kollegin, einen großen Anteil. Sie hatte es bitter nötig, einen Menschen um sich zu haben, der sie psychisch vielleicht mehr als physisch unterstützte. Für ihr Leben bestand keinerlei Gefahr mehr, aber sie war schwanger gewesen vor ihrem Unfall, und sie hatte sich auf das Kind gefreut, auf das Kind Lester Sullivans.
    Seit zwei Wochen kämpfte hier in Leningrad ein Kollektiv von Ärzten aus aller Welt einen verzweifelten Kampf, um drei der mornischen Expeditionsmitglieder dem Tode zu entreißen. Aurelhomme und Laurentz waren nach verhältnismäßig kurzer Behandlung aus den Händen der Ärzte entlassen worden, und auch Karin Bachfeld konnte bereits wieder aufstehen. Bei den Mornen jedoch schien jede ärztliche Kunst vergeblich. Mehr, als den Tod hinauszuzögern, hatten weder die Ärzte der Erde noch ihr mornischer Kollege vermocht. Eine Besserung war bisher bei keinem der drei zu erkennen, im Gegenteil.
    Nicht, daß ihre Verletzungen schlimmer gewesen wären als die der Menschen, nein, die ausgezeichnet gearbeiteten Schutzanzüge hatten sie vor mechanischen Verletzungen fast vollständig bewahrt, auf derartige 
    Wunden hätten Menschen ein Spray aufgetragen und ihre Arbeit fortgesetzt, aber bei den Mornen waren es die Bakterien, denen sie nicht gewachsen waren und die ihnen einen bisher nicht zu beseitigenden Schaden zugefügt hatten.
    Als die Südamerikagruppe die Nachricht von dem Unglück erhalten hatte, waren von Bojan die Forschungen sofort abgebrochen worden. Er hatte sich mit seinen Freunden nach Leningrad begeben, wohin die verletzten Mornen in künstlicher Atmosphäre überführt worden waren. Dort war er noch vor ihnen eingetroffen. Auf dem Flug hatte er kaum ein Wort gesprochen. Bracke gegenüber hatte er sich bittere Vorwürfe gemacht, darüber, daß er es unterlassen habe, weiterhin einen Parakontakt mit Faunians Gruppe zu versuchen, und Bracke hatte ihm diese Selbstvorwürfe nicht ausreden können, auch dann nicht, als er in ihm die Überzeugung zu wecken versuchte, daß das Unglück auch bei ständiger Verbindung geschehen wäre. Bojan hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt und eine Bewegung gemacht, die auch ohne Worte leicht zu deuten war. Laß gut sein, sollte sie heißen. Du meinst es zwar gut mit mir, aber helfen kannst du mir nicht. Da hatte auch Bracke geschwiegen.
    In Leningrad angekommen, hatte Bojan sofort die Ärzte der Erde zusammengerufen, ihnen Birrha und Kont beigegeben und sie auf die wichtigsten Punkte bei der Behandlung seiner Freunde aufmerksam gemacht. Er aber hatte sich davon überzeugen müssen, daß die Ärzte alles taten, was überhaupt menschenmöglich war. Zwar hatte er zuerst dagegen protestiert, daß die Behandlung ausschließlich mit den Mitteln der irdischen Medizin vorgenommen werden sollte, da nur sie den Ärzten vollständig zur Verfügung standen, aber zu einer Überführung der Verletzten in den Disko hatte er sich nicht entschließen können. Einmal bestand die Gefahr einer allgemeinen Infektion, und zum anderen kannte die Medizin der Mornen keine derartigen Fälle und war demzufolge auch nicht dafür gerüstet. Wohl oder übel mußte er dieser Behandlung zustimmen, auch wenn ihm die Methoden der irdischen Medizin brutal vorkamen.
    Er sah stirnrunzelnd zu, als die Ärzte unter Assistenz von Birrha und Kont den unter Foliezelten liegenden Verletzten mit Hilfe von Manipulatoren Kanülen einsetzten, Hautstücke entnahmen, Abstriche machten und ihre Wunden behandelten.
    Trotz allem hatte Bracke den Eindruck, als glaube Bojan nicht an eine Gesundung der Mornen. Er war

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