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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Laurentz.
    Jean versuchte sich zu bewegen und stellte fest, daß es ging, wenn auch mit erheblichen Schmerzen. »Was ist mit dir, Horst?« Plötzlich hatte er Angst, nur noch Angst. Er wollte sich umwenden, aber ein stechender Schmerz durchzuckte seine Schulter. Er blickte zur Seite und sah, daß sein Arm merkwürdig verdreht am Körper hing. Es dauerte eine Weile, ehe er begriff, daß es überhaupt sein Arm war. Außerdem begann er jetzt einen faden Geschmack im Mund zu spüren. Als er mit der Hand über das Gesicht wischte, hatte er Blut an den Fingern. Auch diese geringfügige Bewegung schmerzte heftig.
    Wieder kam das Stöhnen von Laurentz. »Mein Bein, mein Bein!« jammerte er, und es klang, als habe er starke Schmerzen.
    »Was ist mit deinem Bein?«
    Es kam keine Antwort, aber Jean sah, daß sich Laurentz bewegte. Anscheinend wollte er etwas von sich wegschieben. Siedend überfiel ihn die Sorge um Karin Bachfeld, die neben ihm gesessen hatte, auf der Seite, von der der Ast gekommen war, der das Fahrzeug getroffen hatte und den Laurentz stöhnend anzuheben versuchte. Mit zusammengebissenen Zähnen drehte er sich nach der anderen Seite. Es tat höllisch weh. Als er den Kopf wandte, sah er Karin. Plötzlich hatte er keine Schmerzen mehr. Karin Bachfeld hatte die Augen geschlossen. Aus ihrem Mund sickerte ein dünner Faden hellroten Blutes. Unterhalb ihrer Brust lag der wohl zwanzig Zentimeter dicke Ast auf ihr und preßte sie in die Polster. An der hinteren Strebe, die geknickt in den Fahrgastraum ragte, zog er sich empor. Die Angst verlieh ihm Kräfte und ließ ihn die höllischen Schmerzen wenn auch nicht vergessen, so doch ertragen. Schließlich stand er mit einem Ruck auf. Er schrie auf vor Schmerz. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er den Ast von Karins Körper gewälzt hatte, immer mit der Angst, ihr damit erneut Schmerzen zu bereiten. Aber sie öffnete die Augen nicht.
    »Sieh nach den Mornen!« hörte er Laurentz flüstern. Erst jetzt kam ihm zum Bewußtsein, daß sie bisher kein Lebenszeichen gegeben hatten. Er blickte über die Lehne der Vordersitze und atmete auf. Bis auf einige kleinere Kratz- und Rißwunden schienen sie unverletzt. Aus einer kleinen Wunde auf Faunians Stirn sickerte Blut. Da erst fiel ihm auf, daß zwei der Mornen keine Masken mehr trugen. Wie mit einem Besen waren sie ihnen von den Gesichtern gekehrt worden.
    Er mußte heraus aus dem Fahrzeug und mochte es noch so sehr schmerzen. Um den Arm mit dem ausgekugelten Gelenk wenigstens in Grenzen schmerzarm zu halten, versuchte er ihn mit dem Gürtel am Körper ruhig zu lagern. Zwar reichte die Linke, um den Gürtel, wenn auch unter Schmerzen, aus den Schlingen zu ziehen, fest bekam er den Arm auf diese Weise nicht. Immer wieder rutschte das glatte Leder ab. Zwischendurch beugte er sich wieder zu Karin Bachfeld hinunter und sah, daß sie, wenn auch mühsam, atmete. Schließlich bekam er beide Enden des Gürtels zu fassen. Tränen standen ihm in den Augen, Tränen, die er nicht wegwischen konnte, weil er keine Hand frei hatte.
    Laurentz beobachtete ihn mit zusammengepreßten Lippen. Man sah ihm an, daß er weniger unter den eigenen Schmerzen, als unter dem Unvermögen, helfen zu können, litt. Nachdem der Arm an den Körper gefesselt war, dauerte es noch lange, bis sich Aurelhomme über die Bordwand ins Freie gleiten lassen konnte. Er fing den Sprung ab, so gut es ging, konnte aber nicht verhindern, daß die Muskeln schmerzhaft zuckten.
    Es verging eine halbe Stunde mit der Suche nach einem Ast, mit dem er die Strebe, die Laurentz' Bein eingeklemmt hatte, zur Seite hebeln konnte. Mehrmals brach der Ast, und jedesmal gab es ungewollte und schmerzhafte Bewegungen. Dann quälte sich Laurentz aus dem Gravitrac und ging zu Boden und begann, sein Bein zu massieren. Stehen konnte er kaum. Er versuchte sich hüpfend auf einem Bein zu bewegen und stöhnte bei jeder Bewegung. Auch sein Gesicht war von Blut überströmt, es sah aber, wie bei Aurelhomme, schlimmer aus, als es tatsächlich war. »In unserem Zustand bekommen wir die Mornen nicht aus dem Fahrzeug«, sagte Laurentz und deutete auf das Gewirr von Ästen, das den Gravitrac völlig bedeckte.
    Aurelhomme nickte. »Wir würden sie auch dann nicht herausbekommen, wenn wir völlig in Ordnung wären. Wir haben ja nicht einmal Werkzeuge.«
    Wieder setzte sich Laurentz stöhnend auf den Boden. »Versuch den Waldrand zu erreichen. Ich werde hier Wache halten. Sie brauchen schnellstens Hilfe.«
    »Und

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