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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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kam er sich wie ein Krösus vor.
    Am Fahrstuhl holte er Betty ein. Sie hatte auf ihn gewartet. Mit ihren großen Augen blickte sie ihn fragend an. »Haben sie dir gesagt, daß ich kein Umgang für einen anständigen Menschen bin?«
    Er spürte Unsicherheit in ihrer Stimme und freute sich fast ein wenig darüber.
    »Wir werden sie eines Besseren belehren.« Mit diesen Worten hakte er sie unter und schob sie zum Lift.
    Auch in der engen Kabine funktionierte die Klimaanlage ausgezeichnet. Man war in keinem Punkt sparsam gewesen bei der Einrichtung des Hotels »Sunside-Beach«. Alles war wohlausgewogen und sauber. Fast zu sauber, fand Rod. Es wirkte nahezu steril. Aber er würde sich hier mit Sicherheit ausgezeichnet fühlen.
    Er betrachtete seine Begleiterin, als sie vor ihm den Lift verließ und stellte sie sich in neuen Kleidern vor, mit kurzem Rock, schmalen hochhackigen Schuhen und heller Bluse. Sie würde ausgezeichnet aussehen, fand er, und plötzlich fiel ihm ein, daß sie vielleicht häßliche Beine hatte. Möglicherweise trug sie nur deshalb lange Hosen. Aber nein, das war kompletter Unsinn. Die Hosen gehörten einfach zu ihrem sonstigen Aufzug, man konnte daraus nicht auf unschöne Beine schließen. »Wir treffen uns um neun in der Bar«, sagte er und wunderte sich über seine eigene Sicherheit, die schon erstaunlich war, wenn man bedachte, daß er derartige Hotels bisher nur in Begleitung seines Managers besucht hatte.
    Er schloß die Zimmertür hinter sich, ohne Betty zu ihrem eigenen Zimmer zu begleiten. Nicht einmal auf eine Antwort hatte er gewartet. Gleich darauf spuckte der Speziallift seinen Koffer aus. Er lächelte bei dem Gedanken an das Gesicht Bettys, die im selben Augenblick einer Kollektion von Kleidern gegenüberstehen würde, die sie nicht bestellt hatte. Er durfte nur hoffen, daß sie nicht sauer reagierte.
    Rod zog sich nicht um. Er wußte, wie gut ihm der helle Anzug stand. Er machte sich ein wenig frisch, wusch sich die Hände und betrat viel zu zeitig die Bar. Sie befand sich unmittelbar unter dem flachen Dach des Gebäudes und konnte mit Hilfe einer hydraulischen Anlage nach oben geöffnet werden, indem man in lauen Nächten einfach die Decke des Raumes anhob oder gar sektionsweise zur Seite schwenkte.
    Um diese Zeit, am frühen Abend, war die Bar fast leer. Auf dem Podium neben dem Bartresen mit seinen gepolsterten Hockern, die mit ihrem schlanken Bein und der gewölbten Sitzschale eher wie skurrile Aschenbecher aussahen, langweilten sich die Musiker. Sie stimmten ihre Instrumente und ließen es darauf ankommen, den wenigen Gästen mit ihrem Gekratze einen Vorgeschmack des Kunstgenusses zu geben, der am Abend ihrer harrte.
    Rod warf sich in einen Sessel in der Nähe eines Tisches. Der Tisch war klein und rund und wurde von den zwei gewaltigen Sesseln fast erdrückt.
    An der Bar lehnte ein Kellner, der in seiner phantastischen Livree aussah, als habe er sich zu einer Parade in einem der kleinen südamerikanischen Zwergstaaten gerüstet. Vielleicht war er auch früher ein General in einem dieser Ländchen gewesen, und nun hatte ihn die Zeit seines Hobbys und der damit verbundenen Einnahmen beraubt. Rod fühlte das Bedürfnis, über seine Gedanken zu lachen, aber er bezwang sich. Er ließ seinen Blick über die Tressen und Schnüre wandern und versuchte, den verschlungenen Linien mit den Augen zu folgen.
    Schließlich stemmte sich der »General« mit dem Rücken vom Tresen ab und kam mit langen, schleichenden Schritten herüber. Seine Verbeugung war knapp und hoheitsvoll und klassifizierte Rod nicht eben günstig.
    »Whisky!« murmelte Rod und beobachtete, wie der Ober langsam kehrtmachte. »Mit Eis!«
    Der General verharrte einen Augenblick, ging dann aber weiter, quer über das Parkett. Er murmelte der Bardame, einer großen, schlanken Blondine, einige Worte zu, und sie blickte herüber, lächelte. Dann bückte sie sich, um ein Glas hinter der Bar hervorzunehmen, und Rod blickte zur Seite. Gleich darauf tat es ihm leid, und er schwor sich, einen zweiten Whisky zu bestellen.
    Langsam füllte sich die Bar. Die Musiker begannen die ersten zusammenhängenden Töne zu erzeugen, die sich indes nicht wesentlich von dem unterschieden, was sie beim Stimmen ihrer Instrumente zuwege gebracht hatten. Einzelne Paare bewegten sich, eng aneinander geschmiegt, auf der Tanzfläche, und der Kellner mußte mit säuerlicher Miene Umwege machen.
    Am Nebentisch stieß ein junger Mann, etwa in Rods Alter, er

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