Am Rande wohnen die Wilden
wurden.
Er erinnerte sich an das jährliche Fest der Bestäubung, wenn die Alten mit winzigen Pinseln von Pflanze zu Pflanze gingen und die kleinen Blüten bestäubten. Und er erinnerte sich der Freude, wenn aus einigen der Blüten endlich winzige Samenkapseln geborgen wurden, die die Art dieser eigentümlichen Fossilien erhielten.
Und auf diese Zeremonien und alten Bräuche waren die Bewohner von Morn zwei unendlich stolz. Dafür nahmen sie gern das Fehlen des Gravex oder der leuchtenden Atomsonne in Kauf. Und dafür begegneten sie auch dem Kopfschütteln, mit dem manche Mornen des Nachbarplaneten ihr Tun betrachteten, voller Gelassenheit.
In Akuls Kabine flammte der Bildschirm auf. Unvermittelt erschien das Gesicht Faunians.
Akul blickte fragend auf den Schirm. Dabei hatte er das unbestimmte Gefühl, nicht korrekt zu handeln, wenn er sitzen blieb. Faunian war immerhin der Kommandant. Auch wenn er die Einsetzung eines Kommandanten als überholt und altertümlich empfand, war er doch gerecht genug, einzusehen, daß Faunian selbst keinen Einfluß auf die Entscheidung des Rates gehabt hatte und vielleicht selbst unter seiner auf Morn durchaus unüblichen exponierten Stellung litt.
Er stand langsam auf, bereute es aber sofort wieder, da Faunian offensichtlich noch mit jemandem in seiner Kabine sprach. Akul stand vor dem Schirm und wartete, daß der Kommandant das Wort an ihn richte, und er mußte wieder an die Unterprivilegierten auf Morn zwei denken.
Dann winkte ihm Faunian zu, und man sah, daß er lächelte. »Ich bitte euch, in etwa sechs Zeiteinheiten die Bildschirme zu einer Konferenz einzuschalten«, sagte er, und Akul stellte fest, daß Faunian nicht nur zu ihm, sondern auch zu allen anderen Betreuern von Spezialsektionen sprach.
»Wir nähern uns dem System der gelben Sonne«, fuhr Faunian fort. »Die ersten Isograven sind bereits nachweisbar. Wir werden also ab jetzt auf Sicht fliegen und das System in weniger als einhundert Zeiteinheiten erreichen. Ruht euch vorher noch gut aus, wir werden einige grundsätzliche Beschlüsse fassen müssen.« Noch einmal nickte er vom Bildschirm herunter, dann tastete er die Verbindung aus.
Akul machte es sich wieder auf der Liege bequem. Es würde ihm jetzt nicht leichtfallen, schnell Schlaf zu finden. Er war erregt. Deshalb war er noch hellwach, als Bojan seine Kabine betrat. Bojan hatte die Einsätze der planetaren Flotte zu leiten und war bekannt für seine gerade und unkomplizierte Denkweise und die entsprechende Wahl seiner Worte. Ohne Gruß ließ er sich neben Akul auf die Liege fallen und regelte wortlos den Druck des Luftpolsters nach. Akul ließ ihn gewähren, denn er kannte die Art des Maschinisten.
»Hoffentlich bekommen wir mit Faunian keine Sorgen!« brummte Bojan und blickte zu Boden. Er hatte die Hände ineinander verschränkt und die Ellbogen auf die Knie gestützt. Akul mochte ihn. Bojan war für ihn ein Bild von Kraft und Gesundheit.
»Wie kommst du auf eine derartige Vermutung?« fragte er.
Bojan wandte ihm sein breites Gesicht zu. »Ich habe keine Vermutung ausgesprochen, sondern nur meine Besorgnis über gewisse Verhaltensweisen Faunians zum Ausdruck bringen wollen.«
»Du mußt dafür Gründe haben, Bojan. Du sagst doch so etwas nicht von ungefähr.«
»Ist dir nicht aufgefallen, daß Faunian seine Pflichten übermäßig ernst nimmt?«
»Er ist Kommandant! Er kann seine Aufgaben nicht ernst genug nehmen.«
Bojan schüttelte den Kopf. »Du willst mich nicht verstehen, Akul. Natürlich soll er seine Aufgaben ernst nehmen. Aber er tut Dinge, die unnötig sind.«
»Zum Beispiel?«
»Er sitzt fast die ganze Flugzeit hinter dem Gravicont. Ich befürchte, daß er sich dabei übernimmt.«
»Ist das alles, Bojan, was du an ihm auszusetzen hast?«
»Nein, das ist nicht alles. Nimm diese Konferenz. Seit unserem Start gibt es keinerlei neue Erkenntnisse über das System der gelben Sonne, die diese Konferenz rechtfertigen würden.«
»Faunian will sichergehen. Ich verstehe ihn. Er will und kann sich keinen Fehler leisten. Er trägt die Verantwortung für uns alle.«
»Von uns trägt jeder seine Verantwortung allein«, sagte Bojan aufgebracht. »Ich halte es für Aufgeblasenheit. Du magst von meiner Ansicht denken, was du willst.«
»Du läßt dich gehen, Bojan. Du solltest deine Worte besser abwägen.«
»Gut, gut. Du hast recht. Ich formuliere zwar häufig schärfer, als ich sollte, aber du wirst zugeben, daß an der Sache etwas dran
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