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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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und umgaben sich erneut mit einem dichten Netz feiner Fältchen. »Wann fliegen wir?« fragte er.
    Schesternjow blickte ihn forschend an. »Was soll das heißen >wannsofort!<. Oder hältst du die Sache für unwichtig?«
    »Natürlich ist sie wichtig. Hätte sonst Sullivan einen Brandbrief geschrieben? Aber ich dachte, wir könnten vielleicht vorher noch in Paris...«
    Schon bei dem Wort »Brandbrief« hatten sich Schesternjows Augen zusammengezogen. Jetzt standen steile Falten über seiner Nasenwurzel. »Nichts könntest du vorher in Paris«, knurrte er. »Nicht umsonst wird dich Karin Bachfeld begleiten, mein Lieber.«
    Bracke staunte über die plötzliche Schärfe in den Worten Schesternjows. Er schien sich ernstlich Sorgen zu machen. Als er sich wieder setzte, stöhnte der Sessel unter seiner Masse.
    Aurelhomme aber behielt sein Lächeln um die Augen. Offensichtlich störte ihn die Zurechtweisung nicht sonderlich. »Einverstanden!« erklärte er. 
    Schesternjow blickte auf seinen Schreibtisch. »Das ist keine einfache Sache«, sagte er leise. »Von euren Reaktionen kann viel abhängen. Für uns alle. Das Telex klingt zudem, als sei sich Lester Sullivan durchaus nicht schlüssig, wie er den Fall anpacken soll. Er ist nicht der Mann, der schnelle Entschlüsse liebt.«
    Dann wandte er sich direkt an Bracke. »Sie sind mir als ein Mensch geschildert worden, der schnell und sicher zu entscheiden weiß, wenn auch seine Leitungsmethoden manchmal etwas.«, er schien nach einem passenden Wort zu suchen, »..., etwas eigenwillig sind. Ich zähle auf Sie.«
    Bracke nickte. Er wußte, was von ihren nächsten Schritten abhängen konnte.
    Schesternjow stand langsam auf, kam herüber zu ihm, und als sich Bracke ebenfalls erhob, legte er ihm die Hand auf die Schulter. »Nun macht uns Ihr Bolide also doch noch Sorgen. Wenn sie auch ganz anderer Art sind, mein Lieber. Auf alle Fälle glaube ich, werden Sie glänzend rehabilitiert werden.«
    Bracke hob die Schultern. Was lag ihm jetzt noch an Rehabilitation?
    Er war ausgewählt worden, einer Gruppe von Menschen anzugehören, die eine in der bisherigen Geschichte menschlicher Zivilisation einmalige Aufgabe zu lösen hatte.
    »Noch gibt es einen schwachen Punkt in unserer Theorie«, sagte er leise, jedes Wort genau abwägend. An die stillschweigende Vereinbarung, ihre Vermutung nicht auszusprechen, dachte er nicht mehr. »Wenn diese eigenartige Linse auf dem Lake North tatsächlich fremdes Leben trägt, dann hätten sie, ich meine die Fremden, doch unseren Funkverkehr aufnehmen und analysieren können. Und es wäre ihnen ein leichtes gewesen, uns von ihrem Kommen zu informieren, sei es nun aus dem Erdorbit heraus oder schon vom Mond. Auch wenn sie nur ganz einfache Zeichen gesendet hätten, hätte es ausgereicht. Eine Landung ohne vorherige Anmeldung halte ich für eine eigenartige Sache.«
    Schesternjow nickte. »Auch diese Gedanken haben wir uns bereits gemacht. Aber die Landung einer extraterrestrischen Expedition ist das einzige, das die Vorgänge der letzten Stunden hinreichend erklären kann.«
    Bracke wandte sich zur Tür. »Wir werden es erfahren!« sagte er.
    Schesternjow drückte den Knopf der Rufanlage. Auf einem kleinen Bildschirm auf dem Schreibtisch erschien das ebenmäßige Gesicht einer jungen Frau mit blondem Haar. Sie grüßte zu Aurelhomme hinüber, musterte Bracke einen Moment lang aufmerksam, bevor sie unmerklich den Kopf neigte, und blickte dann abwartend auf Schesternjow.
    Als er ihr ein Zeichen gab, stand sie auf, warf einen leichten Mantel über und nahm eine schmale Tasche aus dem Wandschrank. Bevor der Bildschirm automatisch erlosch, als sie ihr Zimmer verließ, sah Bracke, daß ihr ein junger, lang aufgeschossener Mann folgte.
    »Das ist meine Nachfolgerin«, flüsterte Aurelhomme ihm zu. »Sekretärin des Rates, von Hause aus Technikerin. Sie ist hübsch, nicht wahr? Manchmal frage ich mich, auf welche Weise sie sich die Bewerber um ihre Gunst vom Leibe hält. Wenn man der Fama glauben darf, dann muß sie eine uneinnehmbare Festung sein.«
    Bracke lächelte. Aurelhomme machte kein Geheimnis daraus, daß er gar zu gern den Schleier gelüftet hätte, der über Karin Bachfelds Verhältnis zu Männern lag.
     
    Drei Stunden nach Brackes Unterredung mit Schesternjow stand die Sondermaschine des Regionalrates Nord über Montreal und setzte zur Landung an. Sie tauchte in eine fast geschlossene Wolkendecke ein. Bracke schob die

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