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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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herauszuhören, daß der Franzose es versäumt hatte, sie ordnungsgemäß anzumelden. Die junge Frau schien ebenso ungehalten zu sein, wie Aurelhomme zerknirscht war oder doch zumindest tat. Schließlich warf sie den Kopf in den Nacken und ging mit großen Schritten auf die nächste Telefonnische zu. Er sah sie sprechen und gestikulieren, und er bewunderte ihre Energie. Als sie zurückkam, eilte ihr Aurelhomme entgegen.
    »Schwer zu erklären, wie mir das passieren konnte«, rief er. »Ich glaube, ich habe die Anmeldung in der ganzen Hektik des Aufbruchs einfach vergessen.«
    Die Frau sah ihn lange an, ehe ein feines Lächeln auf ihr Gesicht zog. »Nun wissen Sie wohl auch, weshalb Schesternjow festgelegt hat, daß ich Sie begleite?«
    Aurelhomme nickte, immer noch mit zerknirschter Miene. »Ja, ja!« brummelte er, »der Alte kennt mich genau.« Doch dann trat er dicht an sie heran. »Aber nun sagen Sie uns bitte, was die Amerikaner Ihnen geantwortet haben.«
    »Sie schicken uns einen Polizeiwagen, der uns abholen soll. Wir werden schon dringend erwartet.«
    Jetzt zeigte Horst Laurentz zum erstenmal Interesse. Bracke kannte den Mann nicht. Er wußte, daß er Sprachwissenschaftler war und daß von ihm behauptet wurde, er sei ein Arbeitstier. Er war sehr groß gewachsen und hielt sich überaus grade. Was er sagte, sagte er mit überlegener Ruhe und ohne jede Hast. Im Flugzeug hatte er davon gesprochen, daß er aus Gründen der Effektivität ein zweites Studium absolviert habe, und zwar auf dem Gebiet der Programmierung von Computern. Durch seine eigenen Programme vermeide er Zeitverluste und durch den Wegfall des Umweges über die Programmierer Übertragungsfehler.
    Jetzt also zeigte er Erstaunen. »Wieso einen Polizeiwagen?« fragte er und zog die Brauen in die Höhe. Er hatte sehr starke Brauen, die zu seinem kurz geschnittenen Haar in auffallendem Widerspruch standen. »Soll das etwa besagen, daß die ganze Aktion unter.« Er unterbrach sich, sein Gesicht nahm einen kindlich erstaunten Ausdruck an.
    Kann Bachfeld stimmte ihm zu. »Genau das wollte ich sagen.«
    Laurentz schüttelte besorgt den Kopf. »Aber das ist doch.« Auch diesmal beendete er den Satz nicht. »Wenn da nur nichts schiefgeht!«
    »Ist schon schiefgegangen«, bestätigte Karin Bachfeld. 
    Bracke trat zu den anderen. »Was ist schiefgegangen?« fragte er und blickte die blonde Frau besorgt an, als sie sich ihm zuwandte.
    »Sie haben versucht, sich dem Fahrzeug von allen Seiten gleichzeitig zu nähern, Kollege Bracke.« Ihre Stimme war dunkel und ruhig. »Und dabei sind die Gleiter auf ein unerklärbares Hindernis gestoßen.«
    »Was für ein Hindernis?«
    »Sie wissen es nicht. Es war nichts zu sehen, aber die Gleiter wurden alle derartig abgebremst, daß sie sich dem Fahrzeug nicht weiter nähern konnten. Sie wurden sogar in Richtung Ufer zurückgeschoben.«
    »Das verspricht interessant zu werden!« stellte Laurentz fest und hakte sie kameradschaftlich unter. »Gehen wir! Vielleicht wartet die Eskorte schon auf dem Parkplatz.«
    Bracke war erstaunt, den jungen Wissenschaftler so zielstrebig zu sehen, und wohl auch darüber, daß er Karin Bachfeld wie selbstverständlich untergehakt hatte. Und er trat auf ihre linke Seite und nahm den linken Arm der Frau unter seinen rechten. Einen Augenblick sah sie ihn verwundert an, dann lächelte sie.
    Jean-Louis Aurelhomme aber bildete das Schlußlicht der Gruppe. Er wußte nicht, ob er froh oder ärgerlich darüber sein sollte, daß er in den letzten Minuten keine Gelegenheit gehabt hatte, an dem Gespräch teilzunehmen. Jetzt kam er sich fast überflüssig vor.
    Zu ärgerlich, daß ihm immer wieder diese Schnitzer passierten, wie der mit der vergessenen Anmeldung. Manchmal glaubte er selbst, daß Schesternjow recht hatte, wenn er behauptete, Aurelhomme brauche ein Kindermädchen.
    Wie schon so oft nahm er sich vor, in Zukunft auch auf scheinbar nebensächliche Gebiete seiner Arbeit zu achten, denn sonst blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Aufgabengebiet zur Verfügung zu stellen. Und das konnte er sich kaum ausmalen. Er liebte seine Arbeit, die ihm Gelegenheit gab, mit den verschiedensten Menschen zusammenzukommen und ihre Wünsche, Forderungen und Fachgebiete zu koordinieren oder sie anzuleiten. 
    Zu diesen Menschen gehörten auch die beiden, die so selbstverständlich Karin Bachfeld in ihre Mitte genommen hatten, ihr den kleinen Koffer trugen und sich angeregt mit ihr unterhielten.
    So sehr sich

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