Am Rande wohnen die Wilden
weitere Verluste bei derartigen Unternehmungen zu vermeiden.«
Jean drängte seinen Kopf zwischen die beiden, die vor ihm saßen. »Es hat Verluste gegeben? Wie ist das möglich gewesen?«
Der Sergeant blickte in den Rückspiegel. »Als die Gleiter auf eine bestimmte Distanz herangekommen waren, wurden sie plötzlich gestoppt. Dabei ging Inspektor Carrington über Bord. Der eine der Gleiter fuhr über ihn hinweg, und Mahoney versuchte ihn zu retten. Er sprang in den See und schwamm hinaus zu der Stelle, an der wir Carrington zum letztenmal gesehen hatten. Als er fast angekommen war, setzte sich das Ding in Bewegung und schob sich über die beiden, und als es zur Mitte des Sees zurückkehrte, waren sie verschwunden.«
Aurelhomme schüttelte den Kopf. »Das muß nicht unbedingt ein feindlicher Akt gewesen sein«, sagte er. »Ebensogut kann es sich um eine Rettungstat der Fremden gehandelt haben.«
»Glaube ich nicht! Mahoney war ein ausgezeichneter Schwimmer«, warf Bubble ein.
Aurelhomme grinste. »Ob das die Fremden gewußt haben?«
Mit dieser Frage hatte er sich in den Augen des Sergeant disqualifiziert. Laurentz versuchte die Situation zu retten.
»Sagen Sie, Sergeant«, fragte er, »Mahoney, ist das das Großmaul Rod Mahoney?«
Das blasse Gesicht des Polizisten lief rot an. Aurelhomme rechnete damit, daß er im nächsten Augenblick wie ein Wahnsinniger bremsen würde, aber er tat es nicht.
»Was versteht ihr Europäer schon vom Boxen?« schimpfte er. »Großmaul, Großmaul! Etwas anderes wißt ihr nicht. Immerhin hat sich Mahoney mit seiner großen Klappe eine Menge Vorkämpfe erspart. Wer weiß, ob er unter anderen Voraussetzungen überhaupt einen Kampf gegen Jenkins bekommen hatte.«
Aurelhomme grinste schon wieder. »Und nun war alles umsonst«, sagte er.
Der Polizist blickte fragend in den Rückspiegel. Man sah ihm an, daß er nichts Besonderes von Jean-Louis Aurelhomme erwartete, aber doch neugierig war.
»Wieso umsonst?« fragte er dann endlich.
»Ich denke, die Fremden haben ihn gekidnappt. Wie soll er dann gegen Jenkins antreten?«
Karin Bachfeld mußte zugeben, daß die Frage Aurelhommes zwar berechtigt, aber wohl fehl am Platze war. Der Sergeant reagierte noch saurer als vorher. Er schien zu wachsen, als er sich im Sitz aufrichtete.
»Unterhalten wir uns lieber weiter, Miss«, schlug er vor. »Die drei da hinten gehen mir furchtbar auf die Nerven. Ich kann Leute nicht leiden, die sich einbilden, sie wüßten und könnten alles besser.«
Sie versuchte den Polizisten zu beruhigen. »Wir werden uns bei allen Aktionen im Hintergrund halten. Sie brauchen sich keine Sorgen darüber zu machen, daß wir den örtlichen Behörden ins Handwerk pfuschen.«
»Das würde mich nicht besonders stören, wenn es Ihnen gelingt, Mahoney wieder herauszuholen.«
»Wieso haben Sie so ein übergroßes Interesse an ihm?«
»Er ist ein ausgezeichneter Boxer und ein großartiger Mensch. An seinem schlechten Ruf ist ausschließlich das Geschäft schuld, das der Manager mit ihm machen will, und dieser verdammte Lokalpatriotismus.«
Die Bemerkung des Polizisten erzeugte in ihr eine Gedankenassoziation, die sie nicht hätte erklären können. Sie dachte an Lester. »Ist Lester Sullivan schon am See?« fragte sie.
Sergeant Bubble blickte sie dankbar an. Er schien froh, daß sie das Thema wechselte. Dann nickte er heftig.
»Macht ganz schön Wind, der schöne Lester«, sagte er. »Hat sofort alle Aktionen gestoppt, weil er sich zuerst mit Ihnen beraten will.«
»Weiß er, wer unserer Gruppe angehört?«
Bubble zog die Schultern hoch. »Wahrscheinlich doch«, vermutete er. »Schließlich hat er Sie ja angefordert.«
Auf den letzten Kilometern bis zum See schwiegen sie. Die drei Männer auf dem Rücksitz, weil sie nicht beabsichtigten, dem aggressiven Sergeant neuen Grund für seine erregten Ausbrüche zu geben, und Karin Bachfeld schwieg, weil sie ihren eigenen Gedanken nachhing, Gedanken über Lester Sullivan, den der vorlaute Bubble soeben den schönen Lester genannt hatte.
Lester Sullivan war in der Tat der einzige Mann, der bisher in ihrem Leben eine Rolle gespielt hatte. In wenigen Minuten würden sie sich wiedersehen.
Sie erinnerte sich an Tage und Wochen in Berlin, an Tage und Wochen, in denen sie und Lester fast unzertrennlich gewesen waren, er, der fünfzehn Jahre ältere Astronaut, die Ausnahmeerscheinung der Universität, und sie, die Studentin der Gesellschaftswissenschaften.
Lester war einer
Weitere Kostenlose Bücher