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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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verschwunden, er fühlte sich ausgezeichnet. Nur wußte er keine Antwort auf ihre Frage. Aus diesem Grund war ihm die Wendung des Gespräches nicht unangenehm. Er holte tief Luft.
    »Eines Tages werde ich es dir erklären«, sagte er unbestimmt und versuchte in den Augen seines Gegenübers eine Regung zu entdecken. Aber diese Augen sagten ihm nichts. Sie leuchteten weiter in ihrem ruhigen, kalten Glanz.
    »Ich bin nicht erschöpft«, fuhr er fort, obwohl er eben noch erfreut gewesen war, daß sie das Gespräch beenden wollte. »Ich fühle mich ausgezeichnet.« Er sah, daß sie ihn genau beobachtete.
    »Du bist sehr stark«, sagte ihre helle Stimme, und zum erstenmal glaubte er etwas wie Interesse nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. Es war nicht das wissenschaftliche Interesse an ihm und seiner Art, sondern am Menschen als Individuum, an seinen Sorgen und Freuden.
    »Du wirst mir alles von dir und deiner Arbeit erzählen«, bat sie. »Du wirst mich an einem roten Streifen an der Schulter erkennen.«
    Sie wandte ihm ihre Schulter zu, deutete auf einen leuchtendroten Streifen, der sich über das Schultergelenk zog. Dabei sah er sie von der Seite. Und Rod, der es gewöhnt war, hübsche Mädchen anzuschauen, senkte die Augen, als er erstaunt feststellte, daß diese Fremde tatsächlich keine äußeren Zeichen ihrer Weiblichkeit zu besitzen schien.
    »Nur durch diese Zeichen werden wir uns für euch zunächst unterscheiden, denn in unseren Gesichtern versteht ihr noch nicht zu lesen, und unsere Gestalten weisen für eure Augen keinerlei Unterschiede auf«, erklärte sie.
    »Woher weißt du, daß wir euch nicht unterscheiden können?«
    »Ich habe manchmal deine mentalen Impulse aufgenommen, vor allem, wenn unsere Hände dicht gegenüberlagen. Und ich verstehe sie zu deuten.«
    »Ihr könnt unsere Gedanken lesen?« 
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein, das können wir nicht«, sagte sie. »Aber wir können eure Hirnimpulse aufzeichnen, sie dann analysieren und daraus auf eure Gedanken schließen. Uns selbst ist es möglich, uns untereinander direkt von Hirn zu Hirn, ohne die Sprache, zu unterhalten. Auf kurze Distanz ohne jedes Hilfsmittel, bei entsprechend starker Emission, auf weitere Entfernung mit diesem Netz.« Sie legte die Hand auf ihren Kopf. Rod hatte schon vorher gesehen, daß die silberne Haut auf dem nackten Schädel von einem feinen Netz überzogen war. Er mußte das Gehörte erst verarbeiten. Auch Carrington machte ein äußerst erstauntes Gesicht, mischte sich jedoch nicht in das Gespräch ein.
    Rod wandte sich wieder der Fremden zu. »Wenn du den Streifen trägst, werde ich dich erkennen«, versprach er. »Und wir werden nebeneinander sitzen und uns unterhalten. Du, ein Mädchen aus dem Kosmos, und ich, ein Mensch der Erde.«
    »Ich werde den Streifen tragen, wie meine Freunde auch.« Ihre Hände glitten an der Trennwand entlang, als suchten sie etwas. Auch Rod legte die Hand auf das weiche Glas.
    »Versuche zu überleben! Trotze diesem furchtbaren Planeten!« hörte er sie sagen. »Die Antennen sind installiert, wir bringen euch jetzt an Land.«
    Rod antwortete nicht mehr. Sie würden es selbst feststellen, daß die Erde kein »furchtbarer Planet« war, sondern daß sie den Menschen einfach alles bot, was sie zum Leben brauchten.
    Er bemerkte, daß sich das Fahrzeug bewegte. Die drei anderen Fremden traten jetzt ebenfalls dicht an die Scheibe heran. Rod stellte fest, daß es außer einer gewissen, kaum auffallenden Größendifferenz tatsächlich keine Unterschiede zwischen ihnen gab.
    Hinter der Scheibe wurde es langsam dunkel. Dafür flammte an der schrägen Decke, dort wo sie mit dem Boden in spitzem Winkel zusammenlief, ein Rechteck auf.
    Mahoney und Carrington blinzelten in das Sonnenlicht. Am Ufer drängten sich die Menschen. 
    Rod erkannte Betty Summer, die ihm winkte, und er sah, daß Lester Sullivan neben ihr stand, Lester Sullivan in einem dunklen Anzug. Und er wußte, daß Lester ihn überzeugen würde, weiter zu trainieren und gegen Jenkins anzutreten. 
     
     

MENSCHEN
     
    Eines der anpassungsfähigsten Lebewesen der Erde, vielleicht das anpassungsfähigste überhaupt, ist der Mensch. Und diese Fähigkeit war es, die es dem Menschen gestattete, zu dem zu werden, was er heute ist: die höchste Seinsform der Materie in unserer Welt.
    In den Tausenden von Jahren, die seine Entwicklung währt, hat er glernt, in den Eiswüsten und Gletschern Alaskas nicht nur zu überleben,

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