Am Rande wohnen die Wilden
sondern sich auch dort für sich günstige Verhältnisse zu schaffen. Er hat gelernt, dem Schirokko und dem Samum in den staubtrockenen Wüsten Sahara und Gobi zu trotzen und die Wüsten Stück um Stück in blühende Gärten zu verwandeln. Er baut seine Städte Hunderte von Metern in den Luftraum hinaus und stößt mit schwimmenden Wohnungen in das Meer hinein. Er legt auf dem Grund der Ozeane Farmen und Fabriken an, um die Nährstoffe des Wassers zu nutzen. Er errichtet Stationen auf Mond, Mars und Venus, um die Geheimnisse des Kosmos zu entdecken, um sich neue Quellen der Erkenntnis, neue Möglichkeiten seiner Existenz zu erschließen.
Aber nicht nur die natürlichen Gegebenheiten waren es, an die der Mensch sich anzupassen hatte und die er nach seinen Wünschen umgestaltete.
Waren es in der Frühzeit seiner Geschichte vor allem die Fährnisse einer übermächtigen Natur, die wilden Tiere, gegen die er, waffenlos geboren, gelernt hatte zu bestehen und die er sich sogar dienstbar machte, so ging später die größte Gefahr für seinen Fortbestand von ihm selbst aus.
Aber auch da überlebte er. Er nahm aus der kargen Nahrung, die der Herr seinem Knecht ließ, die Kraft, seine Peiniger hinwegzufegen, und er lernte auch mit dem Überfluß der jüngsten Zeit sinnvoll zu leben.
Jede Epoche ließ andere Gegner vor ihm erstehen, ob sie nun Säbelzahntiger oder Sklavenhalter, Inquisition oder Pest, Hunger oder Krebs, Krieg oder Herzinfarkt hießen, er hatte sie alle bezwungen.
Sein Körper weist eine Widerstandsfähigkeit auf, die letzten Endes den Marsch des Piloten Kronert über die Marswüste Mortula ermöglichte. Und die Zeit wird nicht mehr fern sein, da auch der Mars eine künstliche, atembare Atmosphäre haben wird.
Noch eine andere Anpassungsfähigkeit zeichnet den Menschen aus: die geistige und emotionale Anpassung. Auch sie hat dem Menschen geholfen, zu dem zu werden, was er ist. Er hat gelernt, die Gedanken seiner Peiniger zu analysieren, um die Theorie, die Strategie und Taktik zu finden, die es ihm ermöglichten, seine Feinde zu besiegen und eine optimale Gesellschaftsordnung zu schaffen.
Der Mensch hat immer überlebt, und er wird überleben. Mit jedem Jahrhundert werden seine Chancen größer.
Und nun war das geschehen, worauf die Menschheit seit Jahrhunderten gehofft hatte, zuerst heimlich, als die Doktrin noch übermächtig war, die Erde sei Mittelpunkt der Welt und die Menschen seien das einmalige Produkt eines höheren Wesens, dann immer lauter, als Schriftsteller und auch Wissenschaftler schilderten, wie fremde Wesen auf die Erde kamen, teils als furchtbare Gegner, teils als freundliche grüne Männchen, die mitunter selbst der Hilfe der Menschheit bedurften: Der Mensch hatte einen Bruder im Kosmos gefunden, einen Bruder, der auf dem Wege vernunftbegabter Materie viel weiter fortgeschritten war und dem von dem steilen Abschnitt, den die Menschheit gerade hinter sich gebracht hatte, kaum noch eine Vorstellung geblieben war.
Die Menschen hielten den Atem an, als das Neue in ihr Leben trat. Der angebliche Totschlag, die Flucht und das Wiederauftauchen des Boxers Rod Mahoney, die Einweihung des Azorentunnels und das Auffinden der ersten Algenflora auf Jupiter traten in den Hintergrund, als Presse, Funk und Fernsehen die ersten Informationen über die Landung des Diskos brachten, als die ersten Schilderungen einer Welt um die Erde gingen, die sich der Mensch einfach nicht vorstellen konnte.
Dann tauchten hier und dort die überlangen Gestalten der Fremden auf, in ihren gelben Overalls und mit eigenartigen Farbzeichen auf den Schultern, mit durchsichtigen Masken vor den starren Gesichtern.
Sie besuchten Fabriken und Messen, Knotenpunkte des menschlichen Lebens, erschienen auf Terminals und in Häfen, immer umgeben von einem Ring von Wissenschaftlern und Beratern. Überall bildeten sich Gruppen von Menschen, die einen Blick der fremden Augen erhaschen oder auch nur einen Blick auf die fremden Gestalten werfen wollten.
Noch vor hundert Jahren hätte es in einigen Ländern vielleicht Zwischenfälle gegeben. Die Furcht vor der überlegenen Macht und Intelligenz der Mornen hätte zur Ablehnung und zum Haß führen können.
Doch jetzt waren Angst und Neid nicht mehr zu befürchten.
Nach einer kurzen Zeit des Staunens nahmen die Menschen ihre fremden Gäste mit offenen Armen auf und erkannten neidlos an, daß deren Entwicklung weiter fortgeschritten war als die ihre. Und sie rechneten damit, daß
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