Am Rande wohnen die Wilden
sich vorgenommen hatte. Gestern erst hatte er sich diesen starrköpfigen Rod Mahoney vorgeknöpft. Der Junge hatte allen Ernstes die Absicht geäußert, die Boxhandschuhe auszuziehen, und eigentlich aus einem nichtigen Grund: Er fühlte sich von Brewster ungerecht behandelt, fand, daß er zu hart trainieren müsse, und behauptete im übrigen, die Schnauze voll zu haben. Das war zwar kein sehr fein gewählter Ausdruck, aber der Boxer sagte, er träfe damit den Nagel auf den Kopf. Er war schwer davon zu überzeugen gewesen, daß es ein Fehler war, ausgerechnet jetzt an eben diesen Nagel den Boxsport zu hängen.
»Nein, Mister Sullivan«, hatte er erklärt, und es hatte sehr überzeugend geklungen, so, als habe er sich das alles genau überlegt, »ich bin heilfroh, diesem alten Gauner Brewster entgangen zu sein. Niemand wird mich davon überzeugen können, so weiterzuleben wie bisher. Auch Sie werden das nicht fertigbringen.«
Und seine Freundin, die dunkelhäutige Betty, hatte natürlich zu seinen Worten gelächelt. Übrigens ein bemerkenswertes Mädchen. Manchmal schien sie aus zwei völlig verschiedenen Menschen zu bestehen. Es konnte durchaus sein, daß man eben noch ihr elegantes Kleid und ihren gemessenen Schritt bewundert hatte und daß sie einen bereits im nächsten Augenblick durch übermütiges Herumtollen in total verwaschenen Jeans schockierte.
Dabei konnte man sich ausgezeichnet mit ihr unterhalten. Sie pflegte ihre Ansichten mit Uberzeugungskraft und Feuer vorzutragen, auch, wenn sie dabei häufig in einen Jargon verfiel, der Lester nicht besonders zusagte. Und zu allem Uberfluß war sie auch noch von einer eigenartigen Schönheit, an der die großen dunklen Augen einen nicht geringen Anteil hatten.
Sie war es bestimmt auch gewesen, die Rod geraten hatte, seinen Sport aufzugeben. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihn in die Llanos zu begleiten. Dort unten, in Rods unmittelbarer Heimat, wollte sie als Biologin arbeiten. Lächelnd, mit erstaunlicher Sicherheit in der Stimme, hatte sie ihm, Lester Sullivan, erläutert, daß gerade Menschen ihrer Ausbildung dort unten sehr gefragt seien, da für die eben in Angriff genommene Umgestaltung der südlichen Wüstenregionen jede Hand und jeder Kopf gebraucht würden.
Als ob er selbst das nicht am besten wüßte! Diese biologische Umwandlung der Llanos in einen fruchtbaren Landstrich machte ihm ohnehin eine Menge Sorgen. Nur schwer fanden sich junge Leute, die bereit waren, die Entbehrungen auf sich zu nehmen, die ihrer in den Llanos harrten. So gesehen, konnte er sich über ihren Schritt eigentlich nur freuen, wenn er nicht andere, größere Aufgaben für Rod gehabt hätte.
Tief in Gedanken schüttelte er den Kopf. Nie würde Karin bereit sein, Ähnliches für ihn zu tun, ihm bedenkenlos dorthin zu folgen, wo er die besten Arbeitsbedingungen fand. Karin fürchtete sich geradezu krankhaft davor, in eine gewisse Abhängigkeit von ihm geraten zu können. Nein, bei ihnen beiden war es ganz anders. Karin verlangte kategorisch die Aufgabe seiner Stellung in Frisco, wenn sie sich bereit erklären sollte, immer mit ihm zusammenzubleiben. Sie wollte den Ton angeben in ihrem gemeinsamen Leben.
Fast war er geneigt, Rod um seine dunkle Freundin zu beneiden. Und vielleicht wußte dieser Mahoney nicht einmal, wie zufrieden er eigentlich sein konnte, der Junge war ja derart stur, daß es einen grausen konnte.
Seine ganze Beredsamkeit hatte er aufbieten müssen, um ihn von der Wichtigkeit seiner Aufgabe zu überzeugen.
»Rod, Junge«, hatte er gesagt, »weißt du überhaupt, welche Summen wir in dich investiert haben? Soll das jetzt alles umsonst gewesen sein?« Vielleicht hatte diese Vorhaltung die erste Bresche in die Verteidigung des Boxers geschlagen, jedenfalls hatte der Einwand »Ich kann diesen Brewster nicht ausstehen!« ziemlich kläglich geklungen. Natürlich hatte er, Lester, sofort nachgesetzt.
»Es soll mir nicht schwerfallen, einen anderen Manager für dich zu finden«, hatte er versprochen, und dann hatte er seinen letzten Trumpf ausgespielt.
»Willst du jetzt wieder in der Versenkung verschwinden? Jetzt, wo sich Presse und Funk aus zwei Gründen mit dir beschäftigen, teils als Boxer und teils als erster Kontaktmann zu den Mornen. Mann, Rod, es wäre durchaus möglich, daß du auch in Zukunft engen Kontakt zu den Außerirdischen behalten wirst. Ist das vielleicht nichts?«
Gewiß, zuerst war er mit diesen Worten nur einer momentanen Eingebung
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