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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gefolgt, aber als Rod stutzte, hatte der vage Gedanke sofort Form angenommen. Mahoneys Frage hatte er mit einer Handbewegung gestoppt: »Das laß mich nur machen. Es gibt tausend Gründe für deine Mitwirkung an ihrem Forschungsprogramm. Überleg nicht lange, Rod!«
    Und Mahoney hatte endlich zugesagt. Noch zwei Kämpfe wollte er austragen, den Qualifikationskampf und das Match um die Meisterschaft. Eigentlich hätte Lester jetzt beruhigt aufatmen können, zumindest ein Problem hatte er gelöst. Die Region Amerika behielt ihren populärsten Sportler, den Weltklassemann Rod Mahoney. Und doch war er nicht ganz zufrieden mit seinem Erfolg, zumal er das Gefühl nicht loswurde, daß dieser Stimmungsumschwung nicht allein auf seine Überredungskunst zurückzuführen war.
     
    Karin Bachfeld sah, daß Lester tief in Gedanken versunken war. Wortlos ging er neben ihr, und in seinem Gesicht arbeitete es. Sie nahm schweigend seinen Arm fester, und so bummelten sie nebeneinander die breite Straße hinunter in Richtung auf das Hotel. Auch sie hatte eine vage Hoffnung. 
     
    Jean-Louis Aurelhomme war abberufen worden. Schesternjow hatte ihn mit anderen Aufgaben betraut. Er hatte ihm angeboten, eine der Arbeitsgruppen der Mornen zu betreuen, eine Aufgabe, die dem Franzosen zweifellos lag.
    Allerdings fiel er dadurch für unbestimmte Zeit als Sekretär des Regionalrates Nord aus. Aber sosehr sie es auch bedauerte, mit dem fröhlichen Aurelhomme einen netten Kollegen verloren zu haben, so konnte sie sich doch des Gefühls nicht erwehren, daß sich ihnen beiden, ihr und Lester Sullivan, dadurch eine Chance gemeinsamer Arbeit bieten könne.
    Vor wenigen Tagen, als sich Aurelhomme von ihr verabschiedet hatte, um zurück nach Leningrad zu fliegen, hatte er nicht im mindesten den Eindruck eines Menschen gemacht, der gezwungen ist, von einer geliebten Aufgabe zu scheiden. Im Gegenteil, er hatte über das ganze Gesicht gestrahlt und ihr erklärt, daß er sich mächtig auf die neue Arbeit mit den Mornen freue. Das sei weit mehr nach seinem Geschmack, als die doch etwas trockene Arbeit im Rat. Er sei nun mal eine sprunghafte Natur.
    Und sie hatte nicht umhin gekonnt, ihm wenigstens in dieser Beziehung recht zu geben.
    Dann aber war er plötzlich sehr ernst geworden und hatte ihren Arm genommen. Lange hatte er ihr in die Augen gesehen und schließlich den Kopf geschüttelt.
    »Ich nehme an, daß Sie sich mit Lester Sullivan immer noch nicht einig geworden sind«, hatte er gesagt.
    Sosehr sie eine derartige Ausdrucksweise auch ablehnte, und sosehr es sie verdroß, daß man ihr die Stimmung vom Gesicht ablesen konnte, dem kleinen Franzosen konnte sie deshalb nicht gram sein. Auch jetzt mußte er wohl die Bestätigung seiner Vermutung von ihrem Gesicht abgelesen haben, denn seine Miene war derart bekümmert geworden, daß sie fast in Lachen ausgebrochen wäre. Dann aber hatte er einen Vorschlag gemacht, auf den sich jetzt ihre ganze Hoffnung stützte.
    »Sehen Sie, Karin! Ich glaube, daß ich Ihnen und Lester Sullivan helfen kann. Vielleicht Ihnen mehr als ihm.« Wieder hatte er sie angesehen, als erwarte er eine Bestätigung, bevor er weitersprach. »Mein Platz im Regionalrat wird frei, und.«
    Sie hatte sofort gewußt, welchen Vorschlag er ihr machen wollte, und versucht, ihn mit einer Handbewegung zu unterbrechen, aber er war so gut im Fluß gewesen, daß er seinen Vorschlag weiterentwickelte: »... deshalb werde ich Schesternjow vorschlagen, Lester Sullivan an den Reg-Rat Nord zu berufen.«
    Sie aber hatte den Kopf geschüttelt und lächelnd gefragt, ob er sich einen derartigen Einfluß auf Schesternjow zutraue.
    Jeans Antwort war ebenso kurz wie typisch gewesen. »Lassen Sie mich nur machen, Karin!« hatte er lächelnd erwidert.
    Jetzt, da sie an Lesters Seite die Hotelhalle betrat, erinnerte sie sich an das Lächeln Aurelhommes.
    Die große Halle schlief in nachmittäglicher Siesta. Kühler, ruhiger Halbdämmer, dunkle Ledersessel an den mit Metallreliefs verkleideten Wänden, Palmen, deren glänzendgrüne Blätter nie den Hauch des Windes, nie die Strahlen der Sonne verspürt hatten. Heute fiel ihr die träge Eleganz des Hotels besonders auf.
    An der Säule inmitten des kreisrunden Bartresens lehnten zwei junge Damen in hautengen gelben Kleidern und brachten unbewußt ihre schlanken Figuren zur Geltung. Es war bezeichnend, daß die Frauen der Erde zwar häufig und gern die überschlanken Körperformen der Mornen kopierten, daß sie sich

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