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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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worum es geht.»
    «Kein Problem.» Brown machte eine wegwerfende Handbewegung.
«Sie widersprechen mir nie. Sie sind zufrieden, wenn ich die ganze Arbeit
mache.»
    «Gut. Wenn du so weit bist, ruf den Rabbi an und sag ihm, ihr
habt abgestimmt, und die Kommission ist einstimmig für den Friedhofsweg.»
    «Mach ich, Mort. Gute Idee – dann kommt er nicht auf den
Gedanken, Schwierigkeiten zu machen.»
    «Ja, eben … Sag mir dann Bescheid, wie’s ausgegangen ist. Ich
will nicht, dass der Rabbi noch quer schießt.»
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    20
     
    Marvin war in bester Stimmung, als er am Freitagvormittag Schwarz
anrief. «Ich hab gerade mit dem Rabbi gesprochen. Ich sagte ihm – ganz ohne
Schadenfreude –, dass der Beschluss der Kommission einstimmig gewesen sei.»
    «Was hat er gesagt?»
    «Nichts.»
    «Verdammt noch mal, er muss doch irgendwas gesagt haben.»
    «Bloß ‹aha› oder so. Das war alles.»
    «War er sauer?»
    «Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat er gemerkt, dass er nicht
durchkommt mit seinem Protest. Jetzt müssen wir also mit Volldampf an die Sache
ran.»
    «Ich bin nicht mehr so sicher, Marve. Ich hab mir das Ganze
nochmals durch den Kopf gehen lassen.»
    «Was soll das heißen?»
    «Es kann uns unter Umständen mehr schaden als nützen. Was
passiert, wenn er am Sonntag den Fall dem Vorstand vorlegt …»
    «Und Wasserman und Becker unterstützen ihn und ziehen noch
ein paar andere auf ihre Seite? Ja … eigentlich hast du Recht. Aber was sollen
wir tun?»
    «Wir müssen die Leute für uns gewinnen. Vielleicht sollte ich
noch vor der Sitzung mit ein paar Vorstandsmitgliedern … Was habt ihr morgen
Abend vor?»
    «Eh … Mitzi wollte sich diesen ausländischen Film ansehen,
der gerade läuft.»
    «Fürchterlicher Mist. Ethel und ich haben ihn letzte Woche
in der Stadt gesehen. Kommt lieber zu uns rüber. Ich lad noch ein paar Leute
ein …»
    «Ach so – du willst ihnen das Modell zeigen?»
    «Hm, hm.»
     
    Die Gäste begaben sich vom Arbeitszimmer wieder ins Wohnzimmer
zurück, wo Ethel Schwarz Kaffee, Eis und Gebäck aufgetischt hatte.
    «Weißt du, Mort», sagt Hal Berkowitz, «mir will einfach nicht
in den Kopf, warum ausgerechnet der Rabbi gegen dein Projekt ist. Schließlich
…»
    «Ganz recht», unterbrach ihn Abner Sussman. «Es ist
gewissermaßen sein Arbeitsplatz, oder nicht?»
    «Na, und vor allen Dingen könnte diese Synagoge ein
regelrechtes Paradestück für die ganze Nordküste werden», ereiferte sich Nelson
Bloomberg. «Ich will nicht behaupten, dass ich viel von Ästhetik verstehe – obwohl,
in der Konfektionsbranche braucht man schon ein gewisses Stilgefühl, sonst kann
man gleich einpacken … Nein, aber ich finde, Morts Projekt haut hin. Es ist die
Art von Gebäude, wie man sie nachher in Zeitschriften abgebildet sieht. Für
mich stellt es Fortschritt dar. Und was steht dem im Weg? Ein Gespenst … Nein,
nicht mal ein Gespenst – ein Toter. Ein Toter namens Hirsh, der gar nicht zur
Gemeinde gehört hat! Da haben wir etwas Fortschrittliches, etwas Nützliches und
Lebendiges – und da kommt der Rabbi und vermasselt alles!»
    «Nel hat den Nagel auf den Kopf getroffen», erklärte Nate Shatz.
«Wir waren in einer schwierigen Situation. So eine Kompromisslösung, die alle
zufrieden stellt – Goralsky, die Witwe und die Gemeinde –, hätte eigentlich der
Rabbi aushecken müssen. Und was passiert? Marve und Mort zerbrechen sich den
Kopf, und statt dass der Rabbi dankbar ist, verbietet er es. Und wir sollen ja
und amen sagen … Ich finde, das geht ein bisschen zu weit. Ich schlage vor, wir
bauen die Straße. Soll er zurücktreten, wenn’s ihm nicht passt.»
    «Hat er dir was getan?», erkundigte sich Jerry Feldman. «Das
hat eben ziemlich verärgert geklungen.»
    «Ich bin auch verärgert … Dieser Mensch tut, als ob er was Besseres
wäre als unsereiner. Neulich war seine Frau bei uns zum Bridge – meint ihr, sie
hat was angerührt? Nichts hat sie genommen, bloß eine Tasse Tee … Wenn die
Leute zu fein sind, mit uns zu essen, braucht er uns auch nicht zu predigen.»
    «Na ja, wenn ihr nicht koscher esst und sie will das
nicht mitmachen – das kann ich noch verstehen», meinte Feldman. «Aber sonst … Also
ich hab auch nicht gerade viel für ihn übrig.»
    Schwarz sah ihn an. «Es kommen doch viele Leute zu dir ins
Geschäft, Abner … Wie sprechen sie über ihn?»
    Sussman drehte die Hand hin und her. «Teils –

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