Am Samstag aß der Rabbi nichts
passiert, die auch da begraben sind.»
«Nein, nein, nein – das stimmt nicht. So kann es nicht
gewesen sein! Marvin Brown, der Vorsitzende der Friedhofskommission, würde das
nie zulassen. Und der Rabbi auch nicht. Das Ganze muss ein Missverständnis sein.
Vielleicht hat sich dieser Untersuchungsbeamte geirrt.»
«Wie kann der sich geirrt haben? Er hat mir den Fall
geschildert – es ist ganz eindeutig: Dieser Hirsh fährt in seine Garage,
schließt die Tür hinter sich zu, setzt sich in den Wagen und besäuft sich,
während der Motor läuft … Ist das Selbstmord oder nicht?»
«Na ja, es klingt vielleicht so, aber … Hören Sie, wenn wir
irgendetwas tun können …»
«Sie können ihn da fortschaffen.»
«Sie meinen, den Leichnam exhumieren? Unmöglich, Ben! Das
können Sie doch nicht von uns verlangen. Stellen Sie sich den Skandal vor!
Außerdem, dazu brauchten wir die Zustimmung der Witwe. Die ganze Stadt würde …»
«Hören Sie, Schwarz …» Goralskys Ton war eiskalt: «Sie haben
meinem Vater mit Ihrem Projekt den Kopf verdreht, und er hat sich von Ihnen um
den Finger wickeln lassen … Ich persönlich finde, dass die Gemeinde eine zweite
Synagoge ungefähr so nötig hat wie ein Pogrom. Aber wenn’s der Alte will – bitte
schön. Eins lassen Sie sich jedoch gesagt sein: Wenn Sie diese Friedhofsgeschichte
nicht in Ordnung bringen, finanzieren wir noch nicht einmal ein Zweimannzelt!»
«Du weißt, Mort, ich bin kein glühender Anhänger des Rabbi
– so wenig wie du. Aber du musst doch auch zugeben, dass er sein Fach versteht.
Wenn er Hirsh beerdigt hat, ist die Sache sicher hundert Prozent koscher. »
«Mensch, bist du aber schwer von Begriff. Du hast immer noch
nichts kapiert, Marvin», versetzte Schwarz ungehalten. «Der Rabbi hat sich
wahrscheinlich überhaupt nicht näher mit der Frage befasst. Vielleicht hatte er
den Verdacht, vielleicht auch nicht. Und wenn ja, was tut er? Er ruft seinen
Freund an, den Polizeichef, und der teilt ihm den offiziellen Befund mit: ‹Unfalltod.›
Folglich hat er grünes Licht. An seiner Stelle hätte ich auch so gehandelt. Wenn
wir ihn fragen, sagt er bestimmt, alles ist in bester Ordnung. Er wird doch
nicht zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat.»
«Na also. Außerdem, was können wir jetzt noch tun? Wir können
doch den Leichnam nicht ausgraben.»
«Vielleicht … Wenn die Witwe nichts dagegen hat …»
«Quatsch. Selbst wenn sie einverstanden wäre – und du kannst
Gift drauf nehmen, dass sie’s nicht ist –, brauchen wir die Genehmigung vom
Gesundheitsamt in Darbury, in dessen Bereich unser Friedhof liegt, und von dem
Gesundheitsamt, das für den Friedhof zuständig ist, auf dem er endgültig
begraben werden soll. Überleg mal, was das für Scherereien gibt – Papierkrieg,
Gerede …»
«Es war ja auch nur eine Idee von Ben Goralsky. Ich hab ihm
das alles auch schon gesagt, Marve.»
«Und? Weißt du was Besseres?»
«Ich denke mir», begann Schwarz vorsichtig, «so was kommt
doch sicher verhältnismäßig oft vor – jemand stirbt, wird begraben, und dann
taucht ein Abschiedsbrief auf oder was weiß ich; auf alle Fälle, es war
Selbstmord … Es muss doch eine Möglichkeit geben, das wieder in Ordnung zu bringen
– irgendeine Läuterungszeremonie, die der Rabbi vornimmt, damit der Friedhof
wieder koscher ist. Wenn der Rabbi so etwas aufziehen würde, mit viel
Tamtam … Was ist los?», unterbrach er sich.
Marvin schüttelte langsam den Kopf. «Ich glaube kaum, dass
der Rabbi das tun würde.»
«Verdammt noch mal, wenn’s der Vorstand anordnet, hat er’s
zu machen.»
«Ich weiß nicht … Ich bin nicht so sicher, ob der Vorstand
so etwas anordnen kann. Das müsste doch eher der Rabbi entscheiden. Ich bin
nicht sehr begeistert von der Idee.»
«Warum nicht?»
«Weil es dem Friedhof schaden würde.»
«Was soll das heißen?»
«Schau, Mort, du bist Architekt; du verstehst vielleicht nicht
sehr viel von Verkaufspsychologie. Glaubst du, es ist leicht, Friedhofsplätze
zu verkaufen? In unserer Gemeinde haben wir überwiegend junge Leute; die denken
an alles andere als an Gräber. Aber ein guter Geschäftsmann wird sie trotzdem
überzeugen. Du appellierst an ihre Loyalität zur Synagoge oder an ihr Verantwortungsgefühl
gegenüber ihren Frauen, ihren Familien … Na ja, so kriegst du sie schließlich
dazu. Aber welche Taktik du auch immer anwendest – die Ware, die du verkaufst,
muss immer tadellos sein. Sobald der Kunde merkt, dass
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