Am Samstag kam das Sams zurück
gebracht.«
»Man nimmt sich nicht. Untersteh dich!«, rief Herr Taschenbier.
»Du brauchst nicht zu schreien«, sagte das Sams. »Ich wollte ja gar kein Essen benehmen. Du bist auf diese Idee gekommen.«
»Du sollst auch kein Essen benehmen, sondern dich! Dazu musst du ein paar Regeln wissen. Erstens: Man isst nicht mit den Händen, sondern man nimmt Messer und Gabel.«
Das Sams guckte ihn erstaunt an. »Womit soll ich denn Messer und Gabel essen, wenn ich nicht die Hände nehmen darf? Mit dem Fuß?«, fragte es.
»Du sollst nicht Messer und Gabel essen, du sollst mit Messer und Gabel essen!«
»Ach, das ist ja interessant. Das werde ich mir sofort merken:
Man isst nicht mit den Händen,
man isst nicht mit dem Fuß –
mit Messer und mit Gabel
isst man sein Apfelmus.
Und wie heißt die nächste Regel, die ich mir merken muss?«
»Die zweite Regel heißt: Mit vollem Mund spricht man nicht!«
»Doofe Regel!«
»Wieso?«, fragte Herr Taschenbier streng.
»Weil sie sich nicht reimt. Warum sagt man nicht so:
Ist mit Essen voll dein Mund,
gibt’s zum Reden keinen Grund.
Ist dein Mund dann wieder leer,
kannst du sprechen, bitte sehr!«
»Es ist mir zu mühsam, erst alle Regeln zu reimen«, sagte Herr Taschenbier. »Wir gehen jetzt. Er wird schon langsam Abend, und wir haben noch nichts gegessen.«
Er nahm das Sams bei der Hand und ging mit ihm aus dem Zimmer. Im Flur liefen sie Frau Rotkohl in die Arme.
»Ja, was ist denn das?«, rief sie und stemmte die Arme in die Hüften. »Das ist ja dieser Robinson, der schon mal meine friedliche Wohnung auf den Kopf gestellt hat. Wo kommt denn der her?«
Das Sams zeigte auf Herrn Taschenbiers Zimmertür, grinste und sagte: »Aus diesem Zimmer.«
»Will der etwa hierbleiben?«, fragte Frau Rotkohl weiter.
»Nein, der will nicht hierbleiben, der will in ein Esslokal und dort eine Vorspeise, eine Hauptspeise und eine Nachspeise speisen«, gab das Sams Auskunft.
»Also, also das ist ...«, setzte Frau Rotkohl an, aber Herr Taschenbier unterbrach sie, ehe sie ihren Satz richtig begonnen hatte.
»Ich weiß schon, Sie wollen mir wieder mal erklären, dass ich dann gefälligst mehr Miete zu zahlen hätte.« Er griff in seine Jackentasche, holte einen Stapel Geldscheine heraus und drückte sie Frau Rotkohl in die Hand.
»Hier, nehmen Sie!«, sagte er. »Das wird sicher für diesen Monat reichen.«
Und während Frau Rotkohl noch mit offenem Mund dastand und fassungslos auf das Geldbündel in ihrer Hand starrte, das so groß war, dass sie es kaum umklammern konnte, verschwand Herr Taschenbier pfeifend mit dem Sams durch die Haustür.
Nachdem sie einige Zeit durch die Stadt gegangen waren, blieb das Sams plötzlich stehen. »Du, Papa, hier steht etwas von ›Speise‹. Wollen wir da hineingehen?«, fragte es und buchstabierte: »Ex-klu-sives Speise-restaurant.«
Herr Taschenbier betrachtete das Haus und schüttelte unschlüssig den Kopf. »Das ist viel zu teuer für Leute wie uns«, meinte er dann.
»Wieso denn? Du hast doch beide Jackentaschen voller Geldscheine!«
»Wenn ich ganz ehrlich bin: In einem so feinen Lokal war ich noch nie. Es ist mir ein bisschen zu vornehm«, gestand Herr Taschenbier.
»Bisschen vornehm? Ja, das werden wir uns ein bisschen vornehmen«, sagte das Sams und verschwand durch die Glastür.
Herrn Taschenbier blieb keine Wahl, er musste hinterher. Zielstrebig ging das Sams drinnen vor ihm her, über die dicken Teppiche, vorbei an schweren, roten Samtvorhängen, und setzte sich an einen freien Tisch, auf dem vier Kerzen in einem goldenen Leuchter brannten.
Obwohl an vielen Tischen Leute saßen und speisten, war es ziemlich still im Raum. Die Damen und Herren unterhielten sich nur halblaut. Es war wirklich ein sehr vornehmes Lokal. »Guck mal, Papa, die feiern hier schon Weihnachten«, rief das Sams Herrn Taschenbier entgegen und deutete auf die brennenden Kerzen.
Einige Gäste unterbrachen ihre Mahlzeit für einen Augenblick und blickten erstaunt zum Sams hin. Aber gleich darauf wandten sie sich wieder ihren Tellern zu, da es ja unhöflich ist, sich nach anderen Leuten umzudrehen.
Herr Taschenbier errötete und setzte sich schnell neben das Sams. »Psst!«, flüsterte er. »Doch nicht so laut! Das macht man nicht!«
»Was macht man nicht?«, fragte das Sams.
»Laut reden«, erklärte Herr Taschenbier flüsternd.
»Doch, doch, das macht man«, widersprach ihm das Sams. »Frau Rotkohl macht das den ganzen Tag.«
»Aber doch nicht
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