Am Samstag kam das Sams zurück
haben ganz richtig gehört«, sagte Herr Taschenbier, ließ sich dann die beiden Pappteller geben und reichte zwei Zwanzigmarkscheine über die Verkaufstheke. »Stimmt so!«, sagte er dabei.
Damit ließ er den überraschten Würstchenverkäufer stehen, trug die beiden Pappteller zum kleinen Tisch neben der Bude, stellte sie dort ab, beugte sich zum Sams hinunter und sagte halblaut:
»Wie ich sehe, hast du noch zwei Punkte im Gesicht. Einen davon werden wir jetzt verbrauchen. Du erinnerst dich doch an das Ehepaar, das in dem Speiselokal auf uns geschimpft hat?«
»Na klar«, sagte das Sams. »Was ist mit den beiden?«
»Pass auf: Ich wünsche, dass alle Gerichte, die die beiden heute Abend bestellt haben und bestellen werden, hier vor uns auf diesem Tisch stehen, und drüben im Lokal ...« Er beugte sich noch näher zum Sams und flüsterte ihm den Rest des Satzes ins Ohr.
»Fein, Papa! Das ist gut«, rief das Sams lachend.
Gleich darauf war der vorletzte Punkt verschwunden, und vor ihnen auf dem Tischchen standen sieben Schüsseln, eine Suppenterrine, drei Platten und vier Teller. Herr Taschenbier fing mit einer Trüffelsuppe an und ließ sich dann ein Lachsschnitzel in Weinsoße schmecken. Das Sams begann mit einer warmen Entenpastete mit Thymianblüten und ging dann über zu überbackenen Spargelspitzen. Nach den Rebhühnern in Weißkohl legte Herr Taschenbier eine kleine Pause ein, die das Sams dazu nutzte, die geeisten Pfirsiche in Sirup allein aufzuessen. Aber das machte Herrn Taschenbier nichts aus, er mochte die Salate ebenso gern.
Ein paar Straßen weiter im Speiselokal war der Kellner gerade dabei, dem Ehepaar vom Nebentisch das Essen zu servieren. »Wissen Sie, dass wir bereits eine halbe Stunde warten?«, knurrte der Mann wütend.
»Was heißt hier eine halbe Stunde, es sind bereits fünfunddreißig Minuten!«, sagte die Frau empört.
»Ein gutes Gericht braucht eben seine Zeit. Und Sie haben ja einige unserer bekannten Spezialitäten bestellt, nicht wahr? Aber Sie werden sehen: Das Warten hat sich gelohnt!«, sagte der Kellner.
Erwartungsvoll schauten die beiden zu, wie er einen kleinen Servierwagen neben ihren Tisch rollte. Obenauf stand auf einer Warmhalteflamme ein großes, ovales Tablett, das mit einer hohen Silberhaube bedeckt war.
Der Kellner fasste die Haube mit beiden Händen und hob sie ganz langsam und feierlich hoch. »Nun, habe ich zu viel versprochen?«, fragte er und schaute seine Gäste Beifall heischend an.
An ihrem Gesichtsausdruck merkte er, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Er senkte den Blick und erstarrte: Unter der silbernen Haube, auf dem großen Silbertablett, lagen in einer widerlichen Soße aus Ketchup, Senf und Mayonnaise zwei halb verkohlte Würstchen auf zwei aufgeweichten Papptellern!
3. KAPITEL
Herr Kules fliegt aus
Das Weckerklingeln am Montag klang anders als üblich: viel leiser und viel dumpfer.
Herr Taschenbier tastete schlaftrunken vom Bett aus nach dem Wecker, um ihn abzustellen, bekam aber nur die borstigen Haare vom Sams zu fassen. »Wo ist denn das blöde Ding?«, murmelte er.
»Meinst du mich?« sagte das Sams gekränkt.
»Nein, den Wecker.« Langsam wurde Herr Taschenbier wach, denn das Klingeln hörte und hörte nicht auf. »Wo ist er denn nur?«
Das Sams schaute Herrn Taschenbier von der Seite an: »Brauchst du ihn denn?«, frage es vorsichtig.
»Im Gegenteil. Er soll endlich aufhören zu klingeln!«
»Ach so«, sagte das Sams erleichtert, drückte sich auf den Bauch, und das Klingeln verstummte. »Musst du jetzt ins Büro?«
» Nein «, murmelte Herr Taschenbier schläfrig.
»Ins Kaufhaus?«
»Unsinn!«
»In die Schule?«
»Quatsch!«
»Spazieren gehen?«
»Keine Spur!«
»Was musst du denn dann?«
»Weiterschlafen«, sagte Herr Taschenbier und drehte sich auf die andere Seite.
»Warum hat dann der Wecker geklingelt?«
»Weil ich vergessen habe, ihn gestern Abend abzustellen.«
»Ach so«, sagte das Sams. »Er hat mich ganz schön erschreckt.«
»Mich auch«, sagte Herr Taschenbier. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er drehte sich wieder zurück und fragte: »Wie hast du eigentlich den Wecker abgestellt?«
»So!« Das Sams drückte noch einmal auf seinen Bauch. Der Wecker fing wieder an zu klingeln. »Halt, halt«, rief das Sams und drückte noch ein paarmal. Diesmal klingelte er weiter.
»So ein strohdummer Wecker!«, rief das Sams. »Keine Angst, Papa, ich mache ihn schon still. Ich brauche nur ein großes Glas
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