Am Samstag kam das Sams zurück
denken wohl, ich mache mich über Sie lustig?«
»Ganz recht«, sagte der erste Polizist. »Und jetzt verschwinden Sie aber, und zwar auf der Stelle, bevor ich es mir anders überlege. Sonst verhaften wir nämlich nicht Ihre Unbekannten, sondern jemand ganz anderen. Nämlich Sie!«
Herr Lürcher war empört. »Das ist unsere Polizei!«, schimpfte er, während er das Polizeirevier verließ. »Fremde Leute in Gummianzügen suchen Maschinen auf meinem Dachboden, sprechende Papageien verschwinden aus Papierkörben, Autos stehen unter der Wohnzimmerlampe – aber die Polizei kümmert das nicht! Die sitzen an ihren Schreibtischen und trinken Kaffee!«
Schimpfend überquerte er die Straße, schimpfend ging er durch seinen Vorgarten und wollte durch die zerbrochene Verandatür ins Wohnzimmer. Aber die Tür war ganz. Außerdem war sie fest verschlossen. Herr Lürcher rannte durch die Haustür in die Wohnung und riss die Wohnzimmertür auf. Alles stand friedlich an seinem Platz, die Stühle waren um den Tisch in der Zimmermitte gruppiert, sogar die Blumen standen frisch und unberührt in der Vase auf dem Tisch.
»Nicht zu fassen! Unglaublich! Ich werd’ verrückt! Gut, dass wenigstens die Polizisten nicht mitgekommen sind«, sagte Herr Lürcher erschüttert und ließ sich in einen Sessel sinken. »Jetzt brauche ich aber ein Viertelstündchen Pause und einen starken Kaffee, um mich zu erholen.«
»So, jetzt habe ich mich ein bisschen erholt«, sagte Herr Taschenbier und stand aus dem Sessel auf. »Das mit dem Auto ging ja wohl daneben. Was kann ich mir wohl als Nächstes wünschen?« Er überlegte. »Immer, wenn ich mir etwas hergewünscht habe, gab es Pannen. Ich glaube, ich sollte mal wieder etwas hinwünschen!«
»Hinwünschen?«, fragte das Sams. »Was denn? Wohin denn?«
»Mich! Ich könnte mich doch irgendwohin wünschen. Wie wäre es mit einem Urlaub auf einer einsamen Insel?«
»Vorsicht! Erklär mir erst, wie du das machen willst. Sonst gibt es wieder Pannen«, sagte das Sams.
»Pannen?«, fragte Herr Taschenbier beleidigt. »Die Fehler hab doch nicht ich gemacht, das war doch immer die Maschine! Ich werde einfach wünschen, dass wir beide auf einer einsamen Insel sind.«
»Wie lange?«, fragte das Sams.
»Vielleicht einen Tag, wenn es uns dort gefällt. Vielleicht eine Minute, wenn es uns nicht gefällt.«
»Und dann?«
»Dann wünsche ich uns zurück.«
»Und wie? Ohne Wunschmaschine?«
»Du hast recht«, sagte Herr Taschenbier. »Daran habe ich nicht gedacht. Die Wunschmaschine bleibt ja hier, die darf nicht bewegt werden. Und ohne Maschine kommen wir nicht mehr weg von der Insel. Was machen wir nur?«
»Ich fürchte, du musst allein auf deine einsame Insel, Papa. Ich bleibe hier bei der Wunschmaschine und wünsch dich wieder zurück.«
»Ja, so geht es«, sagte Herr Taschenbier. »Schade, dass du nicht mitkannst. Aber wenn es dort schön ist, können wir uns ja abwechseln: Einmal gehe ich auf die Insel, und du holst mich zurück, dann darfst du auf die Insel, und ich wünsche dich zurück. Einverstanden?«
»Einverstanden. Wann soll ich dich denn wieder zurückwünschen?«
»Vielleicht nach einer Stunde«, schlug Herr Taschenbier vor.
»Lieber schon nach fünf Minuten«, meinte das Sams. »Wer weiß, wo du landest. Wenn es dort schön ist, kann ich dich ja gleich wieder hinwünschen.«
»Auch recht«, sagte Herr Taschenbier, stellte den Hebel der Wunschmaschine auf EIN, wartete, bis das Lichtchen regelmäßig blinkte, und sagte: »Ich wünsche, dass ich jetzt gleich auf einer einsamen Insel stehe!«
Die Maschine summte – und das Sams war allein im Zimmer. Eine Weile ging es auf und ab, schaukelte ein bisschen am Vorhang, balancierte auf der Sessellehne und schließlich, als es meinte, dass nun fünf Minuten um seien, sagte es in den Trichter der Wunschmaschine:
»Ich wünsche Papa Taschenbier
sofort in dieses Zimmer hier.«
Die Maschine summte wieder, und Herr Taschenbier stand schlotternd auf dem Tisch, hatte die Hände Wärme suchend in die Achselhöhlen geschoben und zitterte am ganzen Körper vor Kälte.
»Diese dämliche Maschine!«, schimpfte er. »Die muss mich ganz in der Nähe vom Nordpol abgesetzt haben. Das war eine Kälte, kann ich dir sagen! Da hätte ich es keine Minute länger ausgehalten.«
»War es denn wenigstens eine einsame Insel?«, fragte das Sams.
»Wahrscheinlich die einsamste der Welt«, sagte Herr Taschenbier und stieg vom Tisch. »Kein Mensch weit und breit,
Weitere Kostenlose Bücher