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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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würde. Denn schon wenn einer aus dem Takt komme, könne das die Niederlage für den ganzen Stamm bedeuten.
    … ich hab ja schon immer gesagt: Es ist kein Wunder, dass du selbst mit Schlagzeug-Vorprägung aus dem Takt gerätst. Dein Double-Bass 7 -Getrampel klingt ja auch mehr nach einer alten Nähmaschine auf Koks denn nach einem groovy treibenden Beat. Das als Rhythmus zu empfinden, setzt schon eine gehörige Portion Stumpfsinnigkeit voraus.Allerdings halte ich selbst bei diesem »Geräusch« ein Mindestmaß an Taktgefühl für nicht ganz unerheblich. Ein klein wenig mehr Übung könnte also nichts schaden, falls du dich aus deiner musikalischen Einsiedelei unter echte Musiker begeben möchtest. Dann klappt’s auch mit dem Haka!
    Die nächste Stufe ist dann der Einsatz des Oberkörpers. Jetzt schlage ich mir mit den Händen auf meine Hähnchenbrust. Dabei wird tief eingeatmet. Dies solle laut meines Lehrers die Kraft der Ahnen in den eigenen Körper leiten, sodass ich im Kampfe deren Unterstützung besitze und damit der Stärkere bin. Dieses Wissen und die Bedeutung der Ahnen nehme einem Maori-Krieger außerdem die Angst vorm Sterben, weil er ja wisse, dass er beim nächsten Kampf wieder dabei sein werde, wenn ihn seine Nachkommen per Brustschlag um Kraft anrufen.
    Auch ich spüre die Kraft. Jedes Mal, wenn meine Handflächen den Oberkörper in Vibration versetzen, höre ich die Stimme meiner Oma: »Und, Junge, noch ein Törtchen?« Während all der Zeit muss ich darauf achten, die Augen weit aufgerissen zu halten, den Gegner zu fixieren, die Nasenflügel anzuheben und die Zähne zu zeigen. Auch dies gilt als Zeichen der Stärke und dient der Einschüchterung des Gegenübers.
    Ich bin völlig fasziniert, als mir plötzlich klar wird, wie eng die Körpersprache von Mensch und Tier miteinander verwandt sind. Das erinnert mich stark an den ersten Tag in der Hundeschule, als ich darüber unterrichtet wurde, wie unglaublich vielfältig und fein die Hundekörpersprache sei, damit die Tiere bereits im Vorfeld unnötige Auseinandersetzungen vermeiden könnten. Wenn man auf der Straße Hundebegegnungen beobachtet, kann man Zeuge der sich ständig ändernden Signale werden, auch wenn sich die Tiere nicht einen Schritt näher kommen.
    Tommy huscht gerade mit einer Kamera in der Hand nur Millimeter von meiner Nase entfernt vorbei.
    »Du, das ist wie bei Hunden, soll ich ihm das sagen?«, frage ich ihn.
    »nein das könnte man falsch verstehen«
    »Aber das ist doch völlig normal, dass Menschen noch tierische Verhaltensweisen an den Tag legen.«
    »trotzdem man könnte das falsch verstehen«
    »Selbst Desmond Morris hat in der Dokumentation Das Tier Mensch dieses Zähnezeigen …«
    »er wird dich töten«
    »Okay!«
    Ich wende mich wieder meinem Lehrmeister zu und möchte wissen, ob jemals eine Schlacht abgeblasen wurde, weil bereits durch die ritualisierte Stärkesymbolik eine Entscheidung herbeigeführt worden sei. Mein Lehrer nickt und bestätigt, dass ganze Kämpfe nur durch den Haka entschieden worden seien. Ich grüble eine Weile darüber nach, wie sich das abgespielt haben könnte:
    Sagt dann einer: »Okay, lasst die Frauen und Kinder bei den Gegnern, der Peter hat sich falsch auf die Schenkel geklopft, und deren Augen waren einfach weiter geöffnet!«?
    Dass es bisweilen auf den Schlachtfeldern heftiger zugegangen sein muss, zeigt sich, als die Waffen gebracht werden. Ein Taiaha wird uns gereicht. Ehrfurchtsvoll halte ich diese überraschend leichte Waffe in der Hand und traue mich kaum, meine Finger über das glattpolierte Holz fahren zu lassen. Es ist eine Mischung aus Schwert und Lanze, etwa anderthalb Meter lang, die im Ganzen aus Holz gearbeitet und deren flache Schlagseite und Spitze reich verziert ist.
    Der Lehrer erklärt mir, dass die Spitze für die Zunge steht, und er zeigt mir die Schnitzereien, die Mund, Nase und Augen zeigen. Die genaue Ausgestaltung der Waffe hängt von der Stammesangehörigkeit, dem Rang und der Bedeutung des Trägers der Waffe ab. Darunter folgt der im Feuer gehärtete runde Teil des auch Hani genannten Taiaha, mit dem Schläge abgewehrt werden können. Dann folgt so etwas wie eine Klinge, die aber natürlich auch aus Holz besteht. Dieser Teil des Schwertes läuft zu einer breiten Kante aus. Die Ränder sind scharf geschliffen, und mein Lehrer versicherte mir, man könne damit nicht nur die Haut vom Knochen schlagen, sondern den Knochen in zwei Hälften teilen. Die scharfe,

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