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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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    Mit Blick auf die drei Vorschläge findet mein Favorit leider keine Mehrheit: »Sich in Schluchten abseilen und von Glühwürmchen faszinieren lassen«, hatte Simon aus Euskirchen vorgeschlagen.
    Ich muss zugestehen, dass sich dieses Vorhaben für Filmaufnahmen nicht eignet. Es ist in Schluchten weder dunkel genug, noch sind Glühwürmchen besonders hell. Sicherheitshalber hatten wir zwar schon einmal eine Lichterkette besorgt, für den Fall, dass wir zeigen wollten, wie es hätte aussehen können. Aber alle im Team sind nun froh, dass wir diese spektakuläre Bändigung der Vertikalen nicht umsetzen müssen.
    Mir selbst reißt es das Herz aus dem Leibe. Allein die Vorstellung, fernab der Heimat dem von mir so geliebten Hobby Klettern nachzugehen, erfüllt mich mit Freude. Das leise Surren, wenn das Seil durch die Hände gleitet, das Klackern des Karabiners am Gürtel, das sanfte Hin- und Herschwingen. Und allesquasi auf dem Kopf, weil auf der anderen Seite der Erde. Aber leider wird nichts daraus. Schade.
    Auch der andere Vorschlag, »ein Rugby-Training in einer der besten Rugby-Schulen des Landes zu absolvieren«, bekommt nicht genug Stimmen. Darüber bin ich allerdings erleichtert. Da ich erst vor Kurzem einen Sprung aus 192 Metern überlebt habe, steht mir nicht der Sinn danach, als Nächstes zwischen gutgepolsterten starken Menschen zu sterben.
    Es wird daher der dritte Vorschlag: »Tanz den Haka mit, natürlich in Originaltracht.«
    Heute machen wir also eine Reise in die andere Kultur, an deren Ende ich den traditionellen Tanz der Maori beherrschen sollte. Wir fahren von Auckland 200 Kilometer gen Süden nach Rotorua, genauer nach Te Puia. Als wir ankommen, machen wir uns gleich auf den Weg zum New Zealand M ā ori Arts & Crafts Institute.

    Hier soll man die Geschichte und Kultur der Maori nicht nur sehen, sondern auch erleben können. Ich bin sehr gespannt, welche Eindrücke das bei mir hinterlassen wird.
    Wir besuchen M ā ori-P ā Te Puia, ein Dorf des Stammes der Tuhourangi-Ngati Wahiao, das Teil einer ehemals weit größeren Verteidigungsanlage war. Inzwischen ist es auch zu einem Besucherzentrum umgestaltet worden und bietet einen Einblick in Leben und Arbeit der hier beheimateten Maori.
    Zuerst soll ich mit einem Lehrer den Haka lernen und nachher im Versammlungshaus Te Aranui a Rua sehen, wie der Tanz von den Maori getanzt wird.
    Von Anfang an bin ich fasziniert von dem Dorf. Das Areal ist von hohen Holzpalisaden umgeben, sodass es von außen nicht eingesehen werden kann. Es ist nur durch einen einzigen Eingang zu betreten. Dieses große Tor durchschreite ich nun. Dahinter befindet sich ein kleiner Platz mit fünf Waharoa – geschnitzten Toren, von denen jedes kleiner als das vorherige ist. Sie symbolisieren die Stufen der Entwicklung unserer Welt. Vom Anbeginn des Universum bis zu Pflanzen und Tieren in all ihren Formen.
    Dann betrete ich Te Heketanga-a-rangi. Ein Rund aus zwölf verzierten Holzstämmen, in deren Mitte ein Stein aus Nephrit-Jade auf einem runden Betonsockel ruht, über den Wasser fließt. Hier begrüßt mich eine Maori, die sich mit dem berühmten Hongi, dem Nasengruß, als HuiHeidi vorstellt. Jedenfalls ist das die phonetische Beschreibung des Namens, welche in meiner Wahrnehmung verbleibt, als sich unsere Nasen wieder voneinander lösen.
    HuiHeidi erklärt mir, dass ich mit meiner Geschichte, mit dem ganzen spirituellen Erbe von Generationen, hierhergekommen sei. Ich solle meine Hand an den von Wasser umflossenen Betonsockel halten und die feuchte Hand dann auf den darauf liegenden Jadestein legen. So würde ich meine Geschichte mit anderen teilen oder abgeben, oder mir die Erlaubnis von eben jenen Ahnen holen … Ich verstehe es leider einfach nicht.
    Daraufhin weist HuiHeidi auf die uns umgebenden Holzstämme, die »guides« genannt werden. Es sind zwölf an der Zahl, und sie sind mit Gesichtern und Ornamenten verziert. So wie ich das verstehe, symbolisiert der obere Teil eines jeden Schnitzwerkes Elemente des Kosmos.
    Bei der Zahl zwölf hat es bei mir direkt geklingelt – und richtig: Jeder Guide steht für einen Monat. Allerdings beginnt das Maori-Jahr mit dem örtlichen Winter im Juli undendet im Juni mit dem Herbst. Der Tod steht immer am Ende. Gibt es eine Kultur, in der die Jahreseinteilung im Winter beginnt?
    Moment: »Gibt es eine Kultur, in der die Jahreseinteilung im Winter beginnt?« Mal recherchieren … Ich meine, mich erinnern zu können, dass es irgendwo auf

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