Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
ich natürlich sofort, also am nächsten Tag, unsere immer gut gelaunte Neuseelandfachfrau Awesome-Amazing-Katie.
Von ihr erfuhr ich, dass diese Form der Gesichtsverzierung keinesfalls nur in alten und traditionsbewussten Maori-Familien zu finden ist. Zwar hat diese Form der Tätowierung zunehmend anBedeutung verloren, je mehr die Kulturen der englischen Siedler die der Maori verdrängten, aber als Gegenbewegung erlebt sie jetzt eine Renaissance. So gibt es immer mehr Neuseeländer, die damit eine Verbindung zu ihrer eigenen kulturellen Maori-Vergangenheit ausdrücken wollen. Jede einzelne Form hat ihre Bedeutung, jedes Muster sagt etwas aus. Und bei meiner eigenen, nun schon 20 Jahre dauernden Tattoo-Planung sollte ich darauf achten, dass ich mir auf keinen Fall das Zeichen für »Trauer um den Tod eines Maori-Jungen« stechen lasse, nur weil ich es vielleicht schön finde.
Die Muster sind beständig, nur die Technik hat sich verändert. Heute werden natürlich im Großen und Ganzen moderne Tätowiermaschinen mit Magnetspulenantrieb oder auch Streckenbach/Kohrs-Tätowiermaschinen mit Rotationsantrieb benutzt. Früher sah das anders aus: Es wird angenommen, dass der Begriff Tattoo sich vom Tahiti-Wort tatau ableitete und eine lautmalerische Umschreibung der Geräusche ist, die dabei entstehen, wenn mit einem scharfen Messer, meist aus Albatros-Knochen, eine Kerbe in die Haut geschlagen und in diese dann Farbe eingelegt wird. Dieses Verfahren – und auch das Stechen mit der Nadel – war und ist schmerzhaft, aber wurde von rituellen Handlungen und Gesängen begleitet. Das lenkt wohl ab.
Sollte ich mich jemals tätowieren lassen, greife ich auf das Gerät mit der Magnetspule zurück. Das klingt so, als hätte es einen USB-Anschluss. Und das Motiv ist auch schon klar: Eine Mittelaltergitarre, um die sich mehrere Drachen winden. Manche mögen sagen: »Das geht gar nicht!« Aber ja, ich will was Modernes.
Ich habe in einem Buch noch einen Auszug aus einem Maori-Epos gefunden, der sich mit dem Tätowieren beschäftigt. Weiß aber nicht genau, ob ich dieses Werk hier zitieren kann, ohne die FSK-Freigabe zu riskieren. Darin geht’s nämlich ganz schön erotisch zu, nur um vom ehrvollen Hautgeritze abzulenken.
Kurzfassung: Ein Häuptling lässt seinen Sohn schmerzvoll vom Meistertätowierer des Stammes malträtieren. Beide frotzeln im Vorfeld des Gemetzels darüber, ob der Jugendliche das Prozedere ruhmreich über sich ergehen lässt oder ob er unehrenhaft schreit und wimmert. Um ihn von der rituellen Pein ein wenig abzulenken, »massieren zahlreiche junge Frauen seine Männlichkeit«. Dann hat er eine Erektion, blabla … Fertig, alles toll, man kennt das ja und, zack, ist der Sohn ein Held.
Danach wird der Hautschneidemeister an den Nachbarstamm verliehen und soll dort der Frau des Häuptlings den Venushügel tätowieren. Die liegt in den Armen ihres Mannes nackt in der Sonne. Er bewundert sie wortreich dafür, dass ihr Körper wegen der schneidenden Malträtierung bebt, aber kein Laut der Verzweiflung ihre Lippen verlässt. Und dann hat sie vor lauter Schmerzen einen amtlichen Orgasmus!
Eigentlich eine schöne Geschichte, ne? Aber ein bisschen zu sexy, um es zu rezitieren, fürchte ich.
Findest du? Ich nicht.
Hast du die Adresse von dem Typen?
Endlich geht der Flug, der uns nach Blenheim bringen soll. Die Maschine für diese Ultrakurzstrecke ist ultraklein. Auf jeder Seite des Ganges nur ein Sitz. Der Co-Pilot persönlich hilft uns in den Flieger. Bordpersonal ist nicht zu sehen und nach dem Start wohl auch nicht mehr zu erwarten, kein Platz.
Der Flug dauert 30 Minuten, also geht es nur hoch und danach wieder runter. Was den Service anbelangt, gibt es nur eine Möglichkeit: Beim Start legt der Pilot die Getränkedosen auf den Boden, und die rollen dann einmal durch den Gang nach hinten. Man greift zu, wenn das gewünschte Getränk dabei ist. Bei der Landung legt man die leere Dose einfach zurück. Den Rest erledigt die Schwerkraft.
Bei unserem Flug lassen sie auch das aus, aber wir fliegen ja schließlich nicht Business-Class.
Anders als beim Hinflug von Frankfurt nach Neuseeland. Dort saß ich in einem großen Sessel. Die ersten zwei Stunden verbrachte ich damit, eine Karte des mir gehörenden Areals zu erstellen. Mein Handgepäck wurde in einem eigenen Fach unterhalb des Vordersitzes verstaut. Da dieser aber recht groß war, kam ich an den Eingang des Faches nur, wenn ich mich bückte und ein paar Meter
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