Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
Vom Netzwerk:
was ich über die Theke geschoben bekomme.
    Okay, dann lass ich das. By the way: Ich alter Globetrotter bestell immer einen »Coffee« wenn ich einen Kaffee möchte. »With milk«, wenn ich in guter Fremdsprachenform bin. Und rat mal, was dann meistens passiert … Ich bekomme eine Tasse Kaffee! Irre, ne?
    Wahnsinn, du alter Fuchs, du. Das ist wirklich eine geniale Idee. So einfach kann das sein! Jedenfalls dann, wenn man Kaffee mit Milch will … Ich wollte aufgeschäumte Milch mit einem Espresso. Also eine befleckte Milch, einen Latte Macchiato. Darin ist der Milchanteil etwas höher, und die Bohnen sind stärker geröstet. Dieses spezielle Getränk wäre mit den Worten »Coffee with Milk« nicht zu bekommen.
    Zum Glück hält sich unsere immer gut gelaunte Neuseelandfachfrau Awesome-Amazing-Katie oft in Europa auf. Sie weiß, was ich mit Latte Macchiato meine und erklärt mir, dass man hier einen Single Shot bestellen muss, um mein Lieblingsgetränk gereicht zu bekommen.
    Irgendwann sitzen wir endlich im Flieger, der uns nach Wellington bringen soll. Und genau das auch macht.
    Der Hauptstadtflughafen ist weitaus größer als der von Rotorua. Und auch voller. Und internationaler.
    Während wir auf die zweimotorige Kleinstmaschine nach Blenheim warten, beobachte ich die Menschen und bin über die Vielfalt des mich umgebenden Völkchens fasziniert. Dicke, Dünne, Große, Kleine, Pa¯keha¯ und Maori, Klingonen und sogar zwei Romulaner.
    Ich kann ja stundenlang nur Leute ansehen. Das führt in Deutschland oft zu ungewollter Kontaktaufnahme. Das liegt vermutlich daran, dass ich das Glück habe, hin und wieder in den Wohnzimmern der Leute am abendlichen Fernsehvergnügen teilzunehmen. Während ich meist schick und geputzt im Fernseher platziert bin, sitzen mir die anderen in Schlafanzug oder Schlüpper gegenüber. Das führt zu einem Verbundenheitsgefühl, das von Einseitigkeit geprägt ist. Nicht, dass mir Menschen unangenehm sind, die mich erst anschauen, denen kurz darauf der Moment des Erkennens ins Gesicht geschrieben steht und die sodann auf mich zukommen. Meist kenne ich sie nicht. Auch nicht, wenn sie sagen, sie seien die auf der anderen Seite des Bildschirms. Da tummeln sich hin und wieder mehrere Tausend Menschen, und ich kann mich leider nicht an jeden erinnern.
    Im Ausland hingegen kann ich Leute ganz entspannt beobachten und sogar anstieren. Zwar laufe ich Gefahr, wegen Aufdringlichkeit eins in die Fresse zu kriegen, aber das ist völlig okay, das ist der Preis der Freiheit.
    Ich erinnere mich an etwas anderes, das hier in Neuseeland meinen Blick bannte: Es war vor drei Tagen, nach unserem Strand-Dreh. Wir flogen mit dem Hubschrauber zurück zum Flughafen in Kerikeri, wo wir auf den Fahrservice warten mussten, der uns abholen sollte. Wir hatten den Weg durch die Luft genommen, um unterwegs noch ein paar Aufnahmen aus der Vogelperspektive zu machen. Außerdem wollten wir so schnell wie möglich im Hotel sein, damit Tommy mit dem Schneiden beginnen konnte. Der Wagen, der uns am Flughafen abholen sollte, war zur selben Zeit wie wir gestartet, die Strecke führte durch die Ahipara Road, Pukepoto Road, Kaitaia-Awaroa Road, über den State Highway 1, den State Highway 10 und durch die Wiroa Road. Freundlicherweise lieferte Renate als Fahrerin am Flughafen außerdem die Hubschraubertür ab, die wir ausgebaut hatten, um schönere Bilder zu machen. All das dauerte seine Zeit, und wir waren mitnichten früher im Hotel. Hätten also direkt mit dem Wagen fahren können.
    Während wir am Flughafen auf den Wagen warteten, hatten wir genügend Zeit, einen Single Shot zu bestellen und auch zu trinken.
    Trotz deiner bereits bewiesenen Kaffee-Expertise klingt der Begriff »Single Shot« für mich immer noch nach: »Bei dem Drink hebt dir mit einem Schluck in 0,3 Sekunden die Schädeldecke ab«.
    Da kam eine Gruppe Geschäftsleute rein. Zwei Männer, eine Frau. Zwei Anzüge, ein Rock mit Business-Jackett.
    Was mich stutzig machte, war das Gesicht der Frau. Sie hatte ein traditionelles T ā moko im Gesicht. So nennt man die Tattoos der Maori auf dem Körper – und somit auch auf den Gesichtern. Ist bei Männern allerdings die gesamte Gesichtspartie verziert, reduziert sich der Farbschmuck bei Frauen meist auf die Unterlippe und das Kinn.

    Diese anachronistisch anmutenden Hautzeichnungen waren auf eine besondere Art beeindruckend: eine moderne Frau mit einer historischen Tätowierung.
    Neugierig, wie ich nun mal bin, fragte

Weitere Kostenlose Bücher