Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
ahhh, boaahhh.
Und der Grund für die Ausrufe dauert noch eine Weile an, ist aber immer wieder gleich schön anzusehen.
An ein paar Stellen kann man indes besondere Aahhs und Ohhs loslassen: So sehen wir zum Beispiel Harrison Cove, ein Seitental, an dem ein anderer Gletscher in das Hauptgletschertal geflossen ist. Welche von den beiden Eiszungen zuerst da war, kann man bisher nicht genau sagen. Aber die Neuseeländer sind dran an dem Fall. An dieser Stelle fallen jedenfalls die Lady Bowen Falls 161 Meter steil ins Wasser und sind damit die höchsten permanenten Wasserfälle am Milford Sound. An dieser Stelle wurde übrigens die Szene aus Wolverine gedreht. Die, an der er aus der Hütte flieht und den Wasserfall hinunterspringt. Ich halte das aber für einen Special Effect. Denn da unten war alles voller Steine, und das tut weh. Auch diesem Wolfsdingens.
Neben Comicfiguren fällt dort vor allem Wasser runter. Das machte man sich zunutze, um ein kleines Wasserkraftwerk zu installieren, welches die Siedlungen mit Strom und Wasser versorgt. Aber was kann diese Information schon an Unterhaltungswert gegen einen Kinowolf ausrichten, der völlig überreagiert, wenn’s mal stressig wird, und dann immer seine große Messerschneide aus dem Handrücken fahren lässt … leider blockieren die Dinger immer die Turbinen.
Auf der anderen Fjordseite befindet sich mit dem Mitre Peak »der höchste Berg, der direkt ins Meer mündet«. Toll. Das daneben ist dann wohl »der höchste Berg, der auf halber Höhe einen Felsen zeigt, direkt ins Meer mündet, von dem aus aber Wurzelwerk das Wasser berührt«.
Egal, welcher Rekord, Hauptsache schön anzusehen.
Und am Fuße des Mitre Peak begegnen uns wieder Delphine. Diesmal zieht eine kleine Schule aus vielleicht sechs Tieren an uns vorbei, taucht unter, taucht auf und zieht ruhig von dannen.
»Die schlafen!«, sagt der Kapitän.
Jedenfalls ist es das, was ich durch die vom Wind verzerrten Außenlautsprecher verstehe.
Was? Die schlafen? Das finde ich dann doch recht krass. Schlafwandeln ist dagegen lahm. Mir kommt dann aber der Gedanke, dass schlafen oder sich zur Ruhe betten für Delphine, die ja zu den Lungenatmern gehören, ein äußerst kompliziertes Unterfangen ist, weil die sich ja nicht einfach hinlegen können. Denn das nennt man bei Delphinen wissenschaftlich »absaufen«.
Und jetzt kommt es. Achtung. Tataa! Delphine schlafen mit nur einer Gehirnhälfte. Russische Forscher haben das in den Siebzigerjahren entdeckt. Eine Dekade, bevor ich mein Walinformationsbüro aufgemacht habe! Die Hirnhälften wechseln sich in den Ruhephasen ab. Die eine schläft, die andere ist wach. Die Delphine bewegen sich nur sehr eingeschränkt und sehen bloß mit einem Auge. Das würde ich auch gerne können.
Und wir haben noch einmal Glück, denn wir stoßen auf vier ganz seltene Pinguine. Ich hab ein Foto gemacht und den wesentlichen Ausschnitt vergrößert. Ich finde, sie sehen putzig aus.
Wenn man graublaue Fisch- und Möwenscheiße zusammen mit Knochenresten und Krabbenkadavern süß findet … ja!
Hast du wieder mit deinem Schlüsselanhänger fotografiert, oder was? Das kannst du dem Verlag übrigens selbst erklären, dass es sich hier um eine druckfähige Fotografie handeln soll und nicht um eine Graustufentestseite von deinem alten Nadeldrucker im Keller.
Schließlich fahren wir noch kurz unter die 155 Meter hohen Stirling Falls. Die stürzen die letzten 10, 15 Meter über einen Felsüberhang ins Wasser, und das Boot kann mit dem Bug direkt darunterfahren, sodass der Wasserfall aufs Bootsdeck pladdert. Wir stellen uns natürlich vorne an die Spitze.
Falsch: Ich stelle mich an die Spitze.
Auch Falsch: Tommy stellt mich an die Spitze.
»geh mal dahin«
»Wohin, nach vorne?«
»ja dahin«
»Aber da werde ich nass, da fällt Wasser von oben …«
»aber es sind tolle bilder«
»Aber total nasse tolle Bilder, das will doch keiner …«
»wir beschreiben deine suche nach einem zeltplatz und zeigen dabei neuseeland der wasserfall ist neuseeland also bitte …«
»Ich … Okay.«
Und so stehe ich dann vorne am Bug des Schiffes, das dann Wasserfallpetting macht und mich dabei vollsaut. Aber ich bin nicht allein, nein, auf dem Schiff sind gefühlte 300 Asiaten. Und die stehen alle vorne an der Spitze und schreien: »Uuuuuaaaaaah!«
Es macht kurz »knirsch«, und ich fürchte, von den vier seltenen Pinguinen gibt es nur noch drei. Hätten sie sich nur nicht in diese eine
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