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Am Seidenen Faden

Titel: Am Seidenen Faden Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem
Ballett hätte verlaufen können. Ellie, ich bin jetzt einmal Sie; und Sie sind Richard. ›Welcher Tanz hat dir denn am besten gefallen, Richard?‹«, begann ich, meine Worte an Ellie richtend.
    Ellie nahm automatisch eine tiefere Stimme an, als sie Richards Rolle übernahm. »›Mir hat der moderne Tanz am Ende am besten gefallen. Und dir?‹«
    »›Mir der mit den Schwänen‹«, antwortete ich.
    »›Das zeigt, wie wenig du von Ballett verstehst‹«, sagte Ellie verächtlich.
    »›Hat er dir nicht gefallen?‹«
    »›Ich fand ihn fürchterlich.‹«
    »›Das ist interessant‹«, sagte ich. »›Mir hat der Tanz sehr gut gefallen. Wir haben anscheinend unterschiedliche Geschmäkker. ‹«
    Ellie und Richard sahen mich schweigend an.
    »Sehen Sie?« sagte ich. »Niemand wird heruntergemacht; es gibt keinen Streit.«
    »So einfach ist das?« fragte Richard.
    »Nichts ist einfach«, sagte ich ihm. »Es ist eine andere Art, miteinander umzugehen, es ist ein ganz neues Vokabular. Es zu lernen, braucht Zeit, und die Übung wird noch mehr Zeit brauchen. Aber mit der Zeit wird es etwas einfacher.«
    Sie machten beide skeptische Gesichter.
    »Ich verspreche es«, sagte ich.
    Zu Hause stritten Larry und ich, daß die Fetzen flogen.
    »Saras Schule hat angerufen«, bemerkte ich eines Abends, als Larry gemütlich, die Beine hoch, vor dem Fernseher saß und sich ein Hockeyspiel anschaute. Die Mädchen waren in ihren Zimmern und machten Hausaufgaben.
    »Und was hat die Lehrerin gesagt?«
    »Wieso Lehrer in ?«
    »Entschuldige, ich hab’s einfach angenommen.«
    »Muß jeder Lehrer eine Frau sein?«
    »Nein, natürlich nicht. Also, was hat dieser betreffende Lehrer nun gesagt?«

    »Sie hat gesagt, daß Sara …«
    » Sie ?« unterbrach Larry. »Es ist also doch eine Lehrerin?«
    »In diesem Fall, ja.«
    »Es hat also eine Lehrer in angerufen.«
    »Ja. Da brauchst du doch nicht gleich so einen Wirbel zu machen.«
    »Du bist doch diejenige, die den Wirbel macht«, entgegnete er.
    »Möchtest du jetzt wissen, was sie gesagt hat, oder nicht?«
    »Aber ja, natürlich. Das weißt du doch.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du brauchst nur zuzuhören.«
    »Soll das heißen, daß ich dir nicht zuhöre?«
    »Jetzt sag mir einfach, was Saras Lehrerin wollte«, rief er ungeduldig.
    »Sie hat gesagt, daß Sara sich in letzter Zeit sehr merkwürdig benimmt.«
    »Und das ist ihr jetzt erst aufgefallen?« Er lächelte.
    Ich schlug die Chance zurückzulächeln aus. »Noch seltsamer als sonst«, erklärte ich.
    »Inwiefern?«
    »Sie konnte es nicht genau definieren.«
    »Na, das ist ja sehr hilfreich.«
    »Willst du eigentlich dieses ganze Gespräch ins Lächerliche ziehen?«
    »Ich werde mich deswegen bestimmt nicht aufregen.«
    »Nein, du regst dich ja nie auf.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Das soll heißen, daß ich mir allmählich wie eine alleinerziehende Mutter vorkomme.«
    »Wie bitte? Würdest du das bitte etwas näher erklären?«
    »Das heißt, daß du nie zu Hause bist.«
    »Ich bin nie zu Hause?«
    »Du bist ständig auf dem Golfplatz.«
    »Ich bin ständig auf dem Golfplatz?«
    »Wenn du nicht gerade arbeitest«, schränkte ich ein.

    »Ach so, ab und zu arbeite ich auch. Nett, daß du das bemerkst.«
    »Macht es dir eigentlich wirklich nichts aus, daß unsere Tochter in der Schule versagt?«
    »Sie versagt?«
    »In den letzten beiden englischen Klassenarbeiten hat sie völlig versagt.«
    »Und hast du mit ihr darüber gesprochen?«
    »Warum soll ich immer diejenige sein, die mit ihr über alles spricht?«
    »Na schön. Soll ich mit ihr reden?«
    »Und was genau willst du sagen?«
    Er war schon aufgestanden. »Keine Ahnung. Mir wird schon was einfallen.«
    »Ich finde, du solltest sie nicht in die Defensive drängen.«
    »Ich hatte nicht vor, sie in die Defensive zu drängen.«
    »Sag ihr einfach, daß ihre Lehrerin angerufen hat und über ihr Verhalten ziemlich beunruhigt ist.«
    »Wenn du mir vorschreiben willst, was ich ihr sagen soll, warum redest du dann nicht selbst mit ihr?«
    »Weil ich jedesmal mit ihr rede und es satt habe, immer diejenige zu sein, die sich um jedermanns Probleme kümmert. Das tu ich den ganzen Tag in der Praxis, und es wäre schön, wenn zu Hause mal jemand anders ein bißchen Verantwortung übernehmen würde. Ist das zuviel verlangt?«
    »Anscheinend, da du es mir ja nicht erlaubst.«
    »Ich versuche nur, dir zu helfen. Hast du so wenig Selbstbewußtsein, daß du’s nicht

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