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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Whalen; »es war…«,
er zögerte, »eher wie eine Art Anfall.«
»Ein Anfall? Was soll das heißen? Klingt wie bei einer
wehleidigen alten Dame.«
»Ich kann es nicht anders beschreiben. Ich habe das öfter.
Als ob ich für eine Weile weggetreten bin. Geschieht nicht oft,
zumindest kommt es mir so vor… Meine Hände beginnen zu
zittern, und ich habe ein ganz seltsames Gefühl… Und dann
komme ich irgendwann wieder zu mir und kann mich an nichts
mehr erinnern.«
Jetzt horchte der alte Arzt doch auf. »Und wann hatten Sie
zuletzt einen solchen Anfall?«
»Letzte Nacht«, sagte Whalen. »Ich saß vor dem Fernseher
und bekam plötzlich dieses Gefühl… Erst heute morgen
wachte ich wieder auf. Ich lag in meinem Bett, weiß aber nicht,
wie ich dort hingekommen bin.«
»Hm«, meinte Dr. Phelps unverbindlich, »ist doch besser,
wir schauen mal etwas genauer nach.« Er maß Whalens Puls
und Blutdruck, überprüfte seine Reflexe und hörte ihn mit dem
Stethoskop ab. Dann nahm er auch noch eine Blut- und
Urinprobe.
»Ich muß das jetzt ins Labor nach Aberdeen schicken. In ein
paar Tagen wissen wir, was mit Ihnen los ist. Aber nun mal
abgesehen von Ihren ›Anfällen‹ – wie fühlen Sie sich sonst?«
»Gut, wie immer. Wann war ich schon mal krank?«
Phelps nickte. »Nun, bis jetzt sieht alles völlig normal aus.
Falls sich aus den Proben nichts ergibt, würden Sie dann mal
zu einer noch gründlicheren Untersuchung für ein paar Tage in
eine Klinik gehen?«
»Vergessen Sie’s!« sagte Whalen, »ich hab’ zu viel um die
Ohren.«
Phelps warf ihm einen belustigten Blick zu. »Hören Sie
schon auf, Harn. Wir beide sind doch so gut wie die beiden
einzigen Arbeitslosen in der Stadt. Zumindest bis vor
kurzem…«
»Liegt an den Fremden«, knurrte Whalen, »jedesmal wenn
Fremde hier auftauchen, gibt es Probleme.«
»Sie meinen die Palmers?« fragte Phelps.
»Sie und diese neuen – Randall heißen sie. Sie sind in mein
altes Haus an der Küste gezogen.«
Jetzt war die Neugier des Arztes endgültig geweckt. »Das
Baron-Haus? Ich hätte nie gedacht, daß Sie das je vermieten
würden.«
Whalen lächelte pikiert. »Wollte ich auch nicht. Aber jetzt
ist es doch geschehen.« Er runzelte die Stirn und suchte nach
einer glaubwürdigen Erklärung für diesen Widerspruch. »Ich
glaube, ich hatte einen meiner Anfälle, während ich diesem
Randall und seiner Frau das Haus zeigte. Auf jeden Fall
standen sie dann plötzlich mit einem Mietvertrag in der Hand
vor mir. Ich habe keine Ahnung, wann und wie ich den
unterschrieben haben soll.« Er stand auf und knöpfte sich das
Hemd zu. »Also – wie steht’s nun? Werd’ ich’s überleben?«
»Soweit ich sehen kann – ja!« meinte Phelps bedächtig.
»Aber wegen dieser Anfälle würde ich Sie am liebsten sofort
nach Aberdeen überweisen.«
Whalen schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Wenn Sie
nichts finden können, ist die Sache für mich erledigt. Ich war
noch nie in einer Klinik und habe nicht vor, auf meine alten
Tage das noch zu ändern.«
»Ganz wie Sie wollen«, erwiderte Phelps, »aber wenn Sie
nicht auf meinen Rat hören, dürfen Sie mich auch nicht fragen,
was es mit diesen Anfällen auf sich hat.«
»Vielleicht bin ich völlig in Ordnung«, meinte Whalen,
»vielleicht werde ich einfach nur alt.«
»Ja, vielleicht«, sagte Phelps scharf, »aber vielleicht sind Sie
auch alles anderes als in Ordnung und wollen es nur nicht
wissen.«
»Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß.«
»Mag sein – aber man kann dann auch nichts dagegen tun«,
konterte der Arzt. »Und was ist mit den anderen? Was ist,
wenn sie wegen Ihnen zu Schaden kommen? Gestern war es
fast soweit…«
»Aber nur fast«, meinte Whalen unwillig, »und ich werde
dafür sorgen, daß es nicht mehr geschieht!«
Nachdem Harney Whalen die Praxis verlassen hatte, starrte
Dr. Phelps noch eine Zeitlang gedankenverloren vor sich hin.
Er teilte die Zuversicht des Sheriffs keineswegs. Ein
Polizeichef, der unter ›Anfällen‹ litt? Keine besonders
beruhigende Vorstellung…
Glen Palmer fand zu Hause eine Notiz von Rebecca; sie war zu
den Randalls rübergegangen, um ihnen ihre Hilfe anzubieten.
Er sollte sich selbst etwas zu essen machen oder sie dort
abholen. Da er noch keinen Hunger verspürte, entschied er sich
für einen kleinen Strandspaziergang.
Der bleifarbene Himmel zeigte nirgends auch nur die
geringste Aufheiterung. Im Westen jagten schwarze
Sturmwolken knapp über dem Horizont hin und her, als ob sie
sich zu einem

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