Am Strand des Todes
bedeuten«,
versuchte Rebecca abzuwiegeln, »wahrscheinlich nur wieder
meine Nerven…« Sie verfiel in nachdenkliches Schweigen.
»Wann hat Missy das letzte Mal einen solchen Alptraum
gehabt?«
Glen dachte angestrengt nach. Dann begriff er plötzlich,
worauf seine Frau abzielte. »Noch nie, soweit ich weiß. Aber
das hat nichts zu bedeuten.«
»Außer daß sie behauptet, daß jemand letzte Nacht da
draußen war – und du hast einen Fußabdruck gefunden.«
»Ich hab’ was gesehen, was einem Fußabdruck ähnlich
sieht«, korrigierte Glen sie. »Mach bitte aus einer Mücke
keinen Elefanten. Ein solcher Alptraum beweist doch
überhaupt nichts!«
»Immerhin war sie sich aber sicher, daß jemand vor dem
Fenster stand…«
»Kinder haben nun mal eine lebhafte Einbildungskraft, das
weißt du so gut wie ich.«
Rebecca mußte widerwillig nachgeben. »Das läßt sich kaum
abstreiten.« Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. »Ich seh’
wahrscheinlich Gespenster – willst du nicht die Kinder jetzt
wecken?«
Glen ließ die beiden vor der kleinen Schule von Clark’s Harbor
aussteigen und fuhr weiter zur Galerie. Sobald er die Tür
öffnete, spürte er, daß etwas nicht stimmte.
Die Schaukästen, die erst am Tag zuvor fertig geworden
waren, lagen in einem wüsten Durcheinander von Holzteilen
und Glassplittern zertrümmert am Boden. Die von Chip vor
wenigen Tagen fest in den Wänden verdübelten Regale waren
herausgerissen und zu Kleinholz zerschlagen.
Im hinteren Raum sah es noch schlimmer aus. Rebeccas
Töpferarbeiten waren offensichtlich gegen die Wände
geschleudert worden und lagen als Scherben fast eine
Handbreit hoch davor auf dem Boden. Und seine Bilder…
Sie hingen wohl noch in den Rahmen, jemand mußte sie mit
dem Messer zerfetzt haben. Das einzige, was noch zu erkennen
war, waren die Rahmen.
Glens Schock verwandelte sich rasch in Wut und Empörung.
Wild entschlossen verließ er die Galerie – jetzt brauchte er sie
nicht mehr hinter sich zuzusperren
– und schritt mit
energischen Bewegungen und starrem Blick geradeaus durch
den Ort. Einige der Einheimischen traten verwundert zur Seite.
Kurz darauf stapfte er durch die Tür des Reviers. Chip
Connor blickte ihm erstaunt entgegen. Der Gruß erstarb ihm
auf den Lippen. Rasch stand er auf.
»Die Galerie…«, stieß Glen hervor. Am ganzen Körper
zitternd stand er vor dem Hilfssheriff. Nur mit größter Mühe
gelang es ihm, nicht einfach herauszubrüllen. Er holte tief Luft
und rang nach Worten.
»Jemand ist letzte Nacht in die Galerie eingebrochen«,
brachte er schließlich stockend heraus. »Sie haben alles kurz
und klein geschlagen.«
»Kommen Sie«, sagte Chip und wollte ihn hinausziehen.
»Wohin wollen Sie?« wollte Glen wissen.
»Ich will es mir ansehen«, sagte Chip. Seine Stimme war
von eisiger Schärfe, wie es Glen noch nie gehört hatte.
»Nicht gleich«, bat Glen. »Lassen Sie mich einen
Augenblick ausruhen.« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Haben Sie nicht einen Kaffee für mich? Oder besser noch
etwas Alkoholisches?«
Chip ließ die Tür wieder zufallen und holte Glen einen
Becher Kaffee aus der großen Maschine, die Tag und Nacht in
Betrieb war. Dann ging er zurück hinter den Schreibtisch.
»Entschuldigen Sie meine Hast«, sagte er. »Vermutlich nicht
besonders professionell von mir. Also – was ist geschehen?«
»Wenn ich das wüßte. Als ich hinkam, fand ich nur noch ein
Chaos vor. Sogar die Regale sind aus den Wänden gerissen –
Rebeccas Sachen sind völlig zertrümmert, meine Bilder
ruiniert.«
»Verdammt«, zischte Chip zwischen den Zähnen hervor.
»Wie hoch dürfte der Schaden sein?«
»Was die Einrichtung betrifft, können Sie das
wahrscheinlich sogar besser schätzen. Um ehrlich zu sein – so
genau hab’ ich es mir noch nicht angesehen. Ich war viel zu
wütend und bin sofort hierher marschiert.«
»Zu Fuß?«
»Ich hab’ gar nicht ans Auto gedacht. Im übrigen war ich so
durcheinander, daß ich bestimmt gegen den nächsten Baum
gefahren wäre.« Plötzlich schien ihm etwas aufzufallen. »Wo
ist denn Whalen?«
»Er ist heute morgen rüber zu Dr. Phelps.«
»Vielleicht ganz gut so«, meinte Glen erschöpft.
»Wahrscheinlich hätte ich jede Kontrolle verloren, wenn er mir
auf seine übliche Art entgegengetreten wäre. Gibt es vielleicht
noch etwas Kaffee?«
»Bedienen Sie sich«, antwortete Chip und beobachtete den
anderen besorgt, während dieser sich einen neuen Becher holte.
Als Glen wieder saß, fragte er ihn
Weitere Kostenlose Bücher