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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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eigentlich in eine
niedrigere Klasse gehörte – und Robby das Leben zur Hölle
gemacht. Jetzt stand Phipps ihm mit funkelnden Augen auf
wenige Schritte drohend gegenüber.
    »Willst du kämpfen?« forderte er ihn heraus.
Robby schüttelte stumm den Kopf.
»Du Feigling!« beleidigte ihn Jimmy.
»Ist er nicht!« brauste Missy auf und nahm den Bruder in
    Schutz.
»Misch dich nicht ein, Missy«, sagte Robby zu der kleinen
Schwester, »tu einfach so, als ob er gar nicht da ist.« Jimmy
Phipps wurde rot vor Wut. »Dein Vater ist ein Schwuler«,
schrie er.
Robby wußte nicht genau, was das Wort bedeutete, fühlte
sich aber verpflichtet, die Behauptung zurückzuweisen.
»Mein Vater ist Künstler!« erklärte er.
»Und mein Vater sagt, alle Künstler sind Schwule«,
triumphierte Jimmy, »mein Vater sagt, deine Eltern sind
Kommunisten und Gammler, und ihr sollt euch dorthin
zurückscheren, von wo ihr kommt!«
Robby starrte den größeren Jungen voller Zorn an. Er wußte,
daß seine Eltern es nicht gern sehen würden, wenn er sich mit
den Fäusten verteidigte, aber wie sollte er sich sonst gegen
diesen Jimmy Phipps wehren? Er trat einen Schritt vor und sah,
wie sich drei weitere Widersacher hinter Jimmy aufbauten.
»Gib’s ihm, Jimmy«, drängte Joe Taylor, »wisch mit ihm den
Boden auf.«
»Ich will nicht kämpfen«, erklärte Robby in einem letzten
Versuch, den Zusammenstoß zu vermeiden.
»Du bist eben ein Feigling!« schrie Jimmy und schlug unter
dem Beifallsgeheul seiner Freunde auf den kleineren Jungen
ein. Robby wehrte sich, so gut es ging, und plötzlich lag Jimmy
unter ihm. Aber dann griffen die anderen Jungen ein und
hielten ihn fest, so daß sein Feind sich wieder aufrappeln
konnte.
»Laßt ihn los!« schrie Missy, »laßt meinen Bruder los!«
Sie trat nach einem der Jungen, aber Robby befahl ihr, sich
rauszuhalten. Mit einem überraschenden Ruck riß er sich los
und knallte Joe Taylor seine Faust auf die Nase. Blutend und
schreiend rannte dieser Richtung Schulhaus, während die
übrigen Robby überrascht anstarrten. Auch Jimmy, der gerade
einen neuen Angriff starten wollte, blieb wie angewurzelt
stehen, als ob ihm plötzlich die Angst in die Glieder gefahren
sei. Ganz offensichtlich steckte mehr in dem Kleinen, als man
ihm ansah.
»Hör jetzt auf damit«, nutzte Robby die unverhoffte Chance,
»und dann nimmst du zurück, was du gesagt hast!«
»Also gut«, lenkte Jimmy Phipps ein, »du bist kein Feigling,
aber dein Vater ist trotzdem ein schwuler Kommunist, wie
mein Vater gesagt hat.«
Robby stürzte sich auf ihn, aber in diesem Moment erschien
ihre Lehrerin auf der Bildfläche und trennte die beiden
Streithähne voneinander.
»Das reicht jetzt«, sagte Fräulein Peters, »was ist hier
eigentlich los?«
»Robby hat angefangen, Fräulein Peters! Er hat Joe Taylor
die Nase blutig geschlagen und Jimmy Phipps angegriffen!«
Fräulein Peters unterrichtete seit dreißig Jahren an dieser
Schule und konnte sich denken, daß die Wahrheit etwas anders
aussah. Aber sie hatte gelernt, daß es keinen Sinn hatte, sie aus
einem halben Dutzend Zehnjähriger herausholen zu wollen.
Am einfachsten war es immer, sich auf gar keine Diskussion
einzulassen.
»Das interessiert mich überhaupt nicht«, sagte sie, »Robby,
du hast dich schmutzig gemacht und dein Auge sieht aus, als
ob es anschwellen würde. Am besten gehst du nach Hause.«
Jimmy Phipps grinste schadenfroh, aber Fräulein Peters
versetzte ihm einen kräftigen Dämpfer.
»Was dich betrifft, James, du kannst heute nachmittag unser
Klassenzimmer sauber machen, wobei ihr andern ihm helfen
werdet.« Sie nahm Missy bei der Hand und ging ins Schulhaus
zurück.
Einen Augenblick lang starrte Robby seine Quälgeister noch
an, dann wandte er sich Richtung Schultor. Jimmy Phipps
schrie ihm wütend hinterher.
»Wir kriegen dich schon noch, du wirst noch bereuen, nach
Clark’s Harbor gekommen zu sein!«
Robby Palmer konnte sich nicht mehr länger beherrschen.
Außerdem schmerzte sein Auge. Er brach in Tränen aus und
lief, so schnell es ging, nach Hause.
    Rebecca gab der Töpferscheibe noch einmal Schwung,
während sie den Ton mit den Fingern der rechten vorsichtig
gegen den Handteller der linken Hand drückte, um ihm die
richtige Form zu geben. Nachdem sie mit einem Tuch die
Hände gereinigt hatte und die Scheibe zur Ruhe gekommen
war, betrachtete sie ihr Werk mit kritischen Augen. Der Rand
der Vase hätte vielleicht noch etwas dünner und
geschwungener ausfallen können. Doch dann

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