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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wußte, daß
Brad sich in den kleinen Ort verliebt hatte. »Laß uns noch
einmal darüber schlafen, einverstanden?«
Sie stiegen aus und gingen auf den Gasthof zu. Elaine blieb
stehen und musterte das Gebäude. »Ich bin nach wie vor der
Überzeugung, daß es an der falschen Küste steht. Und nicht nur
das hier, sondern der ganze Ort. Alles sieht so ordentlich und
sauber aus, gar nicht wie all die andern Orte auf der Halbinsel,
die wie zufällig in die Landschaft gesetzt wirken. Man hat den
Eindruck, Clark’s Harbor hätte sich ganz bewußt diese Nische
zwischen Wald und Strand gesucht und beschlossen, sich hier
niederzulassen – als ob es seine Grenzen genau kennen und sie
niemals überschreiten würde.«
Brad lächelte. »Vielleicht ist es das, was mich so anzieht«,
meinte er, »es schlägt eine ganz bestimmte Saite in mir an; ich
fühle mich hier wohl.«
Sie gingen Arm in Arm über den Rasen und traten ein.
Hinter seinem Tresen nickte Merle Glind ihnen zu.
»Hatten Sie einen schönen Tag?«
»Sehr schön«, antwortete Brad, »ein hübsches Städtchen
haben Sie hier, wirklich sehr hübsch.«
»Wir mögen es«, meinte Glind und legte eine Pause ein,
während Brad Richtung Treppe ging.
»Machen Sie Urlaub hier?« fragte Merle abrupt.
Brad wandte sich um. »So etwas Ähnliches. Eigentlich
schauen wir uns nach etwas um, wo man eine Weile leben
könnte.«
»Wir haben schon einen Doktor«, sagte Merle hastig, »Dr.
Phelps, ist schon seit vielen Jahren hier.«
»Ich mache ihm bestimmt keine Konkurrenz, ich bin nicht
diese Art von Doktor; im übrigen habe ich sowieso nicht vor,
zu praktizieren, ganz davon abgesehen, daß es hier draußen für
meine Dienste wohl kaum Kundschaft geben dürfte.«
»Aber wenn Sie nicht arbeiten wollen, was wollen Sie
dann?« Merle Glind machte sich keine Mühe, sein Mißtrauen
zu verbergen. Was ihn betraf, so betrachtete er jeden unter
fünfundsiebzig, der nicht arbeitete, als Drückeberger.
»Ich habe vor, ein Buch zu schreiben«, erklärte Brad etwas
leichtsinnig.
Merle runzelte die Stirn. »Ein Buch? Was für ein Buch
denn?«
Brad überlegte noch, wie er es erklären könnte, als Elaine
sich einmischte. »Ein wissenschaftliches Buch«, sagte sie, »ein
Buch, das keiner lesen wird, außer vielleicht einigen Kollegen
meines Mannes.«
Brad wußte, daß er keinen Grund hatte, Elaine böse zu sein.
Im Gegenteil. Sie hatte ihn davor bewahrt, langwierige
Erklärungen abgeben zu müssen, die immer weitere Fragen
nach sich gezogen hätten. Wie sollte man einem Laien schon
erklären, was Biorhythmen sind? Er schenkte ihr ein
bewunderndes Lächeln. »Ja«, fuhr er fort, »und das hier scheint
mir dafür genau der richtige Platz zu sein – alles so friedlich
und ruhig.«
»Ich weiß nicht«, überlegte Merle zweifelnd, »mir scheint,
Pacific Beach oder Moclips würden besser passen, dort hängen
doch diese Literaten und Künstler alle herum.«
»Genau«, grinste Brad, »und feiern Partys und trinken und
tun alles, was man nicht tun darf, wenn man eine Arbeit zu
erledigen hat. Clark’s Harbor scheint mir das genaue Gegenteil
davon zu sein.«
»Ist es nicht«, brauste Glind auf, »wir hier arbeiten und tun
unsere Pflicht, wenigstens die meisten von uns. Das ist eine
ordentliche Stadt, in der sich jeder vor allem um seine eigenen
Angelegenheiten kümmert, und wir wollen, daß dies auch so
bleibt.«
Elaine schickte einen Stoßseufzer zum Himmel. Jedes Wort,
das der kuriose kleine Mann sagte, würde Brads Entschluß,
sich in Clark’s Harbor niederzulassen, nur noch bestärken.
Seine nächsten Worte bewiesen, wie recht sie hatte.
»Ich hab’ mich heute genau umgesehen. Sieht so aus, als ob
das Immobiliengeschäft hier nicht gerade munter ginge – oder
irre ich mich?«
»Überhaupt nicht«, meinte Merle, »kein einziges Haus, das
Sie kaufen könnten! Die meisten Häuser werden von
Generation zu Generation weitervererbt. Clark’s Harbor ist
anders als die meisten Orte dieser Art: unsere Kinder bleiben,
wo sie geboren sind; die meisten von ihnen zumindest.«
»Und wie sieht es mit Mieten aus? Kennen Sie ein Haus, das
man mieten könnte?«
Merle schien einen Augenblick nachzudenken. Brad fragte
sich allerdings, ob er wirklich vorhatte, seine Frage zu
beantworten oder lediglich darüber nachdachte, wie er sie am
elegantesten umgehen konnte.
Merle wollte mit seiner Antwort das Thema ein für allemal
beenden. »Ich weiß nur von einem, das unserem Polizeichef
Harney Whalen gehört. Weiß aber nicht, ob er

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