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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Mutter
auf. »Warum konnten wir nicht in Seattle bleiben?«
»Du warst krank dort.«
»Krank? Kann mich nicht erinnern.«
Rebecca umarmte ihn lächelnd. »Es ist auch besser, daß du
das nicht kannst«, meinte sie, »du hast dich dort gar nicht
wohlgefühlt, genausowenig wie Papi, Missy oder ich.«
Robby runzelte die Stirn. »Aber hier fühlen wir uns doch
auch nicht wohl – oder?«
»Es geht uns hier besser als anderswo«, meinte Rebecca
leise, »und du wirst sehen, daß sich bald alles zum Guten
wenden wird. Hör einfach nicht hin, wenn sie dich angreifen.«
»Aber sie haben nicht mich angegriffen«, erwiderte Robby,
»sie haben dich und Papi angegriffen.«
»Ist doch dasselbe. Also, du versprichst mir jetzt, daß du
dich nicht mehr prügelst.«
»Aber wenn sie wieder auf mich losgehen?«
»Dann schlägst du nicht zurück, sie lassen dich dann rasch in
Ruhe, weil es ihnen so keinen Spaß macht.«
»Aber dann halten sie mich für feige und spielen nicht mit
mir.« Rebecca fühlte sich plötzlich alt, denn sie konnte ihrem
Sohn nichts darauf erwidern. Er hatte recht; sie hatte einfach
vergessen, wie Kinder denken und reagieren. Sie entschloß
sich, das Thema fallenzulassen. Glen sollte sich damit
beschäftigen, wenn er nach Hause kam.
»Vermutlich hat es keinen Sinn, dich jetzt wieder in die
Schule zurückzuschicken?« fragte sie.
»Ich geh’ heut nicht mehr hin«, sagte Robby bestimmt. Daß
er heimgeschickt worden war, behielt er lieber für sich.
Rebecca sah sich die Wunden in seinem Gesicht genauer an,
dann fragte sie erleichtert: »Hast du Lust, mir zu helfen oder
willst du lieber am Strand spielen?«
»Ich spiel’ lieber am Strand«, entschied sich Robby.
»Das habe ich erwartet«, lächelte Rebecca. »Aber denk an
unsere Regeln.«
»Och, Mami!«
»Nichts ›och, Mami‹! Entweder du hältst dich an die Regeln,
oder du bleibst hier und hilfst mir.« Sein Gesicht drückte aus,
daß er das kleinere Übel wählen würde. »Also – du gehst nicht
weiter weg vom Haus als dreißig Meter. Und behaupte ja nicht,
du weißt nicht, was dreißig Meter sind – siehst du den großen
Baum dort.« Sie deutete auf eine riesige Zeder, die einen
Ausläufer des Gehölzes dominierte. Robby nickte feierlich.
»Das sind dreißig Meter. Also nicht weiter als bis zu diesem
Baum. Und halt dich vom Treibholz fern. Du könntest
ausrutschen und dir das Bein brechen.«
»Och, Mami…« Aber er sah, daß jeder Widerspruch
zwecklos sein würde.
»Und du bleibst vom Wasser weg – verstanden?«
»Ja.«
»Und wenn ich dich rufe, erscheinst du auf der Stelle.« Sie
stand unter der Tür und blickte ihm nach, als er Richtung
Strand davon strolchte. Noch immer kam es ihr wie ein
Wunder vor, daß sie ihn allein spielen lassen konnte, ohne sich
dauernd sorgen zu müssen, was er wohl als nächstes anstellte.
Mit einem glücklichen Lächeln machte sie sich wieder an ihre
Hausarbeit.
    Brad Randall hielt vor dem Gasthof, stellte den Motor ab und
schlug sich dann mit der flachen Hand plötzlich gegen die
Stirn, als ihm etwas einfiel.
    »Verdammt«, sagte er, »das haben wir ja ganz vergessen!«
»Was haben wir vergessen?« fragte Elaine.
Sie hatten den Tag damit verbracht, sich Clark’s Harbor in
allen Winkeln anzusehen, unmöglich, daß sie etwas
ausgelassen haben könnten. »Die Palmers, wir sagten doch, wir
würden einen Sprung bei ihnen reinschauen.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät«, meinte Elaine mit einem Blick
auf die sinkende Sonne. »Im übrigen hat er es wohl eher aus
Höflichkeit gesagt, schließlich kennen wir uns ja gar nicht so
gut.«
    »Aber ich will unbedingt Robby wiedersehen«, beharrte
Brad, »wenn es wirklich ein Wunder gegeben hat, will ich
mich mit eigenen Augen davon überzeugen.«
»Vielleicht kannst du noch bis morgen warten«, seufzte
    Elaine, »im Augenblick bin ich groggy.«
»Ich hab’ dich ganz schön rumgehetzt, stimmt’s?« lächelte
Brad, »und was hältst du jetzt davon, wie gefällt es dir hier?«
»Ich weiß nicht so recht«, meinte Elaine nachdenklich, »es
ist hübsch hier, wirklich. Wäre nicht die Sache mit dem Fischer
und dem Hund gewesen, ich wäre begeistert. Aber so weiß ich
nicht so recht…«
»Aber das hat doch nichts zu bedeuten, Liebling«, versuchte
Brad abzuwiegeln, »solche Dinge können doch überall
vorkommen.«
»Aber sie sind hier geschehen«, widersprach Elaine trotzig,
»und so leid es mir tut
– ich kann sie nun einmal nicht
vergessen.« Sie bereute ihre Worte sofort, denn sie

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