Am Strand des Todes
wollte, und Elaine schlang die Arme um
ihn. Sie wußte jetzt plötzlich, wem der Hund gehört hatte, der
mit gebrochenem Genick nicht weit von hier am Strand
begraben lag… »Ist ja gut, ist ja gut«, tröstete sie ihn. »Mach
dir über ihn keine Sorgen. Wahrscheinlich strolcht er irgendwo
herum, aber er kommt bestimmt wieder heim.«
»Missy sagt, er kommt nie wieder«, schluchzte Robby, »sie
wollte mir auch nicht beim Suchen helfen, weil sie meint, daß
er für immer weg ist.«
Bevor sich die Randalls über die Bedeutung dieser seltsamen
Auskunft Gedanken machen konnten, hörte man vom Wald her
einen Ruf.
»Robby? Robby?«
»Hier drüben!« rief Brad zurück. »Näher am Strand!«
Einen Augenblick später erschien Glen Palmer unter den
Bäumen. »Dr. Randall? Was machen denn Sie hier? Haben Sie
nicht Robby irgendwo gesehen…?« Dann sah er seinen Sohn
und kletterte rasch über das Strandgut. »Robby – ich hab’
überall nach dir gesucht!«
»Ich mußte doch nach Snooker schauen«, schluchzte Robby.
»Du hast versprochen, nach ihm zu suchen, aber du hast es
nicht gehalten, deshalb mußte ich doch…« Er rannte zu seinem
Vater und drückte sein Gesicht an ihn. Glen hielt ihn einen
Augenblick umfangen; irgendwie wirkte er hilflos auf die
Randalls. Dann beugte er sich zu Robby hinab und blickte in
die tränenerfüllten Augen seines Sohns.
»Ich wollte ja nach ihm sehen, aber deine Mutter brauchte
mich noch«, versuchte er zu erklären. »Wir mußten noch etwas
besprechen; sofort danach wollte ich nach ihm suchen.«
Robby schaute mißtrauisch zu seinem Vater hoch. Konnte er
ihm glauben? Glen wandte sich an die Randalls.
»Sie haben nicht zufällig einen Hund hier draußen gesehen?«
fragte er ohne große Hoffnung. Elaines Blick streifte das Kind.
Unwillkürlich biß sie sich auf die Lippen.
»Wir sind noch nicht lange hier«, wich sie einer direkten
Antwort aus. Sie würde Palmer unter vier Augen von ihrem
Fund erzählen, wenn der Junge außer Hörweite war. »Wir
wollten uns hier einmal bei Nacht umsehen.«
»Hier, an der Sod Beach?« wunderte sich Glen.
»Wir wollten vor allem das Haus sehen«, erklärte Elaine,
»wir haben heute das alte Haus gemietet.« Sie deutete auf das
etwas windschiefe Gebäude, was aber Glens Verwunderung
nur noch steigerte.
»Sie wollen behaupten, Whalen hat es Ihnen vermietet?«
fragte er kopfschüttelnd, »das kann ich, verdammt noch mal,
nicht glauben!«
»Zuerst schien er wirklich nicht zu wollen«, sagte Brad und
lachte auf, »aber dann tat er es doch.« Ein seltsames Gefühl
beschlich ihn, als er wieder an das seltsame Verhalten des
Polizeichefs bei der Unterzeichnung des Mietvertrags dachte,
aber davon wollte er Glen nichts sagen.
»Mir wollte er es unter keinen Umständen geben«, meinte
Glen fast bitter. Doch dann hellte sich sein Gesicht wieder auf.
»Wollen Sie nicht mit mir zurückgehen? Rebecca wartet auf
mich, krank vor Sorge um Robby; ich muß sehen, daß ich
heimkomme. Außerdem haben Sie es gestern versprochen.
Rebecca wäre bestimmt enttäuscht, wenn Sie nicht
mitkommen. Um ehrlich zu sein – sie hat hier kaum jemand,
mit dem sie sich unterhalten kann.«
»Aber natürlich«, nahm Elaine die Einladung an, »wir
wollten ja heute schon bei Ihnen reinschauen, aber wir hatten
zu viel zu tun. Schließlich mußten wir eine wichtige
Entscheidung fällen, und das braucht seine Zeit. Trotzdem war
es nicht besonders höflich von uns, nicht wahr?« Damit nahm
sie Glens Arm und begann mit ihm den Strand hinaufzugehen.
Brad, der sofort wußte, daß seine Frau Glen über ihren Fund
Bescheid sagen wollte, hielt mit Robby entsprechend Abstand.
Er versuchte den Jungen abzulenken und nutzte die
Gelegenheit, ihn sich genauer anzusehen.
Die Veränderungen in seinem Verhalten waren wirklich
gewaltig. Keine Spur mehr von dem hektischen, zwanghaft
aktiven Kind, an das er sich noch so gut erinnerte. Neben ihm
schien ein ganz normaler Neunjähriger zu gehen, der sich
neugierig für alles interessierte und seine Entdeckungen sofort
weitergab, doch nicht mehr in dieser obsessiven Art wie noch
vor einigen Monaten. Je länger er ihn beobachtete, desto größer
wurde seine Verwunderung. Was nur mochte die Ursache dafür
sein? Welche Einflüsse hatten zu diesen Veränderungen
geführt? Wirkten diese Einflüsse etwa auch in diesem
Augenblick? Fast wirkte der Junge zu angepaßt, zu normal auf
ihn… Oder machte er sich schon wieder unnötige Sorgen?
Erst als sie sicher war, daß Robby
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