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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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mittellos.«
»Und dann geht es natürlich um Robby«, warf Glen ein.
Rebecca schien fast etwas bestürzt darüber. Brad dagegen
griff das Thema sofort auf. »Ja, die Veränderung an ihm ist fast
unglaublich. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen
hätte – ich würde es nicht glauben. Haben Sie eigentlich eine
Idee, was die Ursache dafür ist?«
»Nicht die geringste«, zuckte Glen die Schultern, »aber das
kümmert uns auch nicht weiter. Hauptsache, Robby fühlt sich
wohl. Und solange das der Fall ist, werden wir auch in Clark’s
Harbor bleiben, komme, was da wolle.«
»Ist es denn wirklich so schlimm hier?« erkundigte sich
Elaine mitfühlend, »oder bin ich zu neugierig?«
»Nein, auf keinen Fall«, widersprach Rebecca mit
Nachdruck. »Es ist vielleicht gut für uns, darüber zu sprechen
und die Meinung anderer dazu zu hören. Manchmal meinen
wir, auf Clark’s Harbor bereits mit Verfolgungswahn zu
reagieren. Aber eigentlich sollte ich Sie nicht damit belästigen
– es ist so – so deprimierend.« Sie griff nach der Weinflasche
und goß allen nach.
»Aber nein, reden Sie ruhig«, meinte Elaine, »zumindest
wissen wir dann, was uns erwartet.«
Leise, als würde sie sich dessen schämen, erklärte Rebecca,
woher sie das Gefühl hatten, die ganze Stadt wäre gegen sie.
»Aber es gibt nie etwas, worauf man sie festnageln kann«,
ergänzte Glen. »Jedesmal, wenn etwas schiefgeht, gibt es eine
Erklärung dafür. Außer daß man das Gefühl hat, daß es immer
nur bei Fremden schiefgeht, nie bei Einheimischen. Und dann
natürlich diese Sache heute morgen.«
»Heute morgen?« Elaine schien nicht sofort zu begreifen.
»Oh, Sie meinen Mrs. Shelling?«
Glen nickte, während Rebeccas Gesicht voller Betroffenheit
war.
»Haben Sie sie gekannt?« wollte Brad wissen.
»Nicht wirklich«, erwiderte Glen. »Aber gestern abend bin
ich ihr noch am Strand begegnet – offensichtlich kurz bevor sie
es tat.«
»Kurz bevor sie es tat?« wiederholte Elaine fragend. »Sie
halten es also für ausgeschlossen…?«
»Es geschah auf unserem Land«, Glen schien ihren Einwand
überhört zu haben. »Es geht durch den Wald bis zur Straße und
dann rund dreißig Meter an der Straße entlang. Miriam
Shelling erhängte sich an einem unserer Bäume.«
»Oh, mein Gott«, sagte Elaine leise, »es tut mir leid, das
muß schrecklich für Sie gewesen sein, Rebecca.«
»Ich sehe sie noch vor mir«, flüsterte Rebecca tonlos,
»immer wenn ich die Augen schließe sehe ich sie dort hängen.
Und die Kinder – wie sie wohl auf diesen Anblick reagiert
hätten?«
»Aber das Ganze hatte doch mit Ihnen persönlich nichts zu
tun«, meinte Brad.
»Wirklich nicht?« meinte Rebecca düster. »Das frage ich
mich immer wieder. Wir haben gestern noch mit ihr
gesprochen. Sie kam in die Galerie und überhäufte uns mit
wirren Tiraden; wir dachten, sie wäre nicht mehr klar bei
Verstand…«
»Offensichtlich war es ja auch so«, stimmte Brad zu.
»Sie behauptete, ›sie‹ hätten ihren Mann getötet – und ›sie‹
würden auch uns töten. Und dann letzte Nacht…« Rebecca
brach ab, da sie ganz offensichtlich mit den Tränen kämpfte.
Glen sah, wie seiner Frau zumute war und fuhr fort. »Sie sehen
also, daß es nicht leicht war hier.« Er lachte befangen. »Das
nenne ich ein herzliches Willkommen – nicht wahr? Wollen
Sie es trotzdem hier versuchen?«
»Aber ganz sicher«, erwiderte Brad, was ihm erstaunte
Blicke der beiden Palmers eintrug. »Sie sprachen von
Verfolgungswahn, und ich halte es für möglich, daß Sie damit
der Sache ziemlich nahekommen. Sie beide haben hier draußen
in einer Art Vakuum gelebt, soweit ich das beurteilen kann –
und in einem solchen Zustand können seltsame Dinge
geschehen. Vor allem verschieben sich die Proportionen.
Dinge, die unter normalen Umständen klein erscheinen,
bekommen plötzlich riesige Dimensionen. Und je länger ein
solcher Zustand andauert, desto schlimmer scheint alles. Aber
das Schlüsselwort hier ist ›scheint‹. Wie schlimm sind die
Dinge denn nun wirklich? Können Sie beispielsweise die
Galerie eröffnen, bevor Ihnen das Geld ausgeht?«
»Sieht ganz so aus, obwohl ich noch nicht weiß, wie ich das
hinkriegen soll.«
»Wollen Sie, daß ich es Ihnen sage? Durch ständiges
Arbeiten und Schritt für Schritt vorangehen. Im Grunde ist
doch alles einigermaßen nach Plan verlaufen
– oder etwa
nicht?«
»Nun – eigentlich hatte ich gehofft, die Galerie jetzt bereits
eröffnet zu haben…«
»Gehofft!«

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