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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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starrte ängstlich nach oben in die Bäume
– und zuckte zusammen, als ein riesiger Schatten über die
Lichtung schwebte. Ein Vogel, versuchte Robby sich
zu
beruhigen, nur ein Vogel. Aber rasch suchte er die Fortsetzung
des Pfads und hastete weiter. Er meinte, hinter sich die Schritte
seines Vaters zu hören und begann zu laufen.
    Brad und Elaine Randall lagen eng umschlungen und genossen
das Gefühl der Verbundenheit, das sie immer erfüllte, wenn sie
sich geliebt hatten.
    »Das war wundervoll«, murmelte Elaine. »Bin ich eigentlich
pervers, weil mir Sex im Freien so gut gefällt?«
»Pervers wohl kaum«, lächelte Brad, »aber ganz schön
sinnlich.«
Er drückte sie an sich, und sie erwiderte die Geste. Dann
begann er sie ohne Übergang zu kitzeln, und sie rollten sich
lachend und prustend im Sand. Plötzlich zuckte Elaine
zusammen.
»Hast du das gehört?«
»Was denn? Ich höre nur das Meer.«
»Nein, etwas anderes. Ein Schrei.«
Brad lauschte einen Augenblick lang angestrengt, hörte aber
nichts als das Rauschen der Dünung. Dann schien ein riesiger
Schatten über sie zu fallen, und als sie aufblickten, hatte sich
eine große Wolke vor den Mond geschoben, so daß die Nacht
plötzlich sehr viel dunkler wurde.
»Ich hör’ nichts«, sagte er, aber Elaine brachte ihn sofort
wieder zum Schweigen.
»Schsch.« Sie lauschte. »Da ist etwas«, flüsterte sie, »ich
höre etwas zwischen den Bäumen.« Sie zog den Mantel um
sich und stand auf.
»Stell dich doch nicht so an«, meinte Brad, »da ist nichts,
vielleicht ein Tier.« Aber auch er starrte jetzt zu dem Wäldchen
hinüber. Jetzt hörte er es auch: das Knacken von Zweigen wie
unter Schritten. Er stand rasch auf und legte seinen Arm
schützend um Elaines Schultern. Dann hörte man von weiter
oben am Strand einen Ruf und wieder dieses Knacken. Jetzt
aber schon näher. Es schien direkt auf sie zuzukommen.
»Wer ist da?« schrie Brad.
Tödliche Stille.
»Wer ist da?« wiederholte er laut
– und wieder diese
Geräusche, jetzt noch näher und unzweifelhaft unmittelbar vor
ihnen. Er stellte sich vor Elaine. Was aus dem Wäldchen auch
drohen mochte, er mußte zuerst mit ihm fertig werden.
Die Wolke vor dem Mond war weitergezogen, und wieder
badete der Strand in seinem geisterhaften Licht. Da sah Brad
von der anderen Seite der Treibholzbarriere ein völlig
verängstigtes Gesichtchen zu sich hochstarren.
»Ist ja in Ordnung«, sagte er beruhigend, »komm zu uns
rüber.«
Und Robby Palmer begann über das Treibholz zu klettern.
Wer immer diese Leute auch waren, sie flößten ihm sehr viel
weniger Angst ein als die Schatten und die Geräusche des
Waldes. Dort hatte er sich gar nicht wohl gefühlt. Ganz im
Gegenteil.
10
    Robby zögerte einen Augenblick, bevor er auf der anderen
Seite des Treibholzes hinabzuklettern begann. Vielleicht sollte
er doch besser davonlaufen, natürlich nicht zurück in den
Wald, sondern entlang dem Strand auf das vertraute Licht der
kleinen Hütte zu. Doch als Elaine hinter Brad sichtbar wurde,
war seine Angst endgültig verschwunden.
»Ich suche nach meinem Hund«, erklärte er schüchtern.
    »Ist es dafür nicht ein bißchen spät?« fragte Brad, »die
meisten Neunjährigen sind um diese Zeit längst im Bett.«
Robby musterte ihn erstaunt. »Woher wissen Sie denn, wie
alt ich bin?«
»Wie könnte ich denn etwas so Wichtiges vergessen«,
lächelte Brad. »Erkennst du mich denn nicht?«
Robby schüttelte den Kopf.
»Ich bin Dr. Randall aus Seattle. Erinnerst du dich denn gar
nicht mehr?«
»Sind Sie der Doktor, zu dem ich immer gehen mußte, als
ich noch krank war?«
»Genau der.«
»Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, daß ich
krank war.«
Bevor Brad das Thema weiterverfolgen konnte, hatte sich
Elaine neben den kleinen Jungen gekniet.
»Wissen denn deine Eltern, wo du bist?«
»Ich glaube schon«, erwiderte Robby, »ich glaube, ich habe
vor einer Weile meinen Vater nach mir rufen hören.«
»Hast du ihm geantwortet?«
Robby schüttelte den Kopf. »Vielleicht war es gar nicht mein
Vater«, sagte er leise, »vielleicht war es jemand ganz anderer.«
»Wer?« wunderte sich Brad.
»Ich – ich weiß nicht«, stammelte Robby.
»Nun, ich denke, wir bringen dich jetzt besser nach Hause.
Deine Eltern sind bestimmt in größter Sorge um dich.«
»Aber ich muß doch meinen Hund suchen«, protestierte
Robby. »Er ist schon seit zwei Nächten verschwunden, und
Daddy will nicht nach ihm schauen.« Robby sah aus, als ob er
in Tränen ausbrechen

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