Am Strand des Todes
unbeeindruckt.
»Aber ich hab’ keinerlei Probleme, mich mit einem kleinen
Topf heißen Wassers von Kopf bis Fuß sauber zu kriegen. Und
nachdem ich darin gebadet habe, kann ich mich auch noch
damit rasieren…«
Elaine starrte ihn in komischer Entrüstung an. »Du? Du
brauchst doch immer das ganze heiße Wasser auf mit deinen
Zwanzig-Minuten-Dusch-Orgien!«
»Wenn genug vorhanden ist, warum nicht?« konterte Brad.
»Aber etwas gern tun, heißt nicht, daß man ohne nicht mehr
leben kann. Gib mir ein paar Becher heißes Wasser, und ich
bin völlig zufrieden.«
»Gut«, meinte Elaine sarkastisch, »dann wirst du dich in
Zukunft als zweiter waschen – sofern noch heißes Wasser
übrig sein sollte.«
»Bevor wir uns noch weiter in die Freuden des einfachen
Lebens vertiefen«, mischte Glen sich ein, »hätte ich gern
gewußt, wie Sie Harney Whalen dazu gebracht haben, Ihnen
das alte Baron-Haus zu vermieten? Wir haben es auch
versucht, doch er lehnte kategorisch ab.«
»Vielleicht wollte er nicht an Mieter mit Kindern
vermieten«, gab Elaine zu bedenken.
»Diesen alten Kasten?« meinte Rebecca, »ich möchte das
Haus nicht miesmachen, Gott weiß, es ist um vieles besser als
diese Hütte hier, aber Kinder könnten an ihm bestimmt nichts
mehr ruinieren.«
»Es war auch etwas anderes«, pflichtete Glen ihr indirekt
bei. »Zuerst dachte ich, er hätte persönlich etwas gegen uns,
aber dann änderte ich meine Meinung. Ich glaubte, er wollte
überhaupt nicht vermieten und schon gleich gar nicht an
Fremde. Aber ganz offensichtlich täuschte ich mich.«
»Da bin ich nicht so sicher«, erwiderte Brad nachdenklich.
»Er wollte uns ja zunächst auch nicht haben. Als er mir dann
den Mietvertrag hinhielt, wirkte er äußerst seltsam – als ob er
gar nicht wußte, was er tat.«
»Das ist wirklich seltsam«, stimmte Rebecca zu.
»Alles hier ist ein wenig seltsam«, schloß sich Brad an. »So
seltsam, daß ich darüber ein Buch schreiben möchte.«
»Ein Buch?« Glen warf Brad einen überraschten Blick zu.
»Sie wollen mich auf den Arm nehmen – wie ein Schriftsteller
sehen Sie wirklich nicht aus.«
»Vielleicht nicht«, grinste Brad, »aber ich trage schon lange
eine Idee mit mir herum. Und jetzt, glaube ich, ist die Zeit
dafür gekommen – und Sod Beach scheint genau der richtige
Ort dafür. Deshalb sind wir hier.«
»Einfach so – und für immer?« zweifelte Rebecca.
»Ganz so einfach ist es nicht«, erwiderte Elaine, »zuerst
müssen wir noch mal zurück nach Seattle und zu Hause alles in
Ordnung bringen. Aber spätestens in zwei Wochen sind wir
wieder da.«
»Zwei Wochen«, wiederholte Rebecca fast atemlos,
»solange halte ich es noch aus.« Unwillkürlich hatte sie es so
laut gesagt, daß alle es hören konnten. Glen schien völlig
überrascht. Brad hakte sofort nach.
»Das verstehe ich nicht so richtig«, meinte er lächelnd, um
Rebecca nicht kopfscheu zu machen. Trotzdem errötete sie
heftig und versuchte das Gesagte abzuschwächen.
»Ist ja auch nicht wichtig«, wehrte sie ab; doch dann schien
sie es sich anders zu überlegen. »Doch, ja, es ist wichtig«, fuhr
sie hastig fort, »es ist verdammt einsam hier draußen, und
manchmal habe ich richtig Angst. Sie können sich gar nicht
vorstellen, wie sehr ich mich freue, daß Sie bei uns am Strand
wohnen werden. Ich weiß, daß das seltsam klingt, da wir uns
doch kaum kennen, aber manchmal bin ich mit den Nerven fix
und fertig. Von jetzt an sind wir auf jeden Fall nicht mehr die
einzigen…«
»Die einzigen?« wiederholte Elaine fragend.
»Die einzigen Fremden hier«, erklärte Rebecca.
Dann musterte sie abwechselnd ihre beiden Gäste und fragte
mit einer Stimme, aus der fast so etwas wie Panik herausklang:
»Sie sind doch fremd hier, nicht wahr? Oder haben Sie etwa
Verwandte in Clark’s Harbor?«
»Jetzt verstehe ich«, meinte Elaine und lehnte sich zurück.
»Nein, wir kennen keine Seele hier – außer Ihnen; und wir
haben keinerlei Verwandte hier.« Dann fügte sie hastig hinzu:
»Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen – es ist alles andere
als leicht, hier in Clark’s Harbor als Fremder zu leben …«
»Es ist schrecklich«, pflichtete Rebecca ihr leise bei,
»manchmal möchte ich alles hinwerfen und von hier
verschwinden.«
»Und warum tun Sie es nicht?« fragte Elaine.
»Da gibt es viele Gründe«, sagte Rebecca vage. »Unser
ganzes Geld ist hier festgelegt – nicht daß es besonders viel
wäre… Aber wenn wir jetzt wegziehen würden, wären wir
völlig
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