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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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meinte Brad vorwurfsvoll. »Aber wie sah Ihre
Planung dafür aus?«
Glen grinste. »Wenn man es richtig betrachtet, bin ich
meinem Plan sogar voraus – in Anbetracht meiner zwei linken
Hände…«
»Was Sie also wirklich aufgehalten hat, ist Ihre eigene
Einstellung gegenüber den Schwierigkeiten…«
»Oh, das reicht jetzt, Brad, sei fair«, unterbrach ihn Elaine.
»Du weißt doch inzwischen selbst, wie Clark’s Harbor zu
Fremden ist. Überall ist das zu bemerken. Du hast genausogut
wie ich gehört, was die Leute bei unserem ersten Besuch im
Cafe über Glen sagten.«
»Sie haben über mich gesprochen?« fragte Glen, und die
Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Elaine
wich seinem Blick aus, hätte sie doch nur den Mund gehalten!
»Nun, das ist mir neu«, fuhr er fort. »In meiner Gegenwart
markieren sie alle die Taubstummen. Und was haben sie nun
Schönes über mich gesagt?«
»Oh, den üblichen Kleinstadtklatsch über Künstler«,
antwortete Elaine mit erzwungener Fröhlichkeit. Aber Rebecca
wollte das Thema unbedingt weiterverfolgen.
»Es muß wohl etwas mehr gewesen sein, wenn Sie sich noch
daran erinnern«, meinte sie mit leichtem Vorwurf.
»Nun, im wesentlichen schien keiner von ihnen Sie gerne
hier zu haben«, erklärte Elaine zögernd, um dann hastig
hinzuzufügen: »Aber ich bin froh, daß Sie hier sind – aus
demselben Grund, aus dem Sie sich über unser Kommen
freuen. Vielleicht können wir gemeinsam diesen Lästerzungen
Paroli bieten – oder vielleicht gar den Fluch von hier nehmen.«
Erschrocken blickte sie die andern an. Was hatte sie da nur
gesagt? »Tut mir leid, ich glaube, ich spreche langsam wie
Miriam Shelling – ist es nicht so?«
»Das macht doch nichts«, tröstete Rebecca. »In Ihrer
Gesellschaft und mit ein, zwei Gläsern Wein im Bauch sieht
das alles ganz anders aus. Vor einer Stunde noch wäre ich am
liebsten auf und davon… Ist noch Wein in der Flasche?«
Glen goß jedem noch etwas ein und entschuldigte sich dann,
um Feuerholz zu holen.
»Ich freue mich wirklich, Sie hier zu haben«, wiederholte
Rebecca in seiner Abwesenheit. »Ich wußte gar nicht, wie sehr
ich von der Gesellschaft anderer Menschen abhing, bis wir
hierherzogen, wo ich plötzlich niemand mehr hatte, mit dem
ich mich unterhalten konnte. Manchmal dachte ich, ich würde
verrückt, und Glen ging es bestimmt genauso. Wir haben es
jetzt schon so lange ausgehalten und uns immer wieder
gegenseitig auf bessere Zeiten vertröstet. Aber erst seit heute
abend glaube ich auch daran – wirklich!« Sie lächelte. »Ich
hoffe, ich gehe Ihnen nicht allzusehr auf die Nerven

wahrscheinlich komme ich während der ersten Tage alle fünf
Minuten zu Ihnen hingelaufen, um nachzuschauen, ob Sie noch
da sind…«
»Hoffentlich tun Sie das, sonst muß ich dauernd den Strand
rauf und runter rennen, um von Ihnen das Überleben ohne
Elektrizität zu lernen…«
»Warum sprechen Sie nicht mit Whalen, daß er Ihnen Strom
ins Haus legt?« fragte Glen, der beim Eintreten Elaines
Bemerkung noch mitgekriegt hatte. »Es kann nicht viel kosten,
denn die Hauptleitung ist nicht weit von Ihrem Haus.«
»Das rentiert sich nicht«, meinte Brad. »Im übrigen zweifle
ich, ob Whalen damit einverstanden wäre. Aus irgendeinem
Grund scheint er es mit der Vergangenheit zu halten. Er hat uns
da so eine alte indianische Geschichte über den Strand des
Todes erzählt.«
»Wenn man bedenkt, was letzte Nacht passiert ist…«,
meinte Elaine gedankenverloren.
»Aber Mrs. Shelling hat sich selbst getötet«, wies Brad sie
zurecht. »Und außerdem war sie nicht im Sand begraben wie
die Opfer in Whalens Geschichte.«
Nein, aber der Hund war es, dachte Elaine plötzlich entsetzt.
Diesmal hielt sie ihren Mund. Durch ein Zeichen gab sie ihrem
Mann zu verstehen, daß es Zeit zum Gehen sei. Kurz darauf
waren sie auf ihrem Weg zurück über den Strand. Glen und
Rebecca sahen ihnen nach, bis sie nur noch vage Schatten unter
dem Mondlicht waren. Sie gingen zurück in die Hütte,
schlossen die Tür und legten die Arme umeinander. »Jetzt wird
alles besser werden, nicht wahr?« flüsterte Rebecca.
»Ja, Liebling, ganz bestimmt«, meinte Glen zärtlich. Auf
keinen Fall konnte er ihr gerade jetzt von jenem seltsamen
Gefühl erzählen, das er vorher beim Holzholen gehabt hatte:
das Gefühl, beobachtet zu werden…
11
    »Das hätten wir«, sagte Elaine und ließ den letzten Koffer
zuschnappen. Sie inspizierte den Raum ein letztes Mal, wobei
sie jede Schublade

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